Clickerforum

Clickertraining im Alltag => Reiten => Thema gestartet von: Mobs am 07. Juli 2013, 15:55:53

Titel: Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Mobs am 07. Juli 2013, 15:55:53
Liebe Clickerfreunde,

ich habe ein kleines Problem. Ich habe seit 2 Jahren einen Vollblüter von der Bahn und bin ansonsten happy mit ihm.

Nur unser Problem ist, dass er, wenn wir reiten irgendwann vor Freude quietscht und am liebsten im gestreckten Galopp über den Reitplatz donnert. Er ist gern schnell, und soetwas macht er auch gern ohne Reiter. Er liebt es, sich zu bewegen.

Bodenarbet klappt sehr gut. Rückwärts auf Handtarget geht frei, folgen klappt frei, Hinterhand Target, Schulter Target, Ohren und Kopf target, Kopf tief, sowie stehen am Fleck, Kopf senken etc. Er macht wirklich begeistert mit. Doch wie kriege ich diese Ruhe vom Boden in den Sattel ohne, dass er gleich mit mit sehr "fleißig" loslegen will?

Aufsteigen und stehen bleiben klappt übrigens auch super. Ich gehe an unseren Holzklotz und parke ihn über Target frei ein. Er bleibt brav stehen und wartet bis ich mich rauf geworfen habe.

Manchmal macht er 5min brav Schritt ist dabei und von einem Moment zum anderen will er laufen. Er meint es nicht böse, sonder hat halt Spaß an der Bewegung.

Wie würdet ihr das "Problem" angehen?
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Ventura am 07. Juli 2013, 16:29:46
Ich hab zwar keinen Galopper, aber Flo ist auch sehr bewegungsfreudig und rast gerne mal los. Meistens ist er dann auch kaum zu bremsen  :-\
Ich achte ganz bewusst auf meine Atmung, lass mich von den hektischen Trabschritten nicht aus der Ruhe bringen sonder steh "gemütlich" auf und setz mich wieder hin und brems ihn so nach und nach aus. Trabt er ruhig, pariere ich durch und gebe ein Leckerchen, dann lass ich ihn eine Weile flott im Schritt laufen und fang von vorne an. Schwer, aber nicht unmöglich: nie aus der Ruhe bringen lassen! Wenn das Pferd durchs viele  :omm: :omm: :omm: ab und zu ausfällt, dann ist es perfekt (das Ausfallen natürlich nicht, aber die Ruhe überträgt sich dann gut)  :cheese:
Wir haben das Losschießen im gestreckten Galopp so komplett abschaffen können  :cheer:

Kopfsenken vom Sattel aus hilft bestimmt auch, um ihn wieder runterzuholen, wenn er anfängt hibbelig zu werden.

Du könntest ihm ja nach dem Reiten erlauben, ein paar Runden um den Platz zu rasen, damit er sich austoben kann, ohne euch beide zu gefährden.  :galopp:
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: solera am 08. Juli 2013, 07:37:03
da mangelts zumeist an der durchlässigkeit auf den schenkel. paraden des zügels können nur durchkommen, wenn das pferd gut am/ vorm bein ist. ergo: mehr treiben - allerdings nicht im sinne von rasen, sondern im sinne von "trag dich! pack die HH drunter und alles was du vorwärts kannst, kannst du bergauf auch." ich würd auch drauf tippen, dass der beim seitwärts schicken nur gradaus schneller wird. heut würd ich für mich simplifizieren mit "klupp zu mim bein und der läuft schon!" - reicht für den fortgeschrittenen reiter als erklärung warscheinlich aus.
für jemanden für den blüter neuland sind: man erweitere sein verständnis für "ahnlehnung" auch auf's bein. auch der schenkel kann so was wie anlehnung und sicherheit bieten. gerade bei der flotten fraktion ist das grundproblem eher, dass die stoff geben, wenn das bein nicht dran ist. ich stell mir das immer wie einen autisten vor, der sein kisterl braucht in dem er sich wohl fühlt. jetzt können wir das kisterln nicht überall mitnehmen, wir können aber suggerieren, dass er physisch immer noch in seinem kisterl ist mit dem bein. bilder für die korrekte spannung im bein: "umarme das pferd mit dem bein", "geh wie charly chaplin", "öffne das knie vom sattel weg"... uvm. im leicht traben ist die treibende hilfe das knie, das sinkt und nach hinten rutscht beim aufstehen - das reicht an treibender hilfe.
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Mobs am 10. Juli 2013, 21:09:37
@solera: Du, das Problem verstehst du etwas falsch. Mein Pferd versteht das Bein und kennt ihn auch sehr gut. ;-) Dressurtechnisch kennt er die Grundlagen. Das ist nicht das Problem. Sauberes Rückwärtsrichten ist möglich, da er das perfekt vom Boden aus kennt, etc. pp.

Das Problem ist, dass er mich oben vergisst und toben will. Und wenn der Schalter umgelegt ist, ist es egal was du da oben veranstaltest. Da ist Gehirn aus und toben angesagt. Pure Lebensfreunde.
Und mit Bein dran ist außer mit Klammern in diesem Moment nicht drin, denn er ist ein Held von 180° Wendungen auf 1qm² Grund und er ist ein Held von Blitzstarts. Im Gelände geht das, nur auf dem Platz kann es fies werden. Denn der Herr ist weitsichtig und das Ende des Platzes ist für mich näher als für ihn. Und dann gibts ne Vollbremsung. ;)

Seine Lieblingsübungen sind Trabsatngen, er geht super konzentriert drüber, alles paletti, Bein dran und Zack von einem Moment auf dem anderen Düsen wir davon.....




Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Berenike82 am 10. Juli 2013, 21:31:12
@Mobs: Ich verstehe dich sooo gut. Ist dei Hoppa mit meiner Delia verwandt? Wie alt ist er denn?
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Mobs am 10. Juli 2013, 22:03:24
Der Gute ist von Le Croix aus der Morgenröte und geb. 2006.
Dank clicker ist er zu einem umgänglichen Tier geworden bzw. zu einem umgänglichen Tier wie ich es mir vorstelle geworden. Vom Rennpferd zum Reitpferd. Ein Weg der sich lohnt, aber zur Zeit etwas am Reit scheitert.

Ich gebe auch zu, wir haben beschissene Bedingungen hier. Ihm würde es wohl ab und zu auch mal gut tun, einfach raus und mit mir ne Runde auf ner ordentlich Bahn zu galoppieren, aber sowas haben wir hier nicht. Ich vermute, dass da eventuell schon der Hase im Pfeffer begraben liegt. (Und das obwohl der Offenstallhaltung bei uns zu Hause hat).

Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Muriel am 10. Juli 2013, 22:05:16
also der Galopper meiner Freundin war nach ein paar Rennbahnrunden zufrieden. Oder nach einem Tagespensum von 50 km durchtraben.  :cheese:

Offenstall sagt da nicht wirklich viel aus. Die Umerziehung zur Rittigkeit ist das wichtigste, und das dauert... Ich würde versuchen das Pferd auf feinste Reaktionen zu bestärken, erstmal egal auf was, damit er im Zuhören bleibt.
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: solera am 11. Juli 2013, 15:44:16
ich hab dich schon verstanden - keine sorge! ich hatte auch so ein exemplar. die reiterliche krux dabei ist wirklich das "mit dem bein dran sein" und gleichzeitig entspannt bleiben. dass das schwer ist? - zweifellos! dass das ein langer weg ist? - ganz bestimmt! aber in erster linie ist es wirklich reiterlich eine frage der der spannung in der entspannung für dich und eine frage der durchlässigkeit seitens des pferdes. ich hab's auch nicht von anfang an gekonnt und eigentlich auch nicht mal geglaubt, dass man ein rasendes pferd noch treibt, aber es geht dabei weniger um wirklich meter machen, als um die akzeptanz des schenkels. schwer zu erklären, aber wenn man's mal gefühlt hat, kann man's immer öfter nachkochen. das resultat ist in meinem fall heute ein pferd, das auf einen verwahrenden schenkel und ein herunterfahren der körperspannung ohne auch nur den zügel anzunehmen aus jeder lebenslage durchparieren geht. klar gibt's tage wo ihm die rennsemmel noch raushängt, aber wer nie einen schlechten tag hat, werfe den ersten stein ;)
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Mobs am 11. Juli 2013, 22:50:15
Ohje, 50km durchtraben, dass ist auch seine Stärke. Das fiese ist bei uns gibt es keine geeignetetn Nachbarn. Wir halten die Pferde in Eigenregie, also unsere 2. :-)
Und unsere einzigen Reitenden Nachbarn sind naja.. durchtbar. Ohje, nicht so schnell (im Schritt)... mein Pferd kann nicht, dass hat komisch geguckt als ich es geputzt habe. Es sind halt leute die tüddeln und nicht reiten.
Wenn ich sage, lasst uns mal 15km reiten, heißt es... mhh... naja... mhh. ich weiß nicht...  :-X

Naja, aber nächsten Jahr habe ich wieder mehr Zeit und kann am Gelände arbeiten.... ich vermute ja, dass es ihm einfach fehlt sich so richtig auszugaloppieren....

Wie gern hätte ich einfach ne kleine Bahn... drauf und ab gehts. Aber man kann nicht alles haben. Zur Zeit habe ich vom Boden ein happy Pony nur wenn es mich schon sieht. Ich kann auf die Koppel gehen, rum kuscheln, rum blödeln... das wäre früher alles nicht gegangen....

Am Anfang 2012 hatte ich mein Pferd soweit wie ich es haben wollte und hab mir dann ne RB geholt, nur viel zu spät gecheckt, dass es nicht passt und ich wollte sie nicht enttäuschen in dem ich ihr sage, du kannst nicht reiten. Naja, nun hab ich den Salat und muss mich wohl 2014 auf einen Neuanfang einlassen. Und der wird wohl einfach heißen Gelände, Gelände, Gelände bis zum Abwinken und dann wieder Platzarbeit....

Ich vermute da liegt der ganze Zauber....

So der Frust ist runter  :-X :verflucht: (und der Frust liegt nicht beim Pferd, sondern mal wieder bei doofen Entscheidungen beim Menschen! Man sollte sich manchmal selbst in den Po treten können.  :confused:
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: cinnamon am 11. Juli 2013, 23:02:40
meine wurde früher nach 3h durchtraben und galoppseln (ja, als schüler hat man viel zeit  :cheese:) grad mal warm und lustig.
reiten ohne ablongieren ging nie.
mit dem alter hat sich das ganze etwas gebessert, aber der ferrari steckt immer noch drin.
da ich mittlerweile das komplette gegenteil hier habe (lustigerweise sogar in tochterform - vom ferrari hat sich da nix vererbt), weiß ich flottere untersätze wieder richtig zu schätzen. alles hat  seine vor- und nachteile ;-)
in der prä-clickerzeit sind wir außerdem viel mit sporen geritten. da war das bein auf einmal okay und nicht jeder hauchfeine kontakt wurde mit vollgas quittiert, sondern man konnte das bein  gezielt einsetzen für mehr untertritt oder seitwärts (was mit in der wirkung des sporn an sich liegt).
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Muriel am 11. Juli 2013, 23:04:10
Zitat
Am Anfang 2012 hatte ich mein Pferd soweit wie ich es haben wollte und hab mir dann ne RB geholt, nur viel zu spät gecheckt, dass es nicht passt
oh Mist  :-[ sowas ist natürlich oberdoof.
Aber versuch es positiv zu sehen, wenn Du ihn schon mal soweit hattest, dann weisst Du wie es geht und dass es geht.  :cheese:

Ich schick mal ein paar Trösterlis :trost1: :kraul: und :omm: :omm: :omm: und :apfel:
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Mobs am 14. Juli 2013, 22:44:07
Danke schön Muriel. :D
Ja, da hast du recht. War war, kann man wieder erreichen.

Aber zur Zeit mangelt es mir eh an Zeit, da verbringe ich diese wenigstens mit Bodenarbeit und weiß, dass wir beide was davon haben. 2014 wird dann unser Startjahr! So! Punkt festgelegt! :-D
Hauptsache die Masterarbeit ist hinter mir und bestanden!
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Muriel am 14. Juli 2013, 22:54:36
 :cheerleader: :jubel: :cheerleader: :jubel: :cheerleader: :jubel: :cheerleader:
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Mobs am 03. September 2013, 18:53:43
Ich muss auch mal was positives berichten.
Ich saß zwar aufgrund von Zeitmangel nicht auf dem Pferd, dass kommt nach meiner MA wieder, ABER seit drei Wochen kann ich mein Pferd im Roundpen longieren.
Longieren war immer sein Hass. Von Anfang an, mit Longe ohne Longe, egal.... Galopp bis es die Beine wegreißt, buckeln, drehen... etc.
Vor drei Wochen dachte ich mir aus dem Bauch heraus, du clickerst erst und nimmst dann mal die Gerte mit rein und versuchst ihn mal zu longieren.
Und siehe da.. Schritt und Trab sitzt, als hätte er nie was anderes gemacht. Sogar die Wendungen wurden akzeptiert. Früher war rennen nur in eine Richtung, die gute möglich. Er hat nicht mal gefragt, ob er andersrum kann sondern hat es einfach gemacht. Öhrchen nach drinnen und schön auf mich gehört. Er wartet draußen, bis ich mit dem Leckerchen komme und ist so aufmerksam.
Das letzte mal hab ich am Tief gearbeitet im Schritt und Trab. Schritt klappt sogar ab und zu eine komplette Runde, im Trab nur eine viertel. Aber hey!! Es klappt überhaupt.

Wieso weiß ich nicht. Plötzlich war der Knote geplatzt und mein Pferd läuft Runde um Runde, ohne das ich was machen muss, außer ich gebe Druck für Trab, Clickere oder fordere zum Halt auf.  Bin immer noch so: :umfall: :umfall: :umfall: und  :cheerleader: :cheerleader: :cheerleader: :cheerleader:

Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Muriel am 03. September 2013, 19:21:03
:cool: :thup:  :dops: :dops: :dops:
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 297 am 04. September 2013, 08:10:19
Super!

Dann wird das andere auch wieder werden!

Kannst Du das Laufen lassen im Roundpen denn eventuell vor dem Reiten einbauen, damit er etwas Dampf ablassen kann?
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Aerinsol am 04. September 2013, 09:06:43
...
Und siehe da.. Schritt und Trab sitzt, als hätte er nie was anderes gemacht. Sogar die Wendungen wurden akzeptiert. Früher war rennen nur in eine Richtung, die gute möglich. Er hat nicht mal gefragt, ob er andersrum kann sondern hat es einfach gemacht. ...

...Wieso weiß ich nicht. Plötzlich war der Knote geplatzt und mein Pferd läuft Runde um Runde, ohne das ich was machen muss, außer ich gebe Druck für Trab, Clickere oder fordere zum Halt auf.  Bin immer noch so: :umfall: :umfall: :umfall: und  :cheerleader: :cheerleader: :cheerleader: :cheerleader:


Das ist soooo toll  :cheerleader: :jubel: :gogo: Ganz großartig!!

Hast Du schon mal dran gedacht, daß er am Anfang einfach körperlich nicht in der Lage war, sich auf dem Zirkel genug zu biegen (vor allem auf der einen Hand)? So ein Galopper ist ja doch eher ein "Geradeaus-Pferd"...
Und durch die Bodenarbeit kann er nun beide Seiten genug dehnen, um im Roundpen laufen zu können. Super gemacht, ihr beiden  :thup:
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 160 am 04. September 2013, 09:25:32
Coole Sache.  :dops: Toll!!!
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Mobs am 05. September 2013, 17:30:56
@Perline: Wahrscheinlich werde ich dann erstmal clickern (gute Laune, etwas Longieren) und dann reiten und dann gleich raus, weit und viel... ich kenne mein Pony. Wenn der keine Kilometer schrubben darf ist er not amused. :D
Ich freue mich so, dass ich jetzt eine Möglichkeit habe, etwas Dampf raus zunehmen. :)

@Aerinsol: Naja, am Anfang hätte ich es verstehen könnne. Aber das Longieren war ja selbst nach einem Jahr reiten und Bodenarbeit immer noch der Hass an der Longe. Ich denke einfach, dass er nun weiß, was ich von ihm will und nicht stresse. Er will ja immer gern gefallen und genießt die AUfmerksamkeit und hatte wahrscheinlich immer Panik, wenn er was falsch macht. Ich erinnere mich noch am Anfang, als ich Übertreten am Boden mit ihm üben wollte. Er stand sich dabei selbst im Weg und wurde immer hektischer. Heute macht er es wie eine Balerina und da ist kein Stress zu spüren. Ich denke einfach, er hat es nicht gecheckt was ich will und war dann frustriert. Bei ihm musste ich anfangs aufpassen, dass er mich beim Übertreten aus Frust sackt.

oder er wird einfach weise (die Hoffnung besteht ja noch. :-D )
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Mannimen am 06. September 2013, 09:03:37
Nur mal kurz von mir noch ein paar Gedanken dazu.

Ich habe ja auch so einen "Wirbelwind", der etwas höher im Blut steht. Er läuft gerne und kann sich dabei sehr gut rein steigern. Wenn sein Adrenalin einen bestimmten Pegel erreicht hat, dann ist er kaum noch zu bremsen. Ich könnte niemals einen unerfahrenen Reiter auf ihn setzen und die Beiden ins Gelände schicken. Der Schuss würde komplett nach hinten losgehen und in seinem Kopf wäre nur noch die Düse. Das ginge gar nicht. :neinnein:

Mit dem Nachtreiben über Schenkeldruck musste ich bei ihm auch extrem vorsichtig sein. Da reichte schon der geringste Druck aus, damit er schneler wurde. Also habe ich darauf anfangs gänzlich verzichtet und die Beine immer schön locker gelassen. Wenn er dennoch durchstartete, musste ich mich schon sehr kontrollieren, dass ich nicht zusätzlich die Beine ran nehme (das passiert ja dann meist automatisch). Unsere Trainer meinten dazu nur, dass er sich an den Schenkeldruck gewöhnen müsse und verlangten einen Schenkelgehorsam von ihm. Doch diesen Gefallen tat er ihnen nicht und sie bekamen selbst Probleme damit, weil er sich grundsätzlich jeder Form von Druck widersetzt und eben nicht immer ausweicht. Würde ich die Schenkel beim Vorwärtsstürmen stärker ran nehmen, müsste ich mit einem freundlichen Buckler rechnen, der mich aus dem Sattel katapultiert. Da habe ich schon so manch eine Rolle geschossen. :nick:

Als er noch jung und unausbalanciert war, viel er gerne auf die Vorhand und rannte offenbar seinem Gewicht hinterher. Da bekam ich den schlauen Rat ihn stärker nachzutreiben und er wurde nur immer schneller. Durch den damit verbundenen Adrenalineinschuss spürte er auch keine Paraden am der Zäumung mehr. Selbst Biegung war völlig unmöglich, weil alle Muskeln stein hart angespannt wurden. Ich saß auf einem Geschoss und konnte nur noch beten, dass uns Nichts und Niemand in Quere kommt. Zum Abspringen war es dann auch schon zu spät, wenn ich mir nicht sämtliche Knochen brechen wollte, denn er war viel zu schnell. Insofern musste ich ihn so lange rennen lassen, bis ihn die Kräfte verlassen und er von selbst wieder langsamer wurde. Zum Glück dauerte das nicht gar so lange, denn er verfügte nicht über diese Kondition und ich bin auch kein Leichtgewicht. Aber mir war klar, dass ich so nicht weiter machen konnte, denn er würde immer mehr Kondition dadurch bekommen und in seinem Hirn würde nur noch Durchstarten als festes Programm existieren. :roll:

Mir kann auch kein Mensch erzählen, dass ein Pferd den Reiter auf seinem Rücken vergisst. Es kann zwar dessen Größe nicht einschätzen und denkt, dass über seinem Kopf nichts mehr kommen würde. So läuft es fein unter Ästen durch, die dem Reiter voll im Weg sind. Aber dessen Gewicht spürt es bei jedem Schritt und die damit verbundenen Verlagerung des Schwerpunktes nach oben usw. auch. Genau das sind ja dann auch die Faktoren, die es aus seiner Balance bringen. Und so läuft es schon aus Unsicherheit immer schneller, um sich zu stabilisieren. :janick:

Das Quitschen und Buckeln muss auch nicht unbedingt ein Ausdruck von Freude sein. Wir haben das eine Zeit lang angenommen, dann aber doch festgestellt, dass es auch ein Ausdruck von Gegenwehr sein könnte. Paco läuft z. B. überhaupt nicht gerne und wenn er dann galoppieren soll reagiert er gerne so. Er hört auch sofort wieder auf, wenn nicht weiter nachgetrieben wird. Wäre es Freude, würde er wohl weiter machen wollen und sich nicht sofort wieder in seinen "Rentnergang" verkrümeln. Von Lauffreude kann bei ihm also absolut nicht die Rede sein. :nein:

Wir haben dann auch mehr Bodenarbeit an der Hand gemacht und Biegungen geübt. Ziel sollte sein, dass mehr Gewicht von der Hinterhand getragen werden kann. Dazu sollte diese zwar vermehrt unter den Schwerpunkt treten jedoch nicht daran vorbei. Wenn das Pferd die Beine kreuzt, tritt es nicht mehr unter den Schwerpunkt. Insofern wich es immer genau so aus. Also stand Schulter herein auf dem Programm usw. Beim Reiten dann habe ich auch mein Gewicht nach und nach etwas weiter nach hinten verlegt. Damit konnte die Hinterhand nun nicht mehr so stark nach vorne schieben. Sie musste ja mehr tragen. Besonders deutlich wurde das beim Traben. Mit Gewicht nach vorne wurde Antares immer schneller und mit Gewicht nach hinten wieder langsamer. Hinzu kamen dann die Zügel- und Schenkelhilfen und wir hatten Mitteltrab und versammelten Trab im Programm.

Im Gelände gehen wir auch gerne durchs Unterholz. Wenn es dort dann für ihn zu unübersichtlich wird, weil er nicht weit genug sehen kann, möchte er gerne schnell dort weg. Ich nehme ihn dann in die Versammlung und wir piaffieren dort entlang, weil Schritt gerade nicht geht. Auch nehme ich ihn kurzfristig in Seitengänge, wenn er meint durchstarten zu müssen. Dann wird selbst im Gelände schwer gearbeitet und er grummelt vor sich hin, weil er das blöd findet, nicht so laufen zu dürfen, wie er gerade möchte. Das darf ich aber nicht übertreiben, denn dann wird er grantig und setzt mich ab. Hat er sich wieder beruhigt, gebe ich die Zügel lang hin sodass er sich strecken kann. Dann suchen wir uns ein nettes Plätzchen, um wieder Ruhe einkehren zu lassen und er darf etwas grasen usw.

Ich hoffe da sind auch ein paar Anregungen für euch dabei.

Viele Grüße
Manni
Titel: Re:Bewegungsfreudiges Pferd beim Reiten
Beitrag von: Mobs am 10. September 2013, 17:17:43
Also das Quietschen ist bei ihm definitiv Freude. Das zeigt er gern, wenn er sich auch gerade austobt. ;-) Er tobt und spielt bis zum umfallen und das auch mit unserer Stute. Langsam ist nie sein Fall gewesen.