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Positive Verstärkung ohne Clicker - Vorteile, Nachteile, Erfahrungsberichte

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Ventura
*

Da der Wunsch nach einem Thread zum Austauschen über positive Verstärkung ohne Marker laut wurde - voilà. :winke:

Wer in meinem Tagebuch mitliest, hat es vielleicht mitbekommen: ich bin (nicht ganz freiwillig :pfeif: ) vom Training mit einem Marker abgekommen. Ob das langfristig so bleibt, weiß ich noch nicht, aber bisher habe ich ganz tolle Erfahrungen damit gemacht. :cheer:

Ein großer Vorteil (für die Schimmelin und mich) ist die intensivere Kommunikation. Wir haben neue Belohnungsformen für uns entdeckt und kommen inzwischen fast ohne Futterlob aus (das war zwar nicht mein Ziel, da ich die Vorteile des Futterlobs durchaus zu schätzen weiß, aber es hat sich eben so ergeben), wir achten genauer aufeinander und sind sensibler für die Wünsche und Stimmungen des anderen geworden. Unsere gemeinsame Zeit hat viel vom Trainingscharakter verloren und ist mehr zu einem Miteinander geworden.  :umarm: Besonders die Reaktionen der Schimmelin auf mich haben mich in meinem Tun bestärkt - so motiviert und freudig wie im Moment kam sie mir in Clickerzeiten nie entgegen. :love: Ohne Marker schaffe ich es besser meine Emotionen rüberzubringen, ich kann mich ehrlicher über eine gelungene Übung freuen und das überträgt sich natürlich auf das Schimmlinchen. :sigh:
Natürlich trainieren und lernen wir trotzdem noch (wir haben bspw das Hüfttarget ohne Clicker gelernt und sogar die Signalkontrolle erarbeiten wir uns gerade ohne Markersignal :dops:), aber es fühlt sich irgendwie anders an. :cheese:
Damit möchte ich auf keinen Fall sagen, dass es nicht auch mit Clicker so sein könnte, aber für uns zwei passt es so besser. :nick:

Wir haben uns zum Beispiel das Hug me ohne Clicker erarbeitet, nachdem wir mit Marker nicht mehr weiterkamen. Auch das Hüfttarget *1* und *2* haben wir ohne Clicker erarbeitet (wobei das "Jaaa" hier unbeabsichtig ein bisschen Markercharakter hat ;)) Allerdings pusht ein Stimmmarker (und im Prinzip kündigt jedes begeistert ausgesprochene Lob ja oft Kraulen, Futter oÄ an) nicht so extrem, die Schimmelin ist wesentlich entspannter geworden, seit ich Entspannung nicht mehr bewusst trainiere und markere. :cheer:


Ein Nachteil ist definitiv die fehlende Genauigkeit der Belohnung. Bisher bin ich noch nicht an Grenzen gestoßen, aber die Schimmelin ist ja auch Rentnerin und unsere gemeinsame Aktionen sind nicht gerade super-anspruchsvoll. :kicher: Ich kann mir aber vorstellen, dass es bspw bei der Handarbeit zu Verwirrung kommen kann, wenn kleinste Bewegungen nicht exakt mit einem Click markiert werden können. :juck: Lernen wird das Pferd das Schulterherein oÄ bestimmt trotzdem, aber ich glaube es könnte länger dauern und auch für Frust sorgen, weil das Pferd nicht so schnell rausfindet, was der Mensch von ihm möchte wie es mit Clicker der Fall wäre.  :-\


Ich bin gespannt, wie sich das beim nächsten Pferd entwickelt. :ft: Ich könnte mir vorstellen bei Handarbeit & Co mit Marker zu arbeiten und ansonsten ohne Clicker positiv zu bestärken. Bei der Schimmelin werde ich jedenfalls alles so belassen wie es ist, denn es geht uns supergut damit. :sigh:


Welche Erfahrungen (zB mit Teilzeitclickern und Futterlob ohne Marker) haben die anderen Nichtclicker-aber-positiv-Verstärker hier gemacht? Was würdet ihr weiterempfehlen, was nicht, wo stoßt ihr an eure Grenzen usw?

edit: Titel geändert, Gruß Muriel

« Letzte Änderung: 19. April 2015, 15:49:07 von Muriel »
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Anni
*

Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie du, Ventura :nick:!

Den Marker wegzulassen ging für mich mit der Entwicklung einher, dass ich weniger trainieren, also bestimmte Lektionen erarbeiten, als vielmehr eine Kommunikation zwischen mir und dem Pferd aufbauen wollte. Mein Ziel ist nicht mehr mit der Kommunikation nach Vollendung des Lernprozesses xy zu erreichen, sondern in dem Moment etwas kommunizieren zu können, das auch in dem Moment ein Ergebnis bringt. Ich will herausfinden, wie ich mich ausdrücken muss, damit ich eine bestimmte Antwort vom Pferd bekomme.

Somit findet nicht, wie beim Clickertraining, das Pferd heraus was ich möchte, sondern ich finde heraus, was passiert wenn ich xy tue. Ich lasse mich sozusagen vom Pferd clickern ;) .

Natürlich bleibt dabei die positive Bestärkung für das Pferd nicht aus und auch die Pferde können herausfinden welche Handlung ihrerseits welche Reaktion meinerseits hervorruft, also zum Beispiel wie sie mir sagen können, dass sie ein Leckerchen haben wollen, dass es irgendwo juckt, wie sie mich zum Spielen auffordern können oder einen Vorschlag für eine gemeinsame Aktion machen können.

Dabei hat es sich so ergeben, dass ich eher mehr als weniger Futter gebe, als beim Clickertraining. Das ergibt sich daraus, dass nicht nur die Reaktion richtig ist, die ich kommunizieren möchte, sondern dass jegliches Feedback richtig ist. Richtig in dem Sinne, dass es die Antwort auf meine Frage ist. Wenn es noch nicht die Antwort ist, die ich eigentlich haben wollte, dann gibt es trotzdem ein freudiges Lob, weil das Pferd mit mir kommuniziert und auf meine Fragen eingeht. Im nächsten Schritt versuche ich dann, meine Frage so zu stellen, dass das Pferd besser versteht was ich meine. Das mache ich so lange, bis ich gelernt habe, was ich tun muss.

Ein Vorteil davon ist auch, dass ich nichts unter Signalkontrolle zu stellen brauche (ich gebe zu, das habe ich früher schon nie geschafft :confused:). Ich brauche "nur" die passende Motivation bieten und mich entsprechend verhalten, wenn ich etwas bestimmtes möchte. Das ist bei komplexeren Fragen sicherlich auch ein langwieriger Weg, weil eben beide Partner erst lernen müssen zu verstehen, was der andere meint, aber so ging es mir mit reinem Clickertraining ebenso. Deshalb kombiniere ich inzwischen das, was ich aus dem Clickertraining gelernt habe mit dem oben beschriebenen Vorgehen.

Der fehlende (bewusste) Marker lässt auch meinen Emotionen mehr Raum. Ich muss mich nun nicht mehr so sehr auf das richtige Timing konzentrieren oder darauf mich an einen bestimmten Plan zu halten, sondern kann mich darauf einlassen wie das Pferd sich verhält und wie sich das auf mich auswirkt. Freue ich mich darüber, bewundere ich das Pferd, macht das Verhalten mir Angst oder fühle ich mich bedrängt, finde ich es großartig oder nicht so spannend? Dieses Gefühl kommuniziere ich dann, sodass es sich auch im Lob bemerkbar macht und das Futterlob noch verstärkt oder eben auch zu einem schlichten "Ja, ich habe gesehen, dass du xy angeboten hast" macht. So gebe ich dem Pferd stetig Auskunft über mich selbst und ich denke, dass sich dadurch auch das Miteinander verstärkt, denn der Fokus liegt nun auf dem "Du und Ich" und weniger auf der gemeinsamen Aktivität an sich.

Zitat von: Ventura
Wir haben neue Belohnungsformen für uns entdeckt und kommen inzwischen fast ohne Futterlob aus (das war zwar nicht mein Ziel, da ich die Vorteile des Futterlobs durchaus zu schätzen weiß, aber es hat sich eben so ergeben)
   
Das hört sich interessant an, wie hat sich das denn bei euch entwickelt?

Ich bin neugierig auf weitere Erfahrungsberichte! :cheer:

« Letzte Änderung: 18. April 2015, 11:50:56 von Anni »
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Ventura
*

Das hast du sehr schön geschrieben. :cheer:

Zitat
Ein Vorteil davon ist auch, dass ich nichts unter Signalkontrolle zu stellen brauche
Bei uns ist das schon nötig. Frau Schimmel ist vom Hüfttarget nämlich so begeistert - bzw eher von der Reaktion, die sie damit bei mir auslöst - dass sie mich gerne mal anrempelt oder einklemmt. "Da, kraulen bitte :bittebitte:"
Das funktioniert auch bei anderen Körperteilen, die wir als Target noch gar nicht etabliert haben. Ich bin gerade dabei ihr zu erklären, dass sie mich gerne zu schmusen auffordern darf, das doch aber bitte mit weniger Körpereinsatz tun soll. :kicher:


Zitat
Zitat von: Ventura

    Wir haben neue Belohnungsformen für uns entdeckt und kommen inzwischen fast ohne Futterlob aus (das war zwar nicht mein Ziel, da ich die Vorteile des Futterlobs durchaus zu schätzen weiß, aber es hat sich eben so ergeben)

   
Das hört sich interessant an, wie hat sich das denn bei euch entwickelt?
Das hat sich während dem Fellwechsel und den damit einhergehenden viiiielen juckenden Stellen einfach ergeben. Anfangs habe ich mit Futter belohnt und sie in der Pause gekrault und gekratzt. Das fand sie so toll, dass ich statt Futterlob das Kraullob verwendet habe. Stimmlob habe ich schon in Clickerzeiten genutzt und das durch mehr Emotion meinerseits zu einem vollwertigen Lob ausgebaut - da die Große inzwischen viel feiner auf mich reagiert und wir richtig zusammengewachsen sind, reicht ihr ein liebevolles Wort inzwischen als Lob für "normale Sachen" wie Hufe geben aus und oft kann ich überschwängliches Stimmlob auch als Lob für schwierigere Sachen verwenden. Zusammen mit Kraulen ist das dann ein super Jackpot. :gogo:
Früher fand die Schimmelin Berührungen eher unnötig und schmusen war eh doof. Während dem Fellwechsel hat sie es richtig genossen und selbst jetzt, wo der Fellwechsel fast vorbei ist und es kaum noch juckende Stellen gibt, mag sie es immer noch. :love: Das hängt sicher auch mit den viiiielen Stunden gemeinsamen Dösens, in denen ich sie immer sanft massiert/gestreichelt habe, zusammen. Dadurch sucht sie inzwischen sehr oft meine Nähe und auch meinen Körperkontakt. :sigh:
Futter (Möhren) habe ich inzwischen zwar wieder in der Tasche, aber das ist maximal gleichwertig mit einem normalen Stimmlob :augenreib: und wenn ich eine normal große Möhre in große Stücke geschnitten am Tag verfüttere, ist es schon viel. Meistens bleibt die Hälfte über und die kriegt sie dann in den Trog oder zum Abschied.  Außer Brot, dafür würde sie morden. :kicher: Aber das gibt´s eh nur ganz selten als Superduperjackpot, wenn die Besi welches in den Schrank gelegt hat - von mir aus würde ich kein Brot verfüttern, aber wenn sie es eh kriegt, kann ich es auch zum Belohnen nehmen. :nixweiss:
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Anni
*

Zitat von: Ventura
Bei uns ist das schon nötig. Frau Schimmel ist vom Hüfttarget nämlich so begeistert - bzw eher von der Reaktion, die sie damit bei mir auslöst - dass sie mich gerne mal anrempelt oder einklemmt. "Da, kraulen bitte :bittebitte:"
Das funktioniert auch bei anderen Körperteilen, die wir als Target noch gar nicht etabliert haben. Ich bin gerade dabei ihr zu erklären, dass sie mich gerne zu schmusen auffordern darf, das doch aber bitte mit weniger Körpereinsatz tun soll. :kicher:

Nur kurz, damit ich die Begriffe wieder richtig sortiert bekomme - Signalkontrolle bedeutet, dass eine Handlung nur noch auf das Signal hin ausgeführt wird, richtig?

Wenn dem so ist, dann nehme ich dem Pferd damit ja die Möglichkeit, sich auf diese Art auszudrücken. Da ich auf die Mitteilung des Pferdes aber nicht verzichten möchte, würde ich so ein Problem dann nicht durch Signalkontrolle lösen, sondern versuchen herauszufinden wie ich "Vorsicht, ich bin zerbrechlich" oder "Bitte stehen bleiben und nicht umrempeln" oder "Mach doch bitte einen Schritt zur Seite" kommunizieren würde. Gleichzeitig würde ich versuchen die Mitteilung schon zu erkennen, bevor ich angerempelt werde und entsprechend schnell darauf zu reagieren - entweder indem ich der Bitte nachkomme oder indem ich eben um etwas anderes bitte.

Die Zeit, bis ich ein Verhalten unter Signalkontrolle gebracht habe wäre mir glaube ich auch ein bisschen zu lang, wenn das bedeuten würde, dass ich dazwischen immer mal wieder von einem herum schwingenden Pferdepo umgeworfen werde :lol:.

Magst du mal beschreiben, wie du da genau vorgehst? :)

Deine Art sie zu Belohnen hört sich toll an und schön, wie sich das ergeben hat! Das "Hug me" Video ist auch zuckersüß, wirklich eine wunderhübsche Pferdedame :herzbrille: .
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Signalkontrolle meint, dass in einem definierten Kontext, ein bestimmtes Verhalten auf ein bestimmtes Signal hin gezeigt wird, und zwar immer nach dem Signal, nicht ohne das Signal, und auf das Signal hin wird kein anderes Verhalten gezeigt. Dabei kann der Kontext sowas sein wie "das Pferd ist zum Putzen angebunden, der Mensch hast Bürste X in der Hand und unterhält sich nicht mit einem anderen Menschen" oder so. Das häufigste Missverständnis ist oft, dass Signalkontrolle dem Pferd jede eigenständige Handlung verbietet, es geht nur darum ein ganz klares "wenn du jetzt dieses Verhalten zeigst hast du 100% Chance auf einen Verstärker" - egal ob Futter, Kraulen, ein nettes Wort, oder oder oder.
LG Tine
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Ich hab beim Chicken Camp festgestellt wie wenig ich eigentlich "richtig" clicker  :cheese:
Wir machen ja nicht viel außer FiSen, longieren, Hufe geben etc..
All die Sachen kann sie schon (im Beispiel von FiS und Hufe geben hat sies durchs markern+belohnen im richtigen Moment gelernt) und in diesem Stadium ist es unwichtig, dass ich eine bestimmte Sekunde belohne.
Sie weiß zu 100% dass es um Fis geht, sie machts auch fein wenn ich anfrag un ob ich Clicke, "ferien" sag oder mit einem "ja bist du heute aber fein" den Zügel fallen lass macht da eigentlich keinen Unterschied für mich.
Was ich bei den Übungen aber schon mach, ist sehr zeitnah gute Sachen mit Stimme belohnen.. Beim Longieren z.B. Ein Kopf fallen lassen, da kriegt sie Lob, muss aber noch weiter laufen bis zum Click (oder Stimmlob und Signal zum Anhalten um zu füttern)

Vom Futterlob kommen wir leider nicht weg, weil Abbey kratzen überhaupt nicht annehmen kann. Es wird besser, sie freut sich auch manchmal über bürsten oder streicheln.. Aber in sehr vielen Fällen findet sie es unangenehm, und bevor das für Sie eher als Strafe empfunden wird bleib ich beim Futter und streichen immer dazu..
Liebe Grüße!
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positive verstärkung ohne markersignal gibt es mmn. eigentlich nicht wirklich - außer man macht das training via futterautomat, den man außer sichtweite des pferdes bedient.
sobald man neben dem pferd steht, wird es immer signale geben, die ein verhalten markieren - sei das ein innehalten, eine kleine bewegung, ein zucken, ein blick, der griff in die bauchtasche, etc...
pferde sind irrsinnig fein darin, subtile mikrosignale zu lesen.
alternative verstärker wie kraulen, spielen oder gemeinsames laufen kann man natürlich ebenso wie umweltbelohnungen jederzeit einfließen lassen.
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Danke Alex :uschreib:
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Ich verwende auch keinen expliziten Marker, oder nur in ganz wenigen Situationen. Meine Interaktion mit Pferden entspricht in etwa dem was Anni beschrieben hat, von daher kann ich mir eine lange Erklärung sparen - danke Anni! :keks:

positive verstärkung ohne markersignal gibt es mmn. eigentlich nicht wirklich - außer man macht das training via futterautomat, den man außer sichtweite des pferdes bedient.
sobald man neben dem pferd steht, wird es immer signale geben, die ein verhalten markieren - sei das ein innehalten, eine kleine bewegung, ein zucken, ein blick, der griff in die bauchtasche, etc...
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Das sehe ich ganz genau so, und genau deswegen verwende ich auch kein explizites Markersignal - einfach weil ich mit diesen ganzen anderen Signalen so viel schneller und gleichzeitig differenzierter bin, und so viel näher an dem, wie ich tatsächlich auf eine Aktivität des Pferdes reagiere. Für mich ist genau diese direkte und differenzierte Kommunikation das, was mich am Umgang mit Pferden interessiert.

Dadurch, dass für meine Pferde die Mikrosignale das relevante Feedback sind (und nicht etwas sind, das sie eigentlich ignorieren können, weil noch ein entscheidender Click, ein Wort, etc. kommen wird), lernen sie meiner Erfahrung nach auch, ganz genau auf diese Mikrosignale zu achten und sich daran anzupassen, und damit auch an meine Reaktionen, Befindlichkeiten und aktuellen Interessen. Auf diese Weise ergibt sich für uns auch Stimuluskontrolle von selbst, einfach weil ich kontextentsprechend unterschiedlich reagiere und die Pferde das merken (genauer erklärt hab ich das hier: emergent stimulus control).

« Letzte Änderung: 19. April 2015, 08:01:39 von Romy »
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Ventura
*

Zitat
sobald man neben dem pferd steht, wird es immer signale geben, die ein verhalten markieren - sei das ein innehalten, eine kleine bewegung, ein zucken, ein blick, der griff in die bauchtasche, etc...
pferde sind irrsinnig fein darin, subtile mikrosignale zu lesen.
Das ist eh klar. :nick: Aber ich finde es macht schon einen Unterschied ob man aktiv clickt oder das Pferd unsere Zustimmung durch feinste Signale wahrnimmt.
Mein/unser Ziel ist es ja nicht, überhaupt nicht zu markern - wieso auch, ein Marker ist ja durchaus sinnvoll und ohne die unbewussten körpersprachlichen Marker wäre es vermutlich ziemlich schwierig, dem Pferd etwas beizubringen weil das Timing ziemlich ungenau wäre. Um komplett ohne Marker (falls das theoretisch möglich wäre) zu arbeiten, sind wir Menschen eh viel zu langsam. :confused:


Zitat
einfach weil ich mit diesen ganzen anderen Signalen so viel schneller und gleichzeitig differenzierter bin, und so viel näher an dem, wie ich tatsächlich auf eine Aktivität des Pferdes reagiere. Für mich ist genau diese direkte und differenzierte Kommunikation das, was mich am Umgang mit Pferden interessiert.

Dadurch, dass für meine Pferde die Mikrosignale das relevante Feedback sind (und nicht etwas sind, das sie eigentlich ignorieren können, weil noch ein entscheidender Click, ein Wort, etc. kommen wird), lernen sie meiner Erfahrung nach auch, ganz genau auf diese Mikrosignale zu achten und sich daran anzupassen, und damit auch an meine Reaktionen, Befindlichkeiten und aktuellen Interessen.
Genau das habe ich mit "intensivere Kommunikation" gemeint, es aber nicht so schön ausgedrückt. :five:
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 :juck:
Ich hab das ohne Marker auch eher so interbretiert, dass man nicht aktiv ganz genau etwas markert.
Ohne irgendein Wort lob ich nie, das würd ich nichtmal schaffen  :cheese:
Und wenn, dann wäre das in die Tasche greifen wohl der Marker oder?
Liebe Grüße!
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Luke
*

Ich versteh die Diskussion noch nicht ganz.

Der Marker ist doch nur das Zeichen (sei es ein Wort oder ein Click) das dem Tier bestätigt: Ja genau in dieser Sekunde oder der Sekunde davor (weil so schnell ist ja niemand) hast du genau das gemacht was ich sehen möchte.

Wie soll das Training denn funktionieren ohne das ich das Tier bestätigte? Ein Kraulen, Futterlob und co sagt ihm danach doch nur: Du hast jetzt was tolles gemacht aber so richtig weiß das Tier doch gar nicht was von den 10 Dingen die es bis zum Futterlob jetzt richtig gemacht hatte. Ich denke es macht es dem Tier noch etwas schwerer.

Bei Übungen die Luke kann benutze ich keinen Clicker mehr aber ich sage ihm durchs Wort: "Ja" das es gut war. Damit er nicht sofort stoppt sage ich ihm dann: "Ja weiter" damit er weiß was er tun soll. Wenn ich nichts sagen oder tun würde was ihm irgendwie verrät ob er auf einen guten Weg ist oder nicht würde er frustrieren. Ich würde ihn stressen. Das ist ja etwas was ich auf keinem Fall möchte.

Der Marker sagt nur : Ja genau das wollte ich sehen wir sind auf einen guten Weg

Das Lob ( Futter, Kraulen vieleicht sogar Jackpot ) dahinter sagt ihm wie gut er war. Wenn ich Luke jetzt nur mit Stimme loben oder Kraulen würde , würde ich ihm sagen: Ja das war ok aber streng dich an du kannst es noch besser. Pony würde es dann noch 2-3 mal versuchen und dann weg gehen . Nicht weil  ich ihm kein Futter gegeben habe sondern weil das Futter (in unserem Fall) ihm sagt das er ein "super toller Typ " ist. Gemischt mit meiner Freude die ich demonstriere  stärkt es sein Selbstbewußtsein immens. Er findet sich selbst  "Supertoll"

Für mich müsste er keine Tricks lernen. Für ihn selbst hat es aber viel gebracht. Er ist viel Selbstbewußter, gelassener und fröhlicher geworden. Er möchte täglich bestätigt bekommen was für ein tolles Pony er doch ist.  Mit einem Marker mache ich es uns leicht neue Aufgaben zu erlernen.  Ich bin mit dem Clicker in der Hand wirklich schneller als mit Zungenklick oder einem Wort.

Später werden sie zu einem Reflex einen Marker braucht man nicht mehr. Mit den Jahren haben wir so viele Gesten gefunden mit denen wir komunizieren können. Er hat gelernt wie Menschen so ticken und kann sich so auch selbst gut mitteilen. Mir sagen was er möchte. Ich lasse mich aber zwischenhinein auch bewußt selbst von ihm Clickern. Alles soll aus einer art : Geben und nehmen bestehen... beidseitig.

 Mein "Futterlob" besteht darin das  er mich dann küsst. Irgendwann hat es angefangen das wenn ich was gut gemacht habe , das er mich auf den Mund geküsst hat... wahrscheinlich weil ich mich jedesmal so dolle darüber gefreut hatte. Zwischendurch frage ich ihn auch bewußt noch danach und auch dann küsst er bereitwillig.


« Letzte Änderung: 19. April 2015, 12:00:07 von Luke »
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Ich unterschreibe bei Alex. Auf dem Video von Ventura sieht man auch verschiedene Marker: Griff zur Tasche, Körperdrehung. Wort. Ganz verstehe ich die Diskussion auch nicht, vor allem weil es hier gerade so wirkt, als ob Training ohne Marker "intensiver" und "feinfühliger" wäre. Also nicht falsch verstehen, dass mag ja für Menschen so sein, für mich ist es das nicht. Für mich ist das Training mit Clicker so, weil ich es auf die Bedürfnisse vom Tier (und auch vom Menschen) ausrichte und dann ist es für mich die beste Kommunikation, die ich kenne. Das kann man ohne und mit Marker, ich persönlich komme nur ohne nicht mehr klar  :cheese:
LG von Frieda, Nuka, Dorado, Somnum, Baccara, Paula und Mimmi

"Ich hab' gelernt mit Träumen lebenslang fangen zu spielen." Kobito
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Ventura
*

Zitat
Wie soll das Training denn funktionieren ohne das ich das Tier bestätigte? Ein Kraulen, Futterlob und co sagt ihm danach doch nur: Du hast jetzt was tolles gemacht aber so richtig weiß das Tier doch gar nicht was von den 10 Dingen die es bis zum Futterlob jetzt richtig gemacht hatte. Ich denke es macht es dem Tier noch etwas schwerer.
Das hat Romy oben ja schön beschrieben: "genau deswegen verwende ich auch kein explizites Markersignal - einfach weil ich mit diesen ganzen anderen Signalen so viel schneller und gleichzeitig differenzierter bin, und so viel näher an dem, wie ich tatsächlich auf eine Aktivität des Pferdes reagiere."


Zitat
hier gerade so wirkt, als ob Training ohne Marker "intensiver" und "feinfühliger" wäre.
Das wollte ich damit auf keinen Fall sagen. :neinnein: Was für ein Pferd/Mensch-Paar "intensiver" ist, hängt von so vielen Faktoren ab, dass man das - wie so vieles andere auch - nicht pauschalisieren kann.

Vielleicht sollte im Titel "Clicker" statt "Marker" stehen, da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. :nixweiss: Vielleicht kann das ein Mod ändern, denn die Diskussion geht gerade aufgrund des Wortes völlig an dem Thema vorbei, das ursprünglich angedacht war. :bittebitte:
Natürlich arbeite ich nicht ohne Marker (damit würde ich mir ja selbst ein Bein stellen bzw geht es ja gar nicht, da meine Reaktion auf ein richtiges Verhalten Marker enthält, darüber sind wir uns doch alle einig ;)), mir ging es eigentlich nur um die Unterscheidung zwischen mechanischem Clicker/Zungenclick/explizitem Markerwort und dem Training ohne - wobei meine Reaktionen ein richtiges Verhalten natürlich markieren. :nick:
Das Prinzip der Verständigung bleibt ja das gleiche und das würde ich auch um nichts auf der Welt wieder aufgeben wollen. :neinnein:


Ich persönlich habe bisher, wie oben beschrieben, die Erfahrung gemacht, dass die Schimmelin und ich dadurch genauer aufeinander achten und die Verständigung (in unserem Fall!) viel feiner wird. :sigh: Da Anni ähnliche Erfahrungen gemacht hat, entstand dieser Thread zum Gedankenaustausch. :)
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Luke
*

Ach so ok. Ich denke das kommt dann halt aufs Pferd an.

 Der Clicker (bez. die Markerworte nach dem Clicker) gibt meinem Pony Sicherheit. Er entspannt viel schneller wenn ich ihn zielgerichtet markieren kann als wenn ich nur so rumwusel und aus probiere. Er liebt aber auch Rituale an sich und es verunsichert ihn wenn es nicht so läuft wie er es erwartet. Luke ist wie ein Kind das ADHS hat, er puscht sich selbst schnell auf,wird gestresst und dann kolerisch. Seit wir neue Übungen mit dem Clicker markern bekommt er nur noch selten Wut anfälle. Das heißt nicht das er außerhalb der "Trainingszeiten mit dem Clicker" kein Lob bekommt. Denn im grunde trainiert man non stop.

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