Hallo ihr Lieben,
ich habe leider ein Problem mit meinem alten Isländer, vielleicht habt ihr dazu eine Idee?
Als ich ihn letztes Jahr bekam, ging er nach zwei Wochen gemütlichen Ausreitens zwei Mal durch - jeweils einmal an jeder Seite des (nur aus einer Straße bestehenden
) Dorfes. Er wollte einfach nicht aus dem Dorf raus, legte sich aus dem Schritt aufs Gebiss und galoppierte auf der Dorfstraße mit mir bis nach Hause.
Ich erfuhr im Nachinein, dass er dies mit der Tochter der Vorbesitzerin auch schon mal getan hatte.
Auch im Zusammenhang mit anderen Pferden ist er ziemlich triebig und will immer vorne sein, vor allem wenn es nach Hause geht. Inzwischen kann ich ihn hinter anderen Pferden halten, da muss ich aber ziemlich doll mit den Zügeln einwirken. Sollte ein Pferd neben ihm mal etwas losspringen, geht es auch durch. Wenn wir alleine reiten ist er eigentlich schon recht aufmerksam und ich muss wenig einwirken, er hört auf Gewichtshilfen und Stimme. Will er aber rennen, ist alles Einwirken sinnlos, er beißt anscheinend aufs Gebiss. Da hilft dann nur sehr unelegant das Pony herumreißen - Reitstil ala Mädels vom Immenhof
. Das traue ich mich aber auch nicht auf jedem Boden, schon gar nicht auf Asphalt - er ist dafür zu steif. Im Gelände ist das rennen aber nicht so dramatisch, wir haben hier viele lange Feldwege, und so lange und schnell rennt ein altes Pony ja auch nicht.
Nun ja, wir haben also unsere Vermeidungsstrategien entwickelt, ich führe ihn - je nach dem wie seine Laune ist - halt an den neuralgischen Punkten aus dem Dorf heraus, so weit, dass wir genug "Bremsweg" hätten, sollte er doch mal durchstarten. Wenn er langweilig drauf ist, reite ich auch heraus, aber immer in Hab Acht Stellung, an besagten Stellen, warne ich ihn sofort mit der Stimme wenn er sich auch nur verpannt und "nach Hause" denk,t und treibe ihn vorwärts, dann geht er an der Stelle vorbei und gut ist.
Das Durchgehproblem im Dorf hat sich also jetzt fast ein dreiviertel Jahr nicht gezeigt und war schon unter "probieren kann man es ja mal" abgehakt.
Allerdings am Dienstag ist es wieder passiert.
Ich war gerade kurz vor besagter Umdrehstelle am Dorfausgang (ein Altkleidercontainer
) als mein Handy ging und ich unvorsichtigerweise kurz dranging, weil es wichtig war. Ich schlurfte also so im Schritt dahin als Krümi diese Unaufmerksamkeit registrierte und dann eben auf dem Absatz umdrehte und die ca. 600m Staße nach nach Hause bis vors Tor rannte, wie gesagt, ohne irgendeine Möglichkeit ihn zu stoppen. Galopp mitten durchs Dorf, neben einem fahrenden Postauto her - wie peinlich ist das denn
Also Zähne sind geguckt, Sattel extra für ihn gepolstert (obwohl er mit nacktem Sattelpad, wenn meine kleine Tochter und ich ihn zusammen reiten noch nie so durchgegangen ist
) , Osteopath drübergeguckt. Leichte Arthrose hat er, vielleicht sind es Tage wo er ein wenig unleidlich deswegen ist. Kann ich nicht sagen, denn er geht dann nicht schlechter als sonst. Am Dienstag war ich so sauer, dass ich ihm nach dem Stop vorm Dorftor eines mit der Gerte gegeben habe und sofort wieder umgedreht bin. Sorry, aber das ist ja lebensgefährlich
Dann bin ich ins Nachbardorf geritten zu einer Freundin, Pause und zurück, ca. 10km. Trotz des längeren Rittes und dem Galopp auf Asphalt lief er hinterher ok.
Normalerweise habe ich eine doppelt gebrochene Schenkeltrense herinnen (die geht am besten), an besagtem Dienstag hatte ich ein geliehenes Kimblewick probiert... noch weniger Einwirkung möglich
. Gebisslos bringt auch keine Änderung, bei Druck auf der Nase reisst er den Kopf hoch.
Nun habe ich gestern versuchsweise mal ein Rollerbit drinnen gehabt (meine Walkerstute war damit geritten, war ja damals sehr modern
) ich hatte das Gefühl damit könnte ich ihn anhalten, aber das kann ich ja real erst feststellen, wenn er mal wieder durchgehen will. Er findet das Ding aber nicht so prickelnd, außerdem ist er ja nicht westerngeritten und wird ganz wuschig, wenn man mit den Zügeln gegen seinen Hals pendelt. Mit Anlehnung kann man das Ding ja nicht benutzen. Ich bin so ein Gebiss auch nicht mehr gewöhnt und mag dieses schwammige Gefühl nicht, wenn ich nicht weiß, wie fest ich eigentlich einwirke, es fühlt sich nämlich durch die langen Anzüge immer wenig an, ist es vermutlich aber nicht. (Da weiß ich doch lieber, wenn ich gerade im Maul gerissen habe).
Er nimmt jedenfalls auch mit Rollerbit nicht wie von Frau TJ beschrieben den Kopf besser in Haltung, sondern bremst auch mit hochgerissenem Kopf, obwohl ich wirklich recht sanft einwirke. Überhaupt möchte ich gerne was gegen seinen Unterhals tun, der sich so ja nur weiter verstärkt.
Ich versuche im jetzt das Longieren beizubringen, auch mit Kappzaum lässt er von alleine nicht den Hals fallen, Ansätze davon clickere ich.
Hilfszügel benutze ich bislang nicht, kenne mich auch damit nicht aus, wäre das hier vielleicht ausnahmsweise sinnvoll, wenn ja welche?
Ich clickere bisher schon mal für ruhiges Schrittgehen und entspannte Kopfhaltung auf dem Weg nach Hause, habe auch oft eine kleine Portion Pellets dabei die er bekommt, wenn wir unterwegs Pause machen, damit er auch vom Haus weg gehen mag. Er kann sehr entspannt gehen, dann kommt auch schon mal der Kopf tiefer, aber wie gesagt, sobald er einen seiner Einfälle hat, keine Chance wie ich jetzt wieder erfahren durfte.
Ach ja, er ist 23, also wahrscheinlich hat er sich diese Marotte schon vor längerer Zeit angeeignet.
Liebe Grüße, Anneke