Hallo ihr Lieben!
Hier werde ich mal versuchen, unsere Erfahrungen mit dem Beinekreuzen zu schildern. Die Übung ist meiner Meinung nach sehr interessant, da sie verschiedene Lernformen in sich vereint. "Lernen durch Nachahmung" spielt eine nicht unwesentliche Rolle, aber auch Freies Formen/Free Shaping sowie angleitetes Clickern finden Verwendung.
Die Übung schult das Pferd darin, auf die Bewegung seines Menschen zu achten und fordert ziemlich viel Konzentration, sie macht aber meinem Pferd auch unwahrscheinlich viel Spaß, da er für wenig Arbeit viel Futter bekommt. Er hat die Übung sehr schnell gelernt, 3 Sessions hat es gedauert bis die Grundbewegung fertig war (anschließend haben wir natürlich weiter verfeinert).
Dies ist keine "Anleitung", jedes Pferd lernt anders und braucht einen individuellen Übungsaufbau. Hier stehen lediglich meine Erfahrungen mit dieser Übung.Ich habe dazu mit dem Clicker gearbeitet, allerdings habe ich nicht alles frei geformt, da Freixe dazu neigt, hektisch zu werden und mehr anzubieten, als ich gefragt habe.
Ein ruhigeres Kaliber hätte man beispielsweise sicher auch durch einzelne Schritte einer Hinterhandwendung (auf Körpersprache) zum Beinekreuzen bringen können. Bei Freixe wäre es sehr schwierig geworden, er will dann immer gleich mehr Schritte machen und es war sehr schwierig, ihn dazu zu bringen, in der Position stehen zu bleiben.
1. Voraussetzung: Pferd weicht Druck aus, statt sich dagegen zu stemmenFreixe hat vorher gelernt, auf Druck am Schulterblatt und Ellenbogen mit den Vorderbeinen seitwärts zu weichen, so wie man es übt, wenn man das Pferd einfach aus dem Weg schieben will. Jedes halbwegs erzogene Pferd sollte gelernt haben, zu weichen.
Freixe weicht auch auf Körpersprache, aber das konnten wir hier nicht gebrauchen, da ich dabei weiter vorne am Hals und ihm zugewendet stehe.
Vorübung: Beine voreinander stellen und stehen lassenIch wollte meinem Hektiker vorab schonmal ein Gefühl geben, wie es sich anfühlt mit gekreuzten Beinen zu stehen. Das habe ich separat geübt: Dazu nahm ich ein Bein mit den Händen hoch und setzte es schräg vor das andere. Das Umsetzen der Beine mit den Händen kannte er bereits von Bergziege und Verbeugung und so konnte ich die Hufe zielgenau absetzen. Um zu vermeiden, dass er sofort wieder auflöst, habe ich es ihm anfangs einfach gemacht und das Bein ziemlich weit vor das andere gesetzt, außerdem nicht richtig überkreuz sondern eher in eine Linie voreinander.
Fürs Stehen lassen gab es Click und Belohnung und mit der Zeit habe ich die Hufe auch mal enger zusammen und weiter überkreuz gesetzt. Beim Auflösen der Haltung habe ich bereits darauf geachtet, dass Freixe den vorderen Huf wieder zurückstellt und nicht den Huf dahinter weg zieht.
Auf diese Weise hätte man weiter üben können, irgendwann ein Signal einführen und die Hilfe mit der Hand immer weiter reduzieren bis zum gewünschten Ergebnis. Ich wollte ab hier aber freier arbeiten.
1. erstes "Kreuzen" linkes Bein über das rechte BeinIch stellte mich dicht links neben das Pferd auf einer Höhe mit seinen Vorderbeinen. Nun hob ich mit einer übertriebenen Geste mein linkes Bein in großem Bogen über das rechte und stellte es überkreuz ab. Dabei beugte ich mich etwas vor, tippte mit der Hand das linke Bein meines Pferdes auf Höhe des Unterarms an, sodass er es anhob, drückte meine Schulter gegen seine, um ihn dazu zu bringen sich nach rechts zu verlagern und drückte meine Hand gegen seinen linken Unterarm, um diesen ebenfalls nach rechts zu drücken.
Vereinfacht gesagt, kreuzte ich meine eigenen Beine und lehnte mich dabei gegen mein Pferd.
Das Ergebnis war ein etwas unbalancierter Schritt des linken Vorderbeines nach vorne-rechts, im Moment des Auffußens gab es C+B, ungeachtet ob Freixe in dieser Position stehen blieb oder beispielsweise das rechte Bein hob um einen weiteren Schritt nach rechts zu gehen.
Anfangs stand das linke Bein wirklich nur
vor dem rechten, nicht gekreuzt, und noch dazu war ziemlich viel Platz zwischen den Beinen. Ich hatte so meine Zweifel, dass Freixe kapiert worauf ich hinaus will, aber mit jedem Versuch kamen wir der Sache näher.
2. Reduktion der HilfenSchon nach der kurzer Zeit musste ich mich nicht mehr herabbeugen und das Pferdebein am Unteram zur Seite drücken. Meine Hand wanderte bei jeder Übung etwas weiter am Pferdebein hoch. Nach kurzer Zeit reichte meine überdeutliche Kreuzbewegung zusammen mit meiner leicht an Freixes Schulter gedrückten Hand.
Noch heute kann ich ihn mit einem leichten Klopfen des Handrückens gegen die Schulter dazu ermuntern, die Beine stärker zu kreuzen.
Letztendlich genügte irgendwann allein meine Kreuz-Bewegung, damit Freixe seine Beine ebenfalls überkreuzte.
3. Ausharren in der Kreuz-HaltungAnfangs blieb Freixe nur sehr kurz mit gekreuzten Beinen stehen. Meist zog er ziemlich sofort das Standbein (also das rechte) weg und setzte es weiter rechts ab (bewegte sich also von mir weg). Das war nicht so gut, denn er sollte sich ja in Ausgangsposition zurück bewegen (also zu mir hin). Nachdem er also das Grundprinzip verstanden hatte, gab es für das Auflösen nach rechts keine Clicks mehr.
Ich clickte das Beinekreuzen nur noch, wenn er entweder direkt so stehen blieb oder in die richtige Richtung auflöste, mehr Belohnung gab es natürlich fürs Stehen bleiben.
In einem zweiten Schritt gab es dann nur noch fürs Stehenbleiben in der gekreuzten Position Leckerchen, was zunächst Einbußen in der Deutlichkeit der Kreuzbewegung zu Folge hatte: Freixe blieb häufiger so stehen, wenn die Beine nicht so deutlich gekreuzt waren. Das ist aber erstmal egal, auch wenn man ein "Kreuzen" anfangs kaum erkennen kann. Ein Voreinanderstellen der Beine, sogar nur ein dichter Beisammenstellen reicht anfangs aus, um die Idee zu vermitteln.
4. Kreuzen gezielt auflösenNun stand Freixe mehr oder weniger mit gekreuzten Vorderbeinen da (wenn er nicht sofort wieder aufgelöst hatte) und kaute Belohnung Nummer 1. Er hatte ein Halfter drauf, der Strick lag über dem Hals. Nun griff ich in den Strick und übte ganz leichten Zug in meine Richtung aus, dabei nahm ich mein linkes Bein wieder nach links.
Auf Anhieb kam von Freixe die richtige Reaktion: auch er setzte sein linkes Bein wieder in Ausgangsposition. Dafür gab es einen Click und Belohnung Nummer 2.
Nun ging es darum, von der Hilfe (Zug am Halfterstrick) weg zu kommen. Das ging recht flott, nach 5, 6 Versuchen genügte mein Zurückkreuzen allein, dass Freixe die Übung ebenfalls auflöste.
5. Verfeinerung des Ergebnisses: Zum Schluss verfeinerte ich die Bewegung an sich: die Hufe sollten weit überkreuzt und möglichst dicht voreinander gestellt werden. Dazu half ich immer mal wieder nach, indem ich in der Kreuzbewegung meine Hand an Freixes Schulter drückte, um stärkeres Kreuzen zu erhalten. Die meiste Zeit arbeitete ich aber ohne derartige Hilfen. Das "dichter zusammen" gestaltete sich schwieriger, da hieß es wirklich penibel die besten Ergebnisse clicken und sich mit kleinen Fortschritten zurfrieden geben.
6. Kreuzen in die andere Richtung (rechtes über linkes Bein)Teil 1 war sozusagen fertig. Nun stellte ich mich auf die rechte Seite des Pferdes und wiederholte die Übung in die andere Richtung:
Ich schlug mein rechtes Bein über mein linkes, und drückte Freixe nach links.
Anfangs hatten wir hier ein paar Schwierigkeiten, da sich Freixe selbstbewusst volle Kanne gegen mich schmiss und statt rechts über links zu kreuzen, kreuzte er weiterhin das linke über das rechte Bein, als würde ich noch auf der anderen Seite stehen.
Hier hatte das Ausbleiben der Belohnung seine Wirkung und schon bald kreuzte Freixe sein rechtes Bein über das linke. :wink:
Teil 2 war ebenfalls abgeschlossen.
7. Zusammenführung: "Doppeltes" Kreuzen - TanzbewegungTeil 3 war nun die Kombination beider Kreuz-Übungen und erwies sich als das einfachste überhaupt:
Ich stellte mich wieder auf Freixes linke Seite, kreuzte meine Beine zu ihm hin (links über rechts), er tat es mir gleich. Anschließend löste ich die Übung auf und in einer fließenden Bewegung kreuzte ich gleich im Anschluss in die andere Richtung die Beine (also rechts über links). Als hätte er nie etwas anderes getan, löste Freixe das Kreuzen auf und kreuzte anschlißenend ebenfalls sein rechtes über sein linkes Bein.
Diese einfache, nicht anstrengende Übung hatte sich innerhalb kürzester Zeit auf Freixes Beliebheitsskala ganz weit nach oben gearbeitet und er interpretierte zeitweise jegliche Beinbewegungen von mir als Kommando zum Kreuzen. Das ließ aber rasch nach, als es keine Leckerlis dafür gab
Das Ergebnis:
http://de.youtube.com/watch?v=ZbnGUp1GRn0