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Gedanken zu der Relevanz der frühen, bewussten Stellung

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Ehemaliges Mitglied 616
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Ausgehend von meinem RU diese quält mich mal wieder die Frage, wie wichtig die Stellung beim Reiten wirklich ist.

Es gibt ja viele Herangehensweisen, u.a. auch der Longenkurs, da ist die Stellung elementar und der Rest baut darauf auf. Salopp gesagt, wenns Genick nicht locker ist, muss ich mit dem Rest nicht anfangen.

Nun habe ich Dienstag zwei vollkommen verschiedene Perdetypen geritten, einmal kurz, hypermobil und sehr gewandet was das schummeln angeht, einmal groß, lang und eher steif und fest.
Bei beiden hat dieselbe Herangehensweise funktioniert - Zügel nur zur "Deko" in der Hand haben, einfach den Rahmen anbieten, der Fokus lag auf dem energischen, reellen Untertreten bspw. über Schulterherein auf dem Zirkel im Wechsel mit Abstrecken auf der Geraden.

Beide Pferde konnten nach einer halben Stunde einwandfrei in Stellung gehen, und zwar in soviel Stellung wie nötig war, nciht überstellt, nicht angetäuscht.

Für mich war das sehr faszinierend, durch den LK habe ich selbst auch den Fokus mehr auf das nachgiebige Genick gelegt und habe kaum noch an anderen Sachen gearbeitet. Schulterherein wollte ich anfangen, wenn die korrekte Stellung mal wirklich sitzt... Nun wurde mir mal wieder vor Augen geführt, dass das nicht der einzige Weg ist (ich selbst habe es ja früher auch anders gemacht)

Wie sind da Eure Erfahrungen? Kommt ihr mit der einen oder der anderen Methode besser klar? Habt ihr schon langfristige Erfahrungen sammeln können?
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penelope
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Re: Gedanken zu der Relevanz der frühen, bewussten Stellung
« Antwort #1 am: 10. April 2014, 17:17:22 »
"von hinten nach vorne" sollte (für mich) immer an erster Stelle stehen.

Ich verteufel Methoden, die eher vorne ansetzen, wie etwa den Longenkurs oder PK nicht komplett, für mich sind das jedoch eher Notfallmaßnahmen, die man auch mal einsetzen kann, wenn es irgendwo grade mal massiv klemmt.
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Re: Gedanken zu der Relevanz der frühen, bewussten Stellung
« Antwort #2 am: 10. April 2014, 18:41:41 »
Das ist so eine "es kommt drauf an" - Geschichte. Wenn das Pferd vorne so blockiert ist (und damit meine ich den Bereich vom Genick bis zu den Schultern) dass es von alleine überhaupt nicht zur Losgelassenheit findet, habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, quasi von beiden Enden her zu arbeiten.
Also sehr vorsichtig dem Pferd die Idee von Stellung zu vermitteln, und dann immer wieder am Vorwärts zu arbeiten. Beides gleichermassen aufgebaut führt dann zu dem richtigen "von hinten nach vorne".
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re: Gedanken zu der Relevanz der frühen, bewussten Stellung
« Antwort #3 am: 10. April 2014, 19:32:59 »
Ich würde sagen, im LK selber ist es auch nicht ganz so gut formuliert.

Auf dem Kurs hatte Babette es durchaus so gehandhabt, dass man erstmal für eine mehr oder weniger aktive Hinterhand gesorgt hat, bevor man dann wirklich Stellung angefragt hat.
Wenns Pferd aber schon wie ne Giraffe rumgelaufen ist, hat sie da auch mit leichter Massage an Hals und/oder Genick gearbeitet, damit es einfach mal etwas lockerer lässt.

Insofern verstehe ich den LK jetzt nicht wirklich so, dass man da immer zuallererst mal die Stellung haben muss, bevor man sonst irgendwas machen kann.
An sich arbeite ich (wenn wir denn mal was ernsthaft arbeiten  :confused:) schon so, wie ich es beim LK Kurs gelernt habe (oder wie ich es verstanden habe) - was aber an sich genau das ist, was Heike auch beschreibt.

Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, wie das funktionieren soll, wenn man ausschließlich an der Stellung arbeitet, bevor man weitermacht...aber ich bin da auch absoluter Laie  :cheese:
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ponymieze
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Re: Gedanken zu der Relevanz der frühen, bewussten Stellung
« Antwort #4 am: 11. April 2014, 12:44:28 »
Ich hab festgestellt, wenn das Genick frei ist, wenn ich den kopf Stelle und die Schulter raustreibe folgt der pö fast von allein. Ist am Anfang zu viel Stellung. Hat sich aber nach 3 übungseinheiten sofort gegeben, da ich vorne gar nicht mehr anfassen muss sondern nur die Schulter antippe und Zack kommt der Kopf rein, dann Gerte auf Po zeigen und das Pferd tritt herrlich unter den Schwerpunkt. Neuerdings hab ich wieder ein zügiges Pony und es wird stetig besser:)
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Re: Gedanken zu der Relevanz der frühen, bewussten Stellung
« Antwort #5 am: 11. April 2014, 15:55:51 »
Insofern verstehe ich den LK jetzt nicht wirklich so, dass man da immer zuallererst mal die Stellung haben muss, bevor man sonst irgendwas machen kann.

Die Stellung ist halt der Schlüssel zur korrekten Biegung... Wenn die Stellung korrekt ist, richtet sich die Wirbelsäule entsprechend aus. "Ohne Stellung keine Biegung", das kennt man schon seit jahrhunderten. Wenn also das Pferd nicht in Stellung geht, können zb die Halswirbel entgegen der Biegung gestellt sein, dann stützt sich das Pferd vermehrt auf die Schulter, weil es einfach gar nicht anders kann... und der Rücken geht dann quasi s-förmig in die anderen Richtung, was wiederum das Becken ausgleichen muss.

Um also überhaupt einen korrekten Impuls von hinten nach vorne zu bekommen, muss das "nach vorne" quasi gebahnt werden ("wir machen den Weg frei "  :cheese: ) .

das Kippen des Halskammes zb verrät ob das Pferd in korrekter Stellung ist oder nicht.
(Ich stelle mich vor das Pferd (oder sitze drauf) und frage das Pferd vorsichtig in Rechts- und Linksstellung. Das ist nur eine ganz kleine Bewegung im Genick. Wenn die Stellung richtig ist, sollte der Halskamm oben "rüber und nüber" springen, weil dann bei korrekter Biegung die Halsoberlinie quasi in Spannung kommt und sich dadurch entspannt, dass sie springt.)

Wenn ich also von vorneherein drauf achte, in jeder Kurve wirklich korrekte Stellung zu haben, ergibt sich die gehobene Schulter fast von alleine. Zumindest hat das Pferd es in Folge dessen erheblich leichter, über das aktive Hinterbein auch den Rücken von hinten anzuheben und damit auch wieder die Schultern und die Balance zu beeinflussen.

Andersherum funktioniert es eben auch so, dass das aktive Hinterbein von hinten den Rücken aufwölbt, indem es unter den Schwerpunkt tritt. Dann wird die Muskelkette der Hinterhandbeuger aktiv, die nun weiter in den Brustwirbelteil (die "Sattellage" wirkt und, wenn es gut und korrekt und ohne Blockierungen (Stichwort ISG) ist, die Wirbelsäule bei aktiver Bauchmuskulatur ausrichten kann.
Dann kann sich wiederum diese Ausrichtung bis vorne durchschwingen und das Pferd bei leichtester Hilfe in die korrekte Stellung führen, weil sie schon von hinten her vorbereitet wird.
Das ist ja der ganz klassische Weg.

Wenn aber, wie schon gesagt, im HWS und BWS-Bereich Festigkeiten in der Muskulatur sind, wird das nur selten so funktionieren, weil die Ausrichtung nicht durchfliessen kann.
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Ehemaliges Mitglied 616
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Re: Gedanken zu der Relevanz der frühen, bewussten Stellung
« Antwort #6 am: 20. April 2014, 18:06:49 »

Wenn aber, wie schon gesagt, im HWS und BWS-Bereich Festigkeiten in der Muskulatur sind, wird das nur selten so funktionieren, weil die Ausrichtung nicht durchfliessen kann.

Vielleicht ist das genau der Punkt, der mein tlw. schon verzweifeltes "Von hinten nach vorne reiten" bei meinem Pferd so erfolglos gemacht hat. Da war wahrscheinlich einfach alles zu fest, um überhaupt reagieren zu können. Dann habe ich irgendwann angefangen, es konsequent über Stellung zu versuchen, was jetzt auch nicht so der Superknaller war (am KZ mag er Nähe nur jeden dritten Tag  :schwingkeul:, auf Entfernung schummelt er und beim Reiten ist es gebisslos halt schon schwammiger als mit Gebiss, wenn man an den Feinheiten arbeiten möchte....)
Dann bin ich wegen unpassendem Sattel 7 Monate nicht geritten und setz mich jetzt drauf und kann von hinten nach vorne reiten und die Stellung ergibt sich von allein. Vielleicht habe ich in den vergangenen Monaten doch mehr positiven Einfluss auf den HWS/BWS Bereich gehabt als ich selbst gedacht habe und dadurch wurde es erst möglich... Jetzt kann ich mir tatsächlich die Stellung auch durch den Bügeltritt "wiederholen" und muss es nicht mehr über den Zügel machen.
Im Umkehrschluss kann man dann wahrscheinlich sagen, wenn das von HInten nach vorne reiten nicht funktioniert, gibt es vorne Verspannungen/Blockaden. Wenn die Stellung vorne funktioniert, sollte ich den Fokus mehr auf die Aktivität hinten legen als vorne in Schönheit zu sterben :cheese:

Danke für die Gedankenanstösse, war mal wieder klasse :cheer:
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Re: Gedanken zu der Relevanz der frühen, bewussten Stellung
« Antwort #7 am: 20. April 2014, 18:10:32 »
Zitat
Vielleicht habe ich in den vergangenen Monaten doch mehr positiven Einfluss auf den HWS/BWS Bereich gehabt als ich selbst gedacht habe und dadurch wurde es erst möglich... Jetzt kann ich mir tatsächlich die Stellung auch durch den Bügeltritt "wiederholen" und muss es nicht mehr über den Zügel machen.
Im Umkehrschluss kann man dann wahrscheinlich sagen, wenn das von HInten nach vorne reiten nicht funktioniert, gibt es vorne Verspannungen/Blockaden. Wenn die Stellung vorne funktioniert, sollte ich den Fokus mehr auf die Aktivität hinten legen als vorne in Schönheit zu sterben

Genau so sehe ich das auch.  :nick:

Es gibt einfach zwei Schlüsselstellen, und das eine ist die Stellung, und das andere der Punkt wo die Hinterhandaktivität in die Rückenaktivität übergeht - das ist der Punkt wo der Glutäusmuskel in den langen Rückenmuskel übergeht.
Die beiden müssen funktionieren, erst dann kann man überhaupt von der Arbeit einen positiven Gesamteffekt erwarten.

« Letzte Änderung: 20. April 2014, 18:12:20 von Muriel »
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re: Gedanken zu der Relevanz der frühen, bewussten Stellung
« Antwort #8 am: 21. April 2014, 20:28:30 »
Wenn die Stellung vorne funktioniert, sollte ich den Fokus mehr auf die Aktivität hinten legen als vorne in Schönheit zu sterben :cheese:

:kicher: :five: Das kommt mir bekannt vor... :pfeif:
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