Erstellt von: Arconowitsch
Hallo alle,
dann will ich mal meine Gedanken zum Thema „gutes Miteinander“ auch noch hier einstellen, sind leicht verändert im Vergleich zum Tagebucheintrag:
Ich finde es bei aller positiven Verstärkung immer unglaublich wichtig, dass an allererster Stelle die Sicherheit des Menschen (und dadurch letzendlich sogar auch des Pferdes) kommt!!
Pferde sind einfach zu groß und zu stark, um sich von ihnen anrempeln, mit dem Kopf schubsen oder gar beschnappen zu lassen!!
Ich bin felsenfest der Meinung, dass auch das Clickertraining letzendlich zu meinen Spielregeln stattfinden muss!
Und die beinhalten definitv weder Rempeln noch Schubsen noch Schnappen oder gar Austreten.
Ich möchte auch nicht angerempelt werden, weil Pferd sich erschreckt und zur Seite hüpft und ich da zufällig stehe!
Bei einem gemeinsamen Spiel muss es gemeinsame, klar erklärte und konsequent! eingehaltene Regeln geben und wenn ein Teil des Teams diese Regeln erst noch nicht kennt, dann ist das für mich der allererste Schritt im Spiel, diese Regeln zu definieren und so lange zu erklären, bis sie dem Pferd klar geworden sind.
Ich habe dabei dann auch kein Problem, wenn es nicht anders geht, negative Verstärkung
(Druck, den ich sofort wegnehme, wenn Pferd ausgewichen ist)
oder negative Strafe (Entzug jeglicher Aufmerksamkeit/meiner Präsenz sofort in dem Moment, in dem das Pferd etwas macht, was ich nicht möchte) anzuwenden!
Denn es geht dabei um meine Sicherheit und ich biete dem Pferd danach dann wieder ein freundliches Miteinander an und bestärke natürlich in dieser Anfangsphase massiv das Verhalten, das ich mir eigentlich wünsche!!
Wichtig ist mir auch, dass man als Mensch nicht aus Versehen das Verhalten des Pferde vermenschlicht, so nach dem Motto: der mag mich nicht, ist aggressiv, weiß doch genau, dass er das nicht darf…
Sondern sich eben anschaut, was das Pferd für Verhaltensweisen zeigt, die man so nicht möchte und sich überlegt, wie man es dazu bringen kann, etwas zu machen, was man möchte.
Ganz oft lässt sich übrigens auch durch das Herunterschrauben der eigenen Ansprüche und Ideen darüber, was man mit seinem Pferd schon alles können möchte, vermeiden, dass es überhaupt zu Situationen kommt, bei denen man zu R- oder P- greifen muss.
Ich finde die Übungen, die für das Erklären der Spielregeln geeignet sind, ganz klar ebenso spannend und gleichwertig wie alle anderen (Tricks, Reiten Bodenarbeit) und man kann sie alle auch mit dem Clicker erarbeiten.
Zu den Übungen gehören für mich z.B.:
- Abwenden des Kopfes für C/B
- weiches Nehmen des Futters, bei Grabschen nach der Hand darauf achten, dass das Futter mit einer eher langsamen und fließenden Bewegung präsentiert wird und von Dir weg an der Stelle, an der Du den Pferdekopf haben möchtest.
Grabscht er dann immer noch, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
z.B. leichtes antstupsen mit der Futterhand. Das geht nur bei Pferden, die dann nicht erst recht schnappen und auch bitte nur ein mal stupsen, da sonst gaanz schnell ein Schnappspiel daraus entstehen kann!
z.B. Hand sofort wegnehmen und hinter den Rücken halten, bis er sich zurückhält.
z.B. warten, bis er seinen Kopf minimal von dir wegdreht und dann schnell und aktiv ihm das Futter ins Maul stecken/drücken. So dass DU die Aktive bei der Aktion bist und nicht Pferd nach dem Futter angelt.
- Abwenden des Kopfes und idealerweise auch der ganzen Schulterpartie wenn Du beide Hände erhebst und sie in Richtung seines Kopfes führst!
Das ganze auch in der Bewegung, beim Führen!!
Wenn beim Führen die dem Pferd nähere Hand am Strick bleibt und die andere erhoben wird und in Richtung seines Kopfes deutet, sollte er sich seinen Abstand zu Dir vergrößern. Auf beiden Seiten.
Das ist für mich nach wie vor bei büffeligen oder fordernden Pferden eine der wichtigsten Übungen!
Wichtig ist mir dabei, dass das Pferd nicht nur kurz wegschaut und wenn man die Arme wieder runter nimmt, sofort wieder zurück "schwappt!
Sondern, dass es wirklich diesen von mir gewünschten Abstand (oder mehr, dass ist immer auch ok) beibehält. Wenn ich C/B dazunehme, dann füttere ich auch dort, wo ich das Pferd zuvor "hingeschickt" habe!
Natürlich baue ich das langsam auf und will nicht gleich mehrere Schritte oder so.
Aber mir ist das grundsätzliche Verständnis des Pferdes für Signale, die es auffordern, mehr Abstand zu mir einzunehmen SEHR wichtig.
Bei Wallachen ist es besonders wichtig, dass man nicht aus Versehen oder unbewusst immer wieder im alltäglichen Umgang wenn er an einem rumzuppelt oder sucht, einfach nur die Nase kurz wegschubst und dann Pferd wieder und wieder mit dem Kopf herkommt und man schubst.
Das sind ganz oft echt nur kleinste Bewegungen, die Mensch oder Pferd dabei machen, aber das sind eben typische Spielereien unter Wallachen, die sie mit unglaublicher Ausdauer und Spielfreude betreiben können.
Sie wissen so lange nicht, dass das dem Mensch keinen Spaß macht, bis es der Mensch nicht immer!! unterbindet!
- Rückwärts gehen auf Signal
- Wenn Pferd ganz hartnäckig an einem dran klebt, bietet sich auch an es immer! zwischen dem Click und der Futtergabe einen Schritt rückwärts treten zu lassen.
Das geht ganz leicht, indem man das Futter so nah vor die Brust des Pferdes hält, dass es einen Schritt zurück machen muss, um daran zu kommen und man hat damit dann schwups ein Pferd, dass einen Schritt von einem entfernt steht. (Man selbst muss dabei natürlich stehen bleiben Wink)
Daraus kann man einen sehr angenehmen Automatismus machen, der einem das Pferd wirklich vom Leib hält!
- Sich am Strick sowohl mit nach innen zum Menschen gerichteten Blick (Aufmerksamkeit) und gebogenem Hals über die Schulter nach außen verschieben lassen, also so ne Art Schenkelweichen,
als auch mit vom Menschen abgewandten Blick die Schulter nach außen verschieben lassen, also so ne Art Hinterhandwendung.
Die Kopfverschiebelasse-Übungen und auch die Futternehm-Übungen macht man sinnvollerweise!! zuerst mit einem komplett freien Pferd und alleine in einem eingezäunten Platz mit einigermaßen Platz um sich herum. So dass Pferd wirklich ausweichen kann und man selbst nicht auch noch auf andere Faktoren achten muss.
Und dann kann man die Kriterien steigern!
Das ganze Programm sollte auch bei Regen, bei Wind, bei Kälte oder im Dunkeln möglich sein!
Wenn man diese Übungen genauso als den Versuch, dem Pferd etwas Neues beizubringen betrachtet, wie z.B. apportieren oder Kompliment, dann hat man vielleicht mehr Geduld und versteht besser, dass es genauso abstrakte Verhaltensweisen sind, die ihm erklärt werden müssen, wie die anderen.
Und es ist für mich dabei dann klar, dass dieses Verhalten selbstverständlich auch beim Clickern funktionieren muss!!
Also man kann davon ausgehen, dass Pferd einen anrempelt, weil es nicht weiß,
dass man das nicht möchte, bzw. dass man etwas anderes möchte
oder dass es aus irgendwelchen emotionalen Gründen gerade nicht dazu in der Lage ist (zu apportieren, nicht zu rempeln)
und nicht, weil es einen nicht respektiert oder dominieren will oder oder…
Denn dass es Lust hat, was mit einem zu machen sieht man ja daran, dass es herkommt, wenn es einem sieht oder dass es ans Handtarget kommt oder einem Verhaltensweisen anbietet, die sich schon mal gelohnt haben...
Wie immer viiel zu lang mein Senf…. Confused