Clickerforum

Clickertraining im Alltag => Kurland-Arbeit => Thema gestartet von: noothe am 16. August 2017, 11:59:51

Titel: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: noothe am 16. August 2017, 11:59:51
Wen von euch sieht man denn bei welchem Kurs?

Ich fahre auf den Sonnenhof vom 6.-10.9. und Frieda auch, wie wir gerade festgestellt haben :dops:
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: Muriel am 16. August 2017, 13:20:39
Isabell und ich auch  :) 
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: Sonnieh am 26. August 2017, 09:21:36
Ich bin vom 01. - 05. 09. bei Carolina auf Hof Gonsenborn in Westerburg!  :dops:

Ich bin schon aufgeregt, weil ich letztens vom Zuschauer zum Nachrücker mit Leihpferd aufgestiegen bin und ich bin supersupergespannt, ob das alles so mit einem fremden Pferd "funktioniert".   :cheer:
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: Friedalita am 12. September 2017, 07:32:32
Kurlandkurs 2017

Erst einmal möchte ich die tolle Organisation vom Kurs und am Hof loben sowie das nette und total angenehme Miteinander! Die Gruppe war aus Pferde- und Hundeleuten zusammen gesetzt, was eine interessante Mischung ergab. Der Kurs warfür mich vor allem Detailforschung der Arbeit von Alexandra, lernen zu lehren sowie spannender Austausch über alles mögliche vom Frühstück bis in die Nacht. Mit weltallerbester Tine unterwegs und im Zimmer zu nächtigen war super :hug: Danke an alle für den tollen Kurs!

Mein Bericht ist weder vollständig und gibt den ganzen Kurs wieder noch in einer zeitlich passenden Reihenfolge.

Alexandra hat mir einen selbst sehr wichtigen Aspekt des Trainings mit Pferden deutlich gemacht, indem sie die Arbeit des Linguisten George Lakoff vorgestellt hat (Wie verwenden wir Metaphern?). Die Art des Trainings hängt mit gesellschaftlichen Normen, Glaubenssystemen und Strukturen zusammen indem sich die Menschen bewegen (und bewegen wollen). Mein Weg zum Clickertraining habe ich vor allem aus dem Antrieb heraus eingeschlagen, dass ich eine Menschenwelt anstrebe, die nicht so hierarchisch, leistungsorientiert und herrschaftlich ist wie unsere aktuelle. Deswegen habe ich mich irgendwann gefragt, warum ich mein Pferd so trainiere und einen anderen Weg gesucht. Somit ist und war Clickertraining für mich schon immer viel mehr als nur Tiertraining, es ist Teil meiner (in dem Fall auch schon lebbaren) Utopie einer Welt, die rücksichtsvoll, fürsorglich und anerkennend ist. Wenn Menschen Clickertraining angreifen, dann weil sie sich alleine durch den anderen Frame bereits angegriffen fühlen. In aller Ausführlichkeit kann man das auf Alexandras Blogg nachlesen und ich empfehle es allen, die sich immer wieder die Zähne an ihren Mitmenschen ausbeißen *click* (https://theclickercenterblog.files.wordpress.com/2017/01/you-dont-understand-me-1-8-17.pdf) Dann gab es noch Diskussion über Choice, was ist Arbeit und was Spiel, Politik, Hunde und vieles mehr.

In der Praxis haben wir uns alle vor allem an den deutlich sichtbaren Balanceveränderung der Pferde über die Tage erfreut. Es ist immer wieder erstaunlich, mit wie wenig doch so viel Veränderung möglich ist. Erspürbar war das auch durch die Körperübungen, die wir selbst gemacht haben und die ich versuchen werde in meine tägliche Routine einzubauen, da es meinem Schulterbereich enorm gut getan hat. Für mich ist wieder ganz deutlich geworden, dass Balance mein Faszinationsthema ist. Ich habe Details von Alexandras Arbeit sehen und verinnerlichen können. Zudem mag ich mittlerweile behaupten, dass ich eine immer konkretere Vorstellung davon bekomme, was das alles soll.

Mit Stanley und den Hunden bzw. vorerst Menschen wurde mit Multiple Mats gespielt. Ziel soll sein, dass die Tiere solange auf der Matte warten, bis sie die Freigabe bekommen auf eine andere Matte zu gehen. Es war total schön zu sehen, wie Stanley über die Tage hinweg dann wirklich auf der Matte geerdet war, wo warten für ihn doch so schwierig ist. Dieses Spiel wäre total teambildend für meine Ponies und Bert  :cheer: Allerdings brauch ich da anfangs eine Abtrennung, da es sonst garantiert zu Konflikten kommt zwischen den Minis und ihr. Mal gucken wie viele Tiere ich irgendwann in das Spiel aufnehmen kann, genug hab ich ja  :lol:

Mit einem Pony wurde dann noch das Pandagame angefangen. An jeder Pylone stand ein Mensch mit Target und zunächst ging es am Strick zum Target, dann mit Begleitung und in der zweiten Einheit lief das Pony am Ende frei von Target zu Target. Das war auch sehr nett zu sehen, wie durch einen guten Aufbau das Pony das Puzzle lösen konnte. Puzzle lösen ist mir als Trainingsmetapher auch total hängen geblieben  :D

Alexandra ist eine total geduldige Trainerin, die es schafft, dass auch die Menschen ihre Puzzle lösen können und damit einen großartigen Lernerfolg haben.
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: noothe am 12. September 2017, 08:51:15
 :click:
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: francelaura am 12. September 2017, 09:51:24
Danke Frieda!

Ich seh' schon, total spannend und sehr vielfältig sind die Kurlandkurse. Mich hat bisher mein zu kleiner aktiver Englisch-Wortschatz abgehalten. Für Gespräche, Austausch reicht der leider nicht.
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: Sanhestar am 12. September 2017, 10:42:17
Danke Frieda!

Ich seh' schon, total spannend und sehr vielfältig sind die Kurlandkurse. Mich hat bisher mein zu kleiner aktiver Englisch-Wortschatz abgehalten. Für Gespräche, Austausch reicht der leider nicht.

Trau Dich! Da sind immer genug Leute dabei, die fliessend übersetzen können. Und Englisch geholpert wird meistens schon im Verlauf von drei Tagen Sprechen und Hören wieder ganz passabel.
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: eboja am 12. September 2017, 10:56:19
Danke für den Bericht, Frieda! :keks: Es ist schön zu lesen, dass Stanley geerdet warten konnte mit Hilfe der Matten! :yess:
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: ClickerHafi am 12. September 2017, 18:38:15
Mir geht es wie Laura :rotw: Ich konnte Englisch noch nie gut und mir wäre es immer unangenehm mir das übersetzen zu lassen :shy:
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: Sanhestar am 12. September 2017, 19:55:17
dann entgeht Dir aber eine enorme Gelegenheit.....
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: Friedalita am 12. September 2017, 20:00:57
Für die nicht englischkundigen Menschen gibt es ja auch Kurlandtrainerinnen in Deutschland  ;)
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: francelaura am 12. September 2017, 20:07:58
Mal sehen, wo nächstes Jahr Kurse stattfinden werden. :dops:  Verstehen tue ich ja fast alles (wie am TAG Teach Kurs), nur unterhalten kann ich mich nicht wirklich (ausser über's Wetter  :cheese: )
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: noothe am 12. September 2017, 20:12:56
Eine der Teilnehmerinnen hat vor Jahren extra für die Kurse Englisch gelernt und auch immer noch große Probleme mit dem Sprechen - selbst darauf geht Alexandra großartig ein :nick: Und sobald man nervös ist, geht eh selbst das beste Englisch flöten :pfeif:

Ich kopiere meinen Bericht auch mal hier rein:

Kurlandkurs 2017 - Anreisetag

Der erste Zwischenstop brachte mich zu Frieda und den Ponywaldbewohnern, die sich alle einmal die flauschigen Nasen streicheln lassen haben, bevor es weiter ging. Nach einem Kurzbesuch bei den Hengsten und einer folgenden Umleitungsodyssee mit großartigem Ausblick (und viel Regen) durch Sachsen-Anhalt und Thürigen waren wir dann mit knapp 1,5h Verspätung endlich am Ziel. Genau passend zum Abendessen und noch mitten in der Vorstellungsrunde. Passt also. Da ich mit Djaszlo bereits im letzten Jahr arbeiten durfte, wünschte ich mir für diesen Kurs die Arbeit an / Vorbereitung für die Pose - eine Übung, die Alexandra mir auf der Email-Liste bereits für Chance empfohlen hatte. Ziemlich k.o. haben wir dann auch nur noch das Zimmer bezogen und sind bald im Bett verschwunden.

Kurlandkurs 2017 - Tag 1

Da beim Kurs einige neue Gesichter dabei waren und auch zwei Hundetrainerinnen mit Pferd arbeiten würden, sollten Djaszlo und ich nach den morgendlichen Wahrnehmungsübungen (Frühsport :grinwech:) den Anfang machen. Wir konnten sofort nahtlos an das Gelernte vom letzten Jahr anknüpfen, was ich nach der langen Zeit schon ziemlich beeindruckend fand. Zunächst ging es rund um den Pylonenkreis von Matte zu Matte, welche er, wie auch im letzten Jahr, meitens beim Anhalten mit großem Schwung unter seinen Bauch beförderte. Nachdem wir uns so ein kleines bisschen eingegrooved hatten, wurde "ein Vorderhuf auf der Matte" zum Kriterium. Stand er also mit einem Huf auf der Matte sollte ich ihn in Ruhe lassen und im Grown-Ups eine Weile clicken, um das Kriterium klar zu machen. Landete er vor der Matte, sollte ich mittels Stricktechnik mindestens einen Huf auf die Matte manövrieren. Das ging auf der linken Hand einfacher als auf der rechten Hand, alles in allem war das geschlossene Stehen mit den Vorderhufen bereits eine sehr große Aufgabe für ihn. Schlauerweise hatte ich mir von Zuhause auch einen von Chance' Stricken mitgenommen, sodass mir das Handling mit dem gewohnten Gefühl in der Hand leichter fiel. Spannenderweise wurde der Strick im Lauf des Kurses für insgesamt drei Pferde genutzt. Den Rest des Tages konnte ich dann entspannt die anderen Teilnehmer beobachten.

Kurlandkurs 2017 - Tag 2

Ich komm jetzt schon ins Grübeln, was wir wann gemacht haben :juck: Am zweiten Tag hatte ich auf jeden Fall die Seilzügel eingeschnallt statt dem dicken Führstrick. Die Aufgabe blieb weiter beim Gehen auf die Matte - wenn ein Huf auf der Matte ist -> Grown-Ups, ansonsten -> Stricktechnik. Als Djaszlo anfangen konnte, die Vorderhufe nebeneinander zu setzen, sollte ich den Fokus mehr auf die Hinterbeine verlagern. Das haben wir dann nicht auf einer Matte gemacht, sondern auf dem Weg zu einer Matte, es fiel ihm super schwer und er ist zu Beginn immer nur über die Schulter nach außen im Kreis gedriftet. Insgesamt hat sich dadurch aber das Stehen auf der Matte sichtbar verbessert.

Kurlandkurs 2017 - Tag 3

Am dritten Tag hatten wir am Vormittag eine ausgiebige Menschenübungsrunde mit ein bisschen Micro-Riding. Danach ist Alexandra mit mir durch die Halle gelaufen, damit ich den Flow der Übung fühlen kann... und hat mich kaputt gemacht  :rotw: Also um genau zu sein hat sie irgendwas gelöst, wonach ich mich so schrecklich unbalanciert gefühlt habe, dass zunächst einmal Frieda eine ganze Weile mit Djaszlo von Matte zu Matte laufen musste  :rotw: Als ich dann übernommen habe, hatte ich zunächst das Gefühl, dass einfach alles kaputt ist, dass ich nur herum schwanke, dass er nur herum schwankt. Das war nicht schlimm im Sinne von "Oh Gott sind wir schlecht" sondern einfach nur sehr intensiv, und ich war den Tränen nahe. Alexandra hat mich dann sehr schützend durch den Rest der Einheit gecoacht und mir immer gesagt, welches Bein in welche Richtung ich arbeiten könnte. Zu Beginn noch mit Strick in der Hand, irgendwann einfach in Grown-Ups-Position durch Atmen. Das war arg, denn sobald ich da stand und an "Atmen" gedacht habe, ist Djaszlo um mich herum geschwankt als ob ich ihn von den Füßen geschmissen hätte. Voll verrückt. Danach hatte ich erstmal das Bedürfniss nicht mehr zu atmen und die Luft anzuhalten, um das Pferd nicht kaputt zu machen :shy: :kicher: Damit sind wir dann auch aus der Einheit gegangen und Frieda musste uns nach draußen begleiten, sonst wären wir wohl vor schwanken nicht am Paddock angekommen  :rotw:

Kurlandkurs 2017 - Tag 4

Am letzten Tag hat sich Alexandra am Morgen noch einmal sehr viel Zeit für mich genommen und zunächst geguckt, an welchen Stellen es bei mir im Körper hängt. Das war auch total spannend, weil ich bei diesen geführten Bewegungen (Ihr müsst euch das so vorstellen, dass wir uns gegenüber stehen, Handflächen aneinander, und sie mich dann dadurch bewegt, dass ich ihren Händen in der Bewegung folge. Handtarget quasi.) nach und nach in meinen Körper reinfühlen konnte und zum Beispiel über leichtes Vibrieren ihrer Fingerspitzen fühlen konnte, was ihr selbst einfach fällt, und was schwer. Danach sind wir durch die Halle gelaufen, erst nur zu zweit, später zu fünft, und jeweils einer in der Kette hat die anderen geführt, rein über die Informationen, die durch die "Menuette-Hand" durch die Kette übertragen wurde. Dabei konnte man sogar am äußersten Rand fühlen, wenn in der Kette die "Kontrolle" von jemand anderem übernommen wurde. Nachdem wir uns da also wirklich intensiv mit beschäftigt haben, sollte ich plötzlich Djaszlo holen :umfall: Der schlief gerade in der Sonne und war dementsprechend auch erstmal sehr ruhig.

Aufgabe für die letzte Einheit war, das Hinstreichen zum Karabiner am Strick durch die Futtertechnik der Multiple Mats vorzubereiten. Dabei wird das Pferd in Grown-Ups-Position geclickt und man füttert den Kopf leicht in Stellung zur vom Menschen abgewandten Seite und macht dabei einen kleinen Schritt - man steht also nach dem Füttern da, wo der Kopf des Pferdes vorher war. So wird das Pferd Schritt für Schritt auf das Abwenden vorbereitet und macht im Idealfall dann auch die notwenige Gewichtsverlagerung nach hinten, um in guter Balance zur nächsten Matte antreten können. Mein Clickkriterium war dann eine Muskelbewegung an der Brust die eine Gewichtsverlagerung nach hinten andeutet und so ging das wirklich gut. Im nächsten Schritt sollte ich dann, sobald Djaszlo schon in guter Balance zum erneuten Losgehen steht, mit der Hand zum Karabiner streichen, um den letzten Schritt über Stricktechnik anzufragen. Da ist erstmal alles wieder zusammen gebrochen, weil ich steif wurde und Djaszlo das dann ziemlich blöd fand. Ganz am Ende habe ich es aber ein paarmal geschafft, meine Hand so leicht zu bewegen, dass es kein "Greifen" des Karabiners war, sondern nur ein "Umschließen ohne wirklich zu berühren". Daraufhin konnte er so geschmeidig den Kopf zur Seite nehmen, als ob es wirklich nur der Luftwiderstand war und keine direkte Bewegung des Karabiners durch mich. Danach war ich dann auch vollkommen fertig, das war sooooooo anstrengend für mich. An dem Punkt fehlen mir die richtigen Worte um es zu beschreiben, ohne sowas wie "Energie" oder "Aura" oder so zu verwenden, weil es ja was ganz greifbar physikalisches war, und dennoch so fein....

Den Rest des Tages haben wir nochmal das leckere Essen genossen und uns beim Feedback von allen verabschiedet. Frieda konnte ich gegen 23 Uhr zuhause absetzen und war dann selbst um 2 Uhr nachts endlich zuhause im Bett.

Fazit

Das spannendste Thema für mich dieses Jahr - und generell DAS Thema für mich und Chance - war das Ding mit dem Karabiner. Egal ob bei der Hundetrainerin, die das erste Mal im Leben mit einem Pferd trainiert hat, bei einer anderen Teilnehmerin, die mit ihrem Pferd schon auf sehr hohem Niveau an den Kurlanddetails feilen kann oder bei Djaslo und mir... sobald die Hand am Karabiner war, gab es die Tendenz das Pferd darüber in eine Bewegung zu "schieben", egal wie fein. Und alle drei haben ganz deutlich gezeigt, dass sie das ziemlich unhöflich und unangenehm finden. Das im Lauf der Einheiten zu verfolgen und vor allem zu sehen, wie weich der Ausdruck in den Pferdegesichtern wurde, als es endlich geklappt hat, das war noch mal mega eindrücklich. Und ich glaube für mich war es auch DER Knackpunkt zu fühlen, wie es sich in mir anfühlt (sehen ist einfach immer was anderes), sodass ich jetzt endlich glaube, dass auch Chance mit mir zufrieden sein könnte. Wir werden es sehen.
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: Sonnieh am 15. September 2017, 16:13:09
Ich ergänze hier auch mal meine Kurserfahrungen. Vorweg: Das, was ich geschrieben habe, ist ja nur ein Bruchteil von dem Großen Ganzen, was in den vier Tagen passiert ist. Die anderen Teilnehmerinnen war ebenfalls großartig und die Fortschritte beeindruckend! Wir vier mit den Leihpferden waren quasi "Anfänger", so dass es prima für uns war, in die Handhabung der Strciktechnik eingeführt zu werden. Zwei waren wesentlich weiter und sind auch geritten mit single rein riding! Das war sehr faszinierend, weil ich mich zum einen noch gar nicht damit beschäftigt hatte und es einfach dann auch schwer zu sehen und teilweise auch zu verstehen war. Aber wir haben gefragt und gefragt und gefragt und so konnten sich einige Fragezeichen lösen. Ich habe aber das Gefühl bisher nur den Zipfel von Alexandras Technik in den Händen zu halten - das reicht aber schon und ist erstmal genug zum üben!  :cheese:

Auch meine Bedenken, was das englisch angeht, haben sich angenehm zerstreut.
Ja, ich verstehe viel mehr als ich sprechen kann und manchmal ärgerte es mich , dass ich mich nicht so "fein" ausdrücken konnte , wie ich wollte. Und von wegen Aufregung und dann vergisst man alles.....hüstel....auf der Hinfahrt habe ich mir tolle Sachen für die Vorstellungsrunde überlegt, die ich sagen wollte und war dann schon mit etwas weniger Blutdruck unterwegs.....Dann war alles weg und ich verhaspelte mich tüchtig!  :rotw: Überlebt man aber!  :cheese:
Viele Begriffe waren mir auch unbekannt, aber die wurden dann auf Nachfrage erklärt und Alexandras englisch ist sehr gut verständlich. Also keine Scheu vor der Kurssprache, denn es entgeht einem was, wenn man Alexandra nicht erlebt hat!

Und so war es bei mir:
 
Zitat
Der Kurs bei Alexandra - und es deutete sich ja nach der Vorstellungsrunde schon an - war überwältigend für mich. Und zwar so überwältigend, dass ich zwei Mal Tränchen aus meinen Augen kullern lassen "musste", weil es mich so berührt hat, was mein Leihpferd getan hat.  :rotw: So etwas hatte ich noch nie zuvor (also ja, äh, ich habe schon geweint in meinem Leben, aber das ein fremdes Pferd mich so schnell so tief berührt war neu!  :rotw:)

Der Hof von Carolins Eltern ist großartig: eine tolle Halle, Platz draußen, wunderbare Pferde, einen Seminarraum, eine Mutter, die uns ultralecker bekocht und bebackt hat  :trauben: und das Wetter spielte auch mit! Carolin hat das alles großartig organisiert für uns und war so doll am rödeln, da kann ich gar nicht genug Danke für sagen!

Wir haben die Tage über immer wieder an der Stricktechnik gefeilt, Alexandra hat uns ihre Übungen erklärt, Videos gezeigt und ganz viele Fragen beantwortet und Geschichten erzählt. Daneben haben wir Körperübungen für Balance, Leichtigkeit, Bonerotation und Mensch-Mensch-Übungen gemacht (T´ai Chi, Feldenkrais, Finden vom Bubbling point, T´ai Chi Walk). Die Tage gingen demzufolge, da wir ja auch noch sechs Pferde hatten, die bespielt werden wollten von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends! Mein Hirn ist so voll und mein Körper so müde  - aber es war nur großartig, dass ich gerne immer noch dabei wäre!
:cheese:

Ich durfte mit einem siebenjährigen Araber clickern, der äußerlich sehr zerrupft aussah, aber innerlich goldig glänzte - man konnte es nur nicht sehen. Dieses Pferd war also eine Art zerrupftes Hühnchen - unbalanciert, schlecht bzw. falsch bemuskelt (Unterhals viel, dafür Loch hinter dem Widerrist), in sich gekehrt, scheu. Er beamte sich in der ersten Einheit viel weg - starrte nach draußen nach dem Motto, wenn ich dich nicht sehe, dann siehst du mich auch nicht und liess sich nur sehr zögerlich auf mich ein. Allerdings eroberte er gerade dadurch (?) durch diese seine Art im Sturm mein Herz und ich war ihm verfallen!  :nick:
Er ist geclickert, auch das reiten - so hieß es - ist bei ihm alles laut Besitzerin erclickert - aber man sah irgendwie in seinem Wesen kaum etwas davon.  :juck: Alle geclickerten Pferde, die ich kenne, sind sehr neugierig und offen und Menschen zugewandt. Die Besitzerin arbeitet mit ihm übrigens an fliegenden Galoppwechseln und Piaffe .....

Ich habe mit ihm auf dem Runwaywalk  geübt, damit er zu einer besseren Balance findet. Die erste "echte" Einheit nach dem Kennenlernen und Data collecting (was kann er, was kann ich, was können wir zusammen?) war sehr stockend, er war zäh, er konnte sich nicht bewegen, beamte sich oft weg, so dass der Fokus auf der Initialisierung und auf dem clickern einzelner Muselbewegungen lag, damit er aus seinem Stocken wieder raus kam. Vor, zurück, vor und zurück mit vorwärts füttern, Handtarget, damit er bei mir blieb bzw. zurück kam - so bewegen wir uns in Richtung einer Matte, die unser Ziel wurde. Die Matte wurde mit grown ups beclickert und optimal wäre ein balancierter, geschlossener Stand (standing in a square) gewesen. Davon war er am Anfang Meilen entfernt. Er stand higgledy-piggledy, immer offen, immer recht grottig. Nichtsdestotrotz war ich nach dieser Einheit überwältigt, weil er entschlossen hat, dass ich vertrauenswürdig genug bin, dass er sich mir öffnen kann und ich mit ihm clickern darf. Er wurde während der Einheit deutlich offener in seinem Blick und liess sich auf mich ein.  :dops: Erster Tränenausbruch... :rotw:

Bei der zweiten Einheit war es schon deutlich besser: er war feiner, leichter, beweglicher insgesamt, mehr bei mir, interessierter an allem, offener. Den Aha-Moment gab es beim Stehen auf der Matte, als er offen stand und er mich ansah.
Seine Augen sagten: ich kenne die Anwort auf deine Frage, aber ich kann das gerade nicht alleine!

Also gab ich einen kleinen Impuls über die Stricktechnik, clickte eine Mikrobewegung und er konnte sich danach sehr gut auf der Matte sortieren und balancierter stehen!  :cheese: :cheese: Grenzgenial!

Bei der dritten Einheit waren wir ein Tanzpaar - wir sind zusammen getanzt - nicht immer perfekt, aber sehr oft und sehr harmonisch. Das vorwärts war nun sehr einfach für ihn, es gab kein wegbeamen mehr, ich konnte einzelne Hufe bewegen ohne das ganze Pferd komplett nach vorne oder hinten zu bringen. Seine Schritte nach der Matte auf dem Weg zum Beginn des runways waren ausladend und energetisch! Als wir dann also so das eine Mal mal wieder auf der Matte angekommen waren und er schon recht balanciert stand, sagte Alexandra: nun spielen wir doch mal Blackjack! Er gibt dir gerade eine 17, du brauchst aber eine 21. Schafft ihr das mit den Karten, die im Spiel sind, dass es eine 21 wird? Du weißt , was ihr könnt und musst entscheiden, ob es besser oder schlechter wird, wenn du ihn bewegst.

Challenge accepted!  :cheese:

Aus der 17 wurde immerhin eine 18. Wir setzten eine neue Runde auf dem Laufsteg an und bekamen nach der Kurve und ein wenig vor und zurück die 21 ! :yess: :five: :cheerleader: :five: :yess:
Spontan wuchs ich drei Zentimeter vor Stolz, die Zuschauer raunten (das taten sie wirklich und es war unglaublich witzig und berührend zugleich) und mein süßer rupfiger Araber begann zu schimmern. Ich fütterte ihn dann während der grown-ups in Pose, was ihm, nunmehr ausbalanciert wie er war, sehr leicht fiel und sein inneres Strahlen nahm zu!  :herzbrille: :herzbrille:

Die 21 haben wir noch ein paar Mal erreicht und es war überwältigend. Die Tränen kullerten wieder, als Alexandra viele wunderschöne Worte über ihn und mich sagte....... :wolkenherz2:  Sie hat so wahnsinnig viel Erfahrung und dann lobt sie mich.....hach......das war einfach zu viel für mich.... :rotw:

Nach diesem Kurs bin ich so bereichert und letztendlich auch so in meinem Tun und Denken bestätigt worden, dass ich kaum Worte dafür finde. Alles was ich bisher tat und was mich zu diesem Punkt im Hier und Jetzt geführt hat, war genau richtig und ich werde es definitiv so weitermachen, um immer mehr Teile für das große Puzzle Pferd ineinander stecken zu können.

Ich habe viel aus dem Kurs mitnehmen und auch schon zu Hause bei Freia und Monty umsetzen können. Dass ich schon so lange Feldenkrais mache, hat mir sicherlich ein Stück weit beim Umsetzen der Techniken geholfen, da ich meinen Körper und die Möglichkeit seiner Bewegungen sehr gut kenne. Ich habe auch das Gefühl, dass Freia sehr angetan von meiner neuen Erdung und den feinen Anfragen ist - ihre Reaktionen sind jedenfalls deutlich engagierter und motivierter!
Und letztens ertappte ich mich dabei, dass ich in völliger Balance vor dem Geldautomaten stand!  :cheese: Es wirkt also noch vieles nach!   :thup:
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: Muriel am 15. September 2017, 17:39:56
Wie schon im letzten Jahr waren die Übungen der Body Work für mich wieder total faszinierend. Ihre Auswirkungen konnte ich immer direkt spüren, denn da ich vom Schlafen im fremden Bett ziemlich verspannt war, war es enorm befreiend und wohltuend zu spüren wie sich der Körper gerade durch diese minifeinen und kleinen Bewegungen immer besser entspannen konnte. Am ersten Tag war ich am verspanntestens, und nach ca 1,5 h geführter Übungen so frei und beweglich wie schon ewig nicht mehr  :huepfherz: :xmasdance:  Jedes Jahr geht Alexandra wieder ein Stück mehr in die Tiefe, jedes Jahr kann ich die Bewegung noch kleiner werden lassen und jedes Jahr sind die Auswirkungen davon noch größer.
Das hilft mir auch immer wieder mir bewusst zu machen dass wir von den Pferden keinen großen Bewegungen brauchen, um sie zu lockern.
ein weiteres Wunschthema war Microriding, das wir im letzten Jahr ja überhaupt erst kennengelernt hatten. Allerdings war ich am ersten Tag von dem Nachspüren der Körperarbeit so erledigt dass ich das nicht mitmachen konnte und damit so ein bisschen den Einstieg verpasste. Am nächsten Tag habe ich mich auch nur aufs Beobachten beschränkt und am dritten Tag dann "stand alone" (was eigentlich nicht der Sinn der Sache ist) neben Alexandra und E. mitgemacht. Die Wirkung war dennoch sehr beachtlich.
An diesem Tag habe ich vorher im T'ai Chi Walk festgestellt dass mein linkes Bein ganz wackelig ist (im Einbeinstand oder der alleinigen Belastung). Nachdem ich die Microriding-Übung im kompletten Zyklus (es gibt drei - den Grounding-Circuit, den zweiten (Name hab ich gerade vergessen) und den Zwerchfell-Circuit) mitgemacht habe, war ich auf dem linken Bein so stabil wie auf dem rechten.  :cheer:

Schön war es, Jack und E. wieder zu sehen und ihren Fortschritt zum letzten Jahr zu betrachten. Jack ist viel leichter in der Vorhand geworden und insgesamt sind seine Bewegungen fließender und eleganter geworden - obwohl er ja ein Kaltblut ist (Norikermix). Wie bei allen anderen Pferden war die Entwicklung über die vier Tage außerordentlich beachtlich und am letzten Tag schwebte er förmlich dahin, und auch bei der abschließenden kurzen Reiteinheit war er sehr fein und leicht.

Es gab nichts spektakuläres zu sehen, "nur" Arbeit mit Feinjustierung bzw bei den Anfängern mit den Pferden "nur" Stehen, Grown Ups, Rückwärtsanfragen und ein wenig zur Balanceverbesserung. Doch die Veränderung der Oberlinie, der Rumpfspannung und des Körperausdrucks war verblüffend.
Es waren viele kleine Impulse, die ich mitnehmen konnte, viele wertvolle "Nebensätze" oder auch die Herangehensweise an das "Arbeiten mit der Gruppe an Podesten", die sehr bereichernd waren.
Ich hatte ja ursprünglich einen Platz mit Pferd, den ich dann wieder abgegeben habe (ich wollte mit Jack fahren), da es mir zu viel für mich und für ihn war. Ich bin auch nach wie vor froh über die Entscheidung, denn so konnte ich noch mal mehr in Ruhe zuschauen und mir für zu Hause genügend mitnehmen.
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: francelaura am 15. September 2017, 21:56:54
Danke euch Dreien für die interessanten Berichte!  :keks: :keks: :keks:
Schön zu lesen, dass der Kurs fesselt, egal ob man das erste Mal dabei ist, oder zum wiederholten Male  :)
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: eboja am 16. September 2017, 09:14:37
Vielen Dank für Eure tollen Berichte! Ein bisschen "neidisch" werde ich da schon, dass ich meinen Zuschauerplatz abgegeben habe. Aber für mich war das dieses Jahr die richtige Entscheidung, nicht zu fahren. Und durch Eure Berichte kann ich ja trotzdem ein wenig daran teilhaben :cheer:.

Gestern hat mich das schon zu einer sehr schönen Einheit mit Carinjo inspiriert, bei der ich mal wieder eine Menge gelernt habe (v.a., wie wichtig - jedenfalls bei mir und Carinjo - eine gute, stabil-lockere Verbindung sowohl zwischen den beiden Händen als auch zwischen den Schulterblättern bei der Stricktechnik ist).
Titel: Re: Kurlandkurs 2017
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 679 am 21. September 2017, 10:14:06
Auch von mir vielen vielen Dank für die tollen Berichte und ich wäre gerne dabei gewesen.

LG Doris