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Und die Angst ist immer mit dabei...

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Anke
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #15 am: 24. März 2010, 13:25:08 »
Hi,

erstmal: Ihr habt alle meine absolute Achtung, dass Ihr nach solchen Erlebnissen und mit latenter Angst Euch trotzdem selbst über Jahre immer wieder ans und aufs Pferd wagt. Ich weiß nicht, ob ich das auch könnte.

Ich gehöre zu den merkwürdigen Reitern, die immer nur im Schritt vom Pferd gefallen sind und bei den wildestens Buckeleskapaden irgendwie wie festbetoniert oben bleiben ob mit oder ohne Sattel. Nur einmal bin ich im vollen Galopp freiweillig abgesprungen, denn da war mir klar, dass ich sonst an der Stalltüre kleben bleibe... da zitterten mir auch die Knie, aber ich bin sofort rein, hab mir das damalige Hotte zurückgeholt und bin gleich wieder in die auslösende Situation gegangen. Andernfalls wäre ich heute vielleicht auch schissiger.

Ich merke aber auch, dass man im Alter doch vorsichtiger wird. Heute mache ich mir über viele Situationen und ihre möglichen Folgen Gedanken, wo ich als Kind oder Jugendliche nicht eine Sekunde nachgedacht habe. Und ich merke auch, dass diese Gedanken gar nicht gut sind, wenn ich sie AUF dem Pferd bekomme. Selbst meine 90% supersichere Minnie nimmt das wahr und wird dezent aufgeregter (und laut Besi kann sie schon abspacken und durchgehen). Ich will glaub ich gar nicht wissen, wie sich das entwickelt, wenn ich solche Gedanken dann nicht abbreche.

Dann nutze ich bewußt mentale Techniken, die ich auch im Umagng mit hochaggressiven oder ängstlichen Hunden anwende. Atme über den Bauch, nicht den Brustkorb, dabei ganz tief aus. Entspanne mich, dabei hilft auch konditionierte Entspannung, also Entspannung an einem anderen Ort wie heimisches Sofa mit einem bestimmten Singsang oder so verknüpfen. Das kann man übrigens auch Tieren beibringen, wäre dann doppeltgemoppelt. Ich mache mir ein Bild, wie ich auf einem total lässigen Pferd, gemütlich daher reite, meintenwegen noch mit romantischem Sonnenuntergang im Hintergrund. Ich lasse bei Minnie die Zügel bewußt lang, denn nehme ich sie auf, dann übertrage ich zusätzlich Spannung - schliesslich nehme ich die immer nur auf, wenn irgendwas anliegt. Wobei ich diese Techniken bisher mehr auf aufgeregteren Pferden gebraucht habe.

Ansonsten hab ich wegen diesem Thread noch überlegt, warum ich mich eigentlich ziemlich sicher auf Pferden fühle. Ich glaub das liegt am reiterlichen Werdegang. Erst longieren bis man auch auf dem nackten Pferd in allen Gangarten und Tempowechseln in den merkwürdigsten Positionen sicher ist. Dann auf nackerten Shetties viele Reiterspiele, wo man sich irgendwie eben auch nicht aufs Reiten, sondern auf die Aufgaben. Und mit zunehmender Körpergröße dann auf ebenfalls nackerten Haflingern. Ich glaub ohne diese "Grundschule" gleich mit Sattel und dressurmässig, ich wäre heute ein anderer Reiter.

Auf jeden Fall wünsche ich allen, die schon schlechte Erfahrungen hatten oder einfach nur so unsicher sind, dass sie bald gute Wege aus dieser Unsicherheit finden und wieder entspannt und begesitert mit ihrem Pferd unterwegs sind.

ciao
Anke
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Mannimen
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #16 am: 24. März 2010, 15:30:54 »
Hallo zusammen!

Auch ich bin der Ansicht, dass sich Anspannung und Unsicherheit des Reiters nicht überspielen lassen. Sie werden vom Pferd wahrgenommen und so verliert es dann auch das Vertrauen zu seinem Reiter. Dagegen hilft nur an sich selbst zu arbeiten. Dem Tier kann weder die Schuld noch die Verantwortung gegeben werden. Es orientiert sich an uns oder lässt sich von seinem natürlichen Instinkt leiten und das bedeutet bei einem Beutetier immer die Flucht.

Meine Trainerin macht dazu viele Übungen mit ihren Reitschülern, die ihnen helfen sollen sich zu entspannen. Als erstes sind das Lockerungsübungen, bei denen alle Gelenke gelöst werden. Jede Blockade führt unweigerlich zu einer Verspannung. Diese Übungen sollten schon vor dem Reiten gemacht werden. Und im Sattel folgen Übungen zur Lösung, bei denen auch das Pferd sich besser lösen kann. So werden also noch keine Zügel aufgenommen und der Körper zunächst einmal ins Lot und über den Schwerpunkt gebracht, wobei das Tier schon mal sich warm laufen kann. Dann wird am Blick und an der Wahrnehmung gearbeitet. Ein fokussierender Blick führt auch zu Spannungen und schränkt das Blickfeld ein. Also weiche Augen und ein Autofahrerblick. Der Unterkiefer wird gelockert, durch Kauübungen des Reiters (noch nicht beim Pferd). Dabei kommt die Kaugummiübung für die lachenden Schlüsselbeine. Es wird kein Mähnenkino angeschaut sondern der Blick schweift in die Ferne. Beim Mähnenkino fühlt sich das Tier beobachtet und somit unwohl. Und zu guter letzt kommt noch die Balance. Die Kugel sollte sich locker in ihrem Nest (Becken des Reiters) bewegen. Das sorgt dafür dass man sicher im Sattel sitzt und schnell wieder zurückfindet. Die Körperblöcke werden locker über einander ausgerichtet und nicht mehr verschoben. Bei alle dem ist die Atmung wie von Antje schon erwähnt das zuverlässigste Mittel seine innere Anspannung zu überprüfen. Halte ich die Luft an, singnalisiere ich dem Pferd damit eine drohende Gefahr und es wird sich auch deutlich mehr anspannen. Lasse ich jedoch meinen Atem locker und tief aus dem Bauch heraus fließen, signalisiere ich deutlich Entspannung.

Beim Springen habe ich z. B. gern mal die Luft angehalten und mich dann gewundert, warum mein Pferd die oberste Stange gerissen hat. Als ich dann den Tip bekam, beim Absprung mir zwischen den Ohren des Tieres eine Kerze vorzustellen, die ich dann immer ausgepustet habe, blieb die oberste Stange liegen. Ich fand das sehr faszinierend. Auch das bewusste Ausatmen in Situationen wo sich mein Pferd vor etwas erschrocken hat und völlig erstarrte, half es wieder zu lösen. Hat es jedoch schon die Flucht ergriffen, half ein völliges Hingeben der Zügel. Leichtes Zupfen brachte es immer wieder aus seinem Konzept z. B. bei Pferden, die sich gerne mal auf den Zügel legen und dann losstürmen. Auch einseitiges Stellen mit immer wieder Nachgeben, also keine stet Verbindung waren da sehr hilfreich. Zu stark darf die Biegung aber nicht werden, wenn das Tier darauf nicht reagiert, denn das könnte es auch aus dem Gleichgewicht bringen und einen Sturz zur Folge haben. Dennoch ist das Abwenden auf einen Zirkel meist die letzte Möglichkeit bevor man selbst aus dem Sattel springt. Doch soweit muss es nicht kommen, wenn man schon am Anfang alles richtig gemacht hat.

Reine Übungssache
Manfred
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Melle
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #17 am: 24. März 2010, 15:49:58 »
das andere den Pferden im Maul herumreißen und es nicht merken ist leider eine Tatsache, aber keine Entschuldigung es selber zu tun.

ich finde es oft sehr mühsig deine beiträge zu lesen und mit dir zu diskutieren. deine erfahrung, deine hilfe in allen ehren, aber das würde ich doch gerne für mich selbst entscheiden und auch nicht immer alles verdreht bekommen. ich lese hier mehr als das ich schreibe, aber mir ist das schon oft aufgefallen, dass du die dinge immer so drehst, wie du sie verstehen magst.

wer mich kennt, weiß, dass ich meinem pferd null im maul ziehe. das was ich erklärte hatte war ein beispiel. gemündet auf dein gebissloses reiten. mehr nicht.
  • Gespeichert

prigal
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #18 am: 24. März 2010, 17:09:46 »
Schau mal hier:

http://www.ich-habe-ein-pferd.com/forums/thread/1933135.aspx

Vielleicht könnte Dir sowas auch helfen :)
  • Gespeichert

Mannimen
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #19 am: 24. März 2010, 18:19:39 »
Liebe Mell,

auch zur Not reiße ich nicht im Maul herum! Schmerzen sind für mich keine Umgangsform und was sollen sie bringen? Das Pferd hört mir ja sowieso nicht mehr zu, wenn es durchgeht und ich denke, dass Schmerzen da eher noch eine Bestätigung als eine Hilfe sind. Vielmehr kann ich aus Erfahrung sagen, dass ein sich selbst überlassenes Pferd auch nicht sehr weit flüchtet. Da reicht oftmals schon ein 4 m Seil Freiraum aus und es fühlt sich wieder sicher genug um sich neu zu orientieren. Wenn hingegen eine Bestätigung durch den Reiter erfolgt, durch Verkrampfung und harte Hand etc., kann dies schon sehr viel länger andauern.

Klar sind viele Pferde auf so einen Schmerz im Maul zum Anhalten konditioniert. Doch das geht halt auch nur solange sie überhaupt zuhören und nicht komplett abgeschaltet haben. Undine war so eine Durchgängerin, die schon vorsorglich sich dabei auf das Gebiss gelegt hat und dann erst losstürmte. Da konntest Du ziehen bis der Zügel reißt ohne ihr Schmerzen zuzufügen. Wir haben das mal bei einer Trockenübung mit Menschen nachgestellt (natürlich nicht mit dem Mund sondern mit den Händen). Das menschliche Pferd legt sich also voll ins Zeug und der simulierte Reiter gibt schlagartig die Zügelführung auf. Dann greift er wieder ruckartig ein und lässt sofort wieder los. Du glaubst nicht, welche irritierende Wirkung das hat. Verstärken kann man diesen Effekt auch noch durch eine einseitige Einwirkung (siehe meine Beschreibung oben). Diese Stute war jedoch schon so auf das Flüchten zu Hof programmiert und mit ihren 17 Jahren auch super erfahren was sie wie tun kann, um den Menschen einfach zu ignorieren, dass ich bei ihr überhaupt keine Chance mehr hatte, als sie in das nächst beste Unterholz zu steuern. Erst als es kein vor und zurück mehr für sie gab, fand sie sich mit dieser Situation ab und war wieder bereit mir zuzuhören. Ich stieg also ab und führte sie aus dieser misslichen Lage wieder raus.

Das nenne ich einen Notfall! Und der kommt zum Glück auch nur sehr selten vor. Diese Stute war traumatisiert, was das anging und im Gelände überhaupt nicht mehr sicher zu reiten. Sie musste erst wieder lernen einem Menschen zu vertrauen und genau das passierte in diesem Moment, wo ich sie aus dem Unterholz wieder befreien konnte. Zum Glück war da keine Straße in der Nähe aber ein Bahndamm und genau dort geriet sie auch immer wieder in grenzenlose Panik. Ich bekam so tolle Tips, sie unter die Brücke zu stellen, wenn ein Zug drüber weg fährt und was weiß ich noch für wahnwitzige Ideen. Doch ich machte es anders und näherte mich dem immer nur soweit, wie sie es gerade noch ausgehalten hat. Dort ließ ich sie in Ruhe grasen und wartete ganz entspannt auf den Zug. Auf diese Weise gewöhnte sie sich bald daran und war auch wieder in der Lage ein paar Schritte näher zu gehen. Ein Wegrennen erlaubte ich nicht und führte sie immer wieder auf einem großen Kreisbogen zurück. Das haben wir solange praktiziert, bis sie ohne Panik neben dem Bahndamm gehen konnte selbst wenn ein Zug kam. Leider tat sie das nur bei mir und somit hat dieses Training der Besitzerin kein Stück geholfen. Wieder ein Beweis dafür, dass der Mensch an sich arbeiten muss und erst dann dem Tier helfen kann. Diese Stute ließ sich später von mir sogar am Fürseil mit Stallhalfter und ohne Sattel im Gelände reiten. Alle Leute am Hof, die sie kannten haben mich für lebensmüde erklärt oder gemeint ich würde das Tier nur quälen damit. Sicher war es nicht leicht, dieses Trauma zu überwinden, was auch immer dazu geführt hat, doch es geht eben nur, wenn man sich dem stellt. Und es muss im Kopf passieren, nicht im Maul.

Verstehst Du wie ich das meine
Manfred
  • Gespeichert

Melle
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #20 am: 24. März 2010, 18:57:08 »
ganz ehrlich leute, ich will hier keine romane zum im maul rumreißen. es war weder die rede davon, dass ich es getan habe, noch die rede, dass ich es ständig zur not machen werde.

noch mal für alle: bevor mein pferd mit mir übe reine haupstraße fetzten sollte, würde ich ihm eher ins maul reißen, als das er uns gefährdet.

war das jetzt als BEISPIEL klar und deutlich???  :roll:
 
wirklich, ich mag mir weder was in den mund legen lassen hier, noch darüber diskutieren, was kein diskussionsbedarf hat.

wirklich schade, das in foren immer alles in die falsche richtung zerissen weden muss. hab das gefühl, einige lesen einfach nicht richtig und bilden sich einfach mal zackig ihre meinung und schreiben ihr eigenen romane.

und zu dem eine tipp, ein  anderes, sicheres pferd zum ausreiten nehmen:

mein pferd ist sicher und eher der träge typ. dies war das 2. mal in 6j. und ich reite grundsätzlich keine anderen pferde. das ist so ein ding von mir und das behalte ich mir bei. ich traue nur meinem pferd.

@prigal: danke, werde es mir ansehen. denke aber, dass so was nix für mich ist. centering riding half mir auch null im gelände, da ich mich in so was nicht hineinversetzen konnte.

« Letzte Änderung: 24. März 2010, 18:59:28 von Melle »
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Ehemaliges Mitglied 36
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #21 am: 25. März 2010, 07:51:03 »
Hallo Mel!

Leider kann ich dir nicht wirklich weiter helfen, fürchte ich. Hab ja schon als Kind mit Reiten angefangen und hab auch nach Stürzen (selbst dem mit Bewußtlosigkeit und Krankenhaus) nie Angst gehabt, mich wieder drauf zu setzen. Wenn ich erst als Erwachsener angefangen hätte wäre das sicher anders. Bei Dingen, die uich als Kind nicht gemacht ahbe, hab ich heute auch Schiss (z.B. traue ich mich einfach nicht, Ski fahren zu lernen und sterbe immer 1000 Tode, wenn mich jemand auf eine Sommerrodelbahn schleppt).

Das einzige, was mir spontan einfiel, war ein Falltraining. Das wird von einigen Ausbildern angeboten und soll sehr gut sein. Damit wird zwar nicht die Möglichkeit ausgemerzt, dass es zu einem Sturz kommen kann, aber die Sicherheit, zu wissen, WIE man schadensbegrenzend fällt, gibt ja auch schon ein gutes gefühl.
Vielleicht wäre das was für dich. Leider weiß ich nicht, wo es so was in der Nähe gibt, kennen nur einen Stall in Ingelheim, der das anbietet.
Denke auch, du wirst nie eine 100 %ige Sicherheit haben können, dass sich Lucky nicht erschreckt oder mal buckelt. Die hast du aber beim fahrradfahren auch nicht (gut buckeln wird das Fahrrad nicht, aber auch da kann genug unvorhergesehenes passieren). Deshalb fnde ich sinnvoll, alles zu tun, was das Gefühl "es passiert mir nichts, auch wenn ich fliege" bestärkt (Helm, Weste, Falltraining).

Kopf hoch, du packst das!
LG,
Marion
  • Gespeichert

Steinchen
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #22 am: 25. März 2010, 08:01:32 »
Hallo Mell,

Ich schick Dir auch eine Runde Trost.
Meine erste Stute hat mich die ersten Monate fast bei jedem Reiten abgeworfen, ist massiv gestiegen, bei Anblick vonTraktoren oder dem Geruch von Schweinen unkontrollierbar durchgegangen, ist  beim Führen steigend und Beine fuchteln mit offenem Maul auf mich und andere losgegangen usw.
Ein Reitschulbesitzer versuchte sie für mich zu brechen..erfolglos...
Was hab ich geheult und wollte alles hinschmeissen, hab immer mehr Angst bekommen und nur noch aus reiner Pflichterfüllung das Weibi versorgt. Ich wurde immer unsicherer, ängstlicher und irgendwann kam ich an einen Punkt, an dem ich eine Entscheidung treffen musste. Mein Leidensdruck...und sicher auch der vom Pferd...war zu groß geworden.
Geb ich auf - oder gehen wir gemeinsam da durch.
Ich hab mich für Letzteres entschieden.

Von da an gings bergauf.
Ich hab mich nicht mehr auf das konzentriert, womit wir Probleme hatten, hab nicht mehr dran gearbeitet, Probleme zu lösen, sondern mich einzig und allein auf jedes winzigste Fitzelchen eingelassen, das positiv war. Anfangs musste ich da suchen.
Beim Putzen vorne rum war sie brav. Ok, dann hab ich mich viel damit beschäftig. Hinten war sie kitzelig und drohte manchmal. Hab ich anfangs nur das Allernötigste gemacht.
Man könnte nun denken, meine Unsicherheit hätte das Pferd noch mehr verunsichert????
Deshalb hab ich ja fast ausschließlich nur noch gemacht, wobei ich mich noch etwas sicher fühlte. Das führte zu Entspannung zwischen mir und der Stute. Sie merkte, dass ich nichts fordere, was sie nicht in der Lage ist, freiwillig für mich zu tun und ich merkte, dass sie mir persönlich gar nix böses will, sondern nur sich selbst beschützen.
Im Alltag war sie schnell erstaunlich gelassen, ruhig und problemlos zu händeln, wenn man sie nicht gerade von anderen wegführte oder fordernd einwirkte.
Ich weiß nicht, wen ich mehr gelobt habe. Sie - wegen allen ganz normalen Sachen, die eigentlich selbstverständlich sind - oder mich, ebenfalls für alles, was ich tat.
Nach wenigen Wochen hatte sich unser Verhältniss vollkommen verändert.
Ich hab begriffen, dass sie nicht unberechenbar reagiert, weil sie mich niedermachen will, sondern dass ihr Verhalten sehr gut nachvollziehbar ist und ich darauf Einfluß nehmen kann.

Hab viel TTouches gemacht und mir ganz kreativ viele andere Sachen einfallen lassen, die uns beiden geholfen haben, die Reaktionen des anderen kennen und akzeptieren zu lernen. Ich hab meine Zeit mit ihr immer im Hier und Jetzt verbracht, das war etwas ganz wesentliches, das mir geholfen hat, das Zusammensein wieder zu genießen.
Vollkommen ohne Ziel, sie irgendwann als Verlasspferd reiten zu können. Ich hab jeden einzelnen Moment mit ihr nur angenommen.

Dieses Loslassen war für uns das Beste, was ich machen konnte. daraius hat sich fast wie von selbst, ein Schritt nach dem anderen ergeben. Ich hab so viele Momente erlebt, die mich NICHT in Angst versetzt haben, die Stute NICHT in Abwehr versetzt wurde, so dass die alten, negativen Erfahrungen innerhalb weniger Monate so abgeflacht waren, dass sie mich nicht mehr juckten.
Reiten verlief auf der selben Basis. ich hab mich raufgesetzt, ohne reiten zu wollen. Raufsetzen - kein Problem mehr-später losreiten - später alleine wegreiten - führen - es hat sich alles aus dem Moment ergeben, den ich genossen habe und nach jedem Moment kam ein neuer Moment.

Das Ganze gab mir persönlich ganz viel Selbstsicherheit und Selbstvertrauen zurück, gleichzeitig Vertrauen ins Pferd, was wiederum vom Pferd ebenso zurück gegeben wurde. Ganz andere Basis als früher.
Ich hab nichtmal erwartet, dass sie nicht mehr durchgeht oder ähnliches - und auch nicht dass sie es tut.
Ich hab einfach gemacht, ohne Hirnkino, was wäre wenn. Das ging aber nun nur, weil ich ihr und mir die Zeit gelassen hatte, einen Neuanfang zu starten und den Weg gingen wir gemeinsam.

Natürlich ergaben sich dann auch Situationen im Gelände, wo sie zB am liebsten Durchgehen wollte, schließlich waren Schweine und Traktoren nicht verschwunden. Aber ICH hatte nun sowiel eigene Sicherheit entwickelt, dass ich ohne Angst agieren konnte, locker und entspannt das Steigen hinnehmen und auch ohne mich festzuriegeln, die Stute am vorgegebenen Weg im gewünschten Tempo halten konnte, was ihr wiederum dazu verhalf, sich nicht mehr in alte Verhaltensmuster zu flüchten und sich mir anzuvertrauen.
Selbst wenn sie erschrak: Das durchgehen hörte komplett auf. Mehr als ein in sich zusammenzucken, mal ein kleiner Schreckhüpfer zur Seite kam nicht mehr.
Ich wär jahrelang ganz viel ohne Sattel alleine, stundenlang mit ihr unterwegs und hab mich absolut sicher auf ihr gefühlt, ohne auch nur noch einmal ansatzweise die Kontrolle zu verlieren.

Sie hat mich gelehrt, was ich für Robin sehr gut brauchen konnte.
Der hat ja kein gutes Nervenkostüm und wenn ich mich selbst nicht sicher auf ihm fühlen könnte, verkrampft reagieren würde.......der würde mit mir davonpreschen, um seine Haut vor ner piepsenden Maus zu retten und ich würde im hohen Bogen fliegen.
Doch ich vertrauen noch heute auf das, was ich in der Zeit mit der Stute gelernt habe:
Wenn er erschrickt und ich entspannt bleibe, dann bleibt es beim Erschrecken, vielleicht bei einem kurzen Satz zur Seite(wos nicht schlimm wäre runter zu plumpsen und er würde gleich stehenbleiben), also brauch ich auch nicht mehr zu tun, als entspannt auszusitzen, ohne mich zu fürchten.

Selbst in der Zeit, in der er an dem einen Hof nervlich total durchgeknallt war, verliefen die wenigen Ritte mit ihm ebenso entspannt.

Mit ihm hab ich mir das von Anfang an so erarbeitet, wie mit der Stute:
Immer im Hier und Jetzt, zusammen mit ihm das gemacht, wo wir beide uns wohl gefühlt haben. Ganz tief aufeinander eingelassen, ohne im Kopf schon draufzusitzen und angsterregende Situationen durchzuspielen. Immer nur im Moment geblieben, im Vertrauen darauf, dass er mir nix böses will, höchstens seine Haut retten, was er aber eben nicht braucht, wenn ich ihn in seinen reflexartigen Reaktionen nicht störe.

Wenn man sie im freien Sein beobachtet, wo sie sich gewiss sind, flüchten zu können, wenn sie es für nötig halten, dann machen sie nie mehr, als nen Zucker oder einen Satz, schlimmstenfalls ein paar Galoppsprünge, solange nicht ein Raubtier oder ähnliches sie jagt oder ein Artgenosse in Panik ausbricht.
Daran glaube ich auch, wenn ich obens sitze. Ich bin der Artgenosse, an dem sie sich orientieren und auch wenn ich Zügel in der Hand habe: Ich hindere sie nicht daran, zu tun, was sie für nötig halten und dementsprechend gehen sie nicht durch oder buckeln mich ab.  das hab ich im Kopf und so läufts.

Ne Zeitlang hatte ich auch bei Robin mit mir selbst Probleme, wegen Traktoren von hinten. Das Problem war aber nur in meinem Kopf und als mir das bewußt wurde, konnte ich entspannen und Traktor von hinten ist kein Problem mehr.

ch wünsch Dir, dass Du wieder im Hier und Jetzt genießen kannst, Deine Erwartungen loslassen und somit Deine Ängste verlieren kannst!

LG, Angie










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Ehemaliges Mitglied 22
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #23 am: 25. März 2010, 08:11:59 »
Hallo Mel,

 mit Deiner Kritik kann ich wenig anfangen. Mag sein, dass meine Aussage sehr heftig rüber gekommen ist. Das was ich schrieb bezog sich auf das, was Du geschrieben hast und das habe ich mir nicht verdreht, sondern Du hattest es so geschrieben. Kann also sein, dass es auch hilfreich wäre, wenn Du etwas genauer formulieren würdest. Dann sind Missverständnisse eher auszuschließen.
Das meine Beiträge oft kritischer sind, bzw. weniger soft formuliert, weiß ich. Ich lese weniger über Missstände und Fehlverhalten hinweg und da beziehe ich mich jetzt ausdrücklich nicht nur auf Deinen Beitrag. Wenn mir  etwas auffällt, werde ich auch darauf hinweisen. Das bin ich dem Pferd, das ja direkt betroffen ist von unseren Fehlern (und da nehme ich mich überhaupt nicht aus) schuldig. Ist natürlich dann nicht so angenehm für denjenigen zu lesen. Aber der Umgang mit dem Pferd erfordert auch immer viel Arbeit an sich selber, so wie Manfred es schon schrieb. Das gilt alles auch für mich selber.

Ich habe übrigens vor einiger Zeit sehr offen hier über Schwiergkeiten mit meinem Pony geschrieben, als dieses unter einer RB ziemlich gelitten hatte und ich das zu spät wirklich registriert hatte. Das haben hier forenmitglieder sogar live erlebt und darüber haben wir dann auch hier geschrieben. Ist also nicht so, dass ich mich da wegducken würde.

In diesem Sinne
Grüße
Steffi
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Celina
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #24 am: 25. März 2010, 08:28:16 »
Hallo Mel,

ich habe mir nun nicht alle Beiträge durchgelesen. Aber mit Angst stehst Du nicht alleine da! Ich hatte von jeher Angst beim Reiten und auch oft Angst im Umgang. Ich habe riesige Angst vor Kontrollverlust. Ich habe lange daran gearbeitet, bin immer wieder geritten, hatte Unterricht. Dabei merke ich immer wieder, dass mir Sprüche wie: "Zeig Deine Angst nicht" gar nicht helfen. Mir hat es immer mehr geholfen, mich meiner Angst zu stellen. Und ich brauchte immer RL, die bereit waren, sehr kleinschrittig mit mir zu arbeiten. Wenn ich zu große Schritte gehen muss, falle ich wieder extremer in die Angst zurück. Augen zu und durch funktioniert bei mir also gar nicht.

Darum kommt mir das kleinschrittige Clickertraining auch sehr entgegen! Das brauchen nicht nur meine Pferde - ich brauche das als sehr ängstlicher Mensch auch.

Bei mir ist es allerdings so, dass ich momentan gar nicht mehr reite. Ich habe (durch die Angst???) ein sehr schlechtes Körpergefühl, so dass ich reiterlich meinen Ansprüchen einfach nicht genüge. Natürlich könnte ich daran arbeiten. Jedoch fehlt mir dazu momentan die Motivation. Ich fühle mich auf dem Boden so viel wohler! Mir macht Bodenarbeit so viel Spaß, dass ich das Reiten nicht vermisse.

Für mich war es ein langer Weg, dorthin zu kommen. Vielfach wurde das nicht akzeptiert. Aber mir geht es um so vieles besser, seit der Druck, Reiten zu müssen einfach nicht mehr da ist.

Möchtest DU denn gerne reiten? Oder ist es nur so, dass es einfach in den Augen (fast) aller einfach dazu gehört, wenn man ein Pferd hat?

LG Almut

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penelope
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #25 am: 25. März 2010, 08:41:26 »
Hej Melle, noch mal ein wenig Zuspruch: ich halte es auch nur in 99,9% aller Fälle für möglich, ein Pferd stets mit sehr sanften Zügelhilfen zu führen. Es bleiben eben die 0,1%, in denen reelle Gefahr besteht (ich bin beispielsweise im Herbst unabsichtlich in eine Reiterjagt einschließlich Hundemeute gelangt - da war so was von überhaupt nichts mehr mit feinen Hilfen, braucht mir auch niemand erzählen  :confused:)

Mir ist noch eine Sache eingefallen, die sich vielleicht wieder beim ersten lesen etwas sarkastisch anhören mag, aber überhaupt nicht so gemeint ist:
Ich bin vor einiger Zeit einen Dressurkurs bei Andrea Schmitz mit geritten. Zur großen Verwunderung (schließlich wollte ich ein Wochenende gepfelgt gesittete Dressur reiten) hat sie fast jedes Hüpfen und jede kleine Temperamentsausbruch neutral hingenommen oder sogar gelobt.  :keks: Ich erst:  :o
Ihre Begründung war allerdings einleuchtend: man will von seinem Pferd ja, dass es auf Reize kraftvoll und impulsiv reagiert. Allso solle man so ein Verhalten nicht unterdrücken, sondern annehmen und dann in gewünschte Bahn lenken. Und siehe da: sobald man die Hüpfer seines Pferdes nicht als so schlimm und zu unterdrücken ansieht, kann man die plötzlich auch sitzen. Man verkrampft nicht mehr und lässt sich mitnehmen.

Das ist natürlich nicht so auf's Geländereiten zu übertragen, ist mir klar. Aber zu versuchen, sich diese Einstellung bei der Arbeit auf dem Platz zu eigen zu machen, erhöht das Vertrauen ins Pferd und die eigenen Sattelfestigkeit ungemein.  :nick:
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Mannimen
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #26 am: 25. März 2010, 09:26:21 »
Liebe Mel,

es gibt immer Situationen, die ein sofortiges, machmal auch hartes Durchgreifen erfordern, ganz besonders bei jungen unerfahrenen Pferden oder welchen, die schon schlechte Erfahrungen gemacht haben (siehe Undine).

Bei Antares habe ich daher gänzlich auf ein Gebiss verzichtet, um ihm in so einem Moment keine extremen Schmerzen zuzufügen. Ihn bin ich mit einem Sidepull im Gelände geritten, wo ich den doppelten Nasenriemen zusätzlich noch mit Lammfell abgepolstert hatte, damit im Fall der Fälle das nicht gar so arg ist.

Natürlich kam dann auch mal so eine Situation. Antares springt ja ganz gerne und da lagen auf einem Waldweg drei Baumstämme quer. Er lief schon von selbst drauf los und sprang in den Galopp um. Ich habe ihn einfach laufen lassen, bis ich kurz vor dem Hindernis erkennen musste, dass sich darunter eine Grube verbirgt, die auch noch ein Stück dahinter offen war. In so einem Moment hast Du einfach keine Zeit mehr zu überlegen und daran vorbeireiten ging auch nicht, denn rechts und links säumten Bäume ganz dicht den Weg. Hier musste auch ich die Notbremse ziehen und zwar mit alle Macht. Wir kamen gerade noch kurz davor zum Halten.

Ich stieg ab und führte ihn zwischen die Bäume daran vorbei. Dann schaute ich mir seinen Nasenbeinrücken an, was diese extrem harte Einwirkung dort für Spuren hinterlassen hatte. Sein Fell war an dieser Stelle abgeschubbert und die nackte Haut stark gerötet. Ich möchte nicht wissen, wie seine Zunge und seine Laden ausgesehen hätten, wenn das mit einem Gebiss passiert wäre. Da war ich heil froh, dass ich so gut Vorsorge getroffen hatte. Denn einen Slidingstop hatten wir bislang noch nicht trainiert.

Nun hast Du sicher auch nicht die Kraft, die ich dabei aufbringen konnte und ich kann Dich auch gut verstehen, wenn Du lieber ein Gebiss nehmen, möchtest. Es ist jedoch keine Lösung auch nicht im Notfall, denn da wirken sehr extreme Kräfte auf kleinster Fläche und das kann dem Tier nicht nur schaden sondern auch traumatisieren, sodass es ein Gebiss nicht mehr gerne nimmt. Das hatten wir mit Paco als der von der Hb angeritten wurde und es hat ewig gedauert, bis er wieder bereit war ein Gebiss anzunehmen. Solche Erlebnisse brennen sich im Pferdehirn ein wie Brandzeichen und sind auch nicht mehr zu löschen. Gut wenn nichts passiert.

Aber noch besser ist es wenn eben nicht viel passieren kann.
In diesem Sinne
Manfred
  • Gespeichert

lindalotze
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #27 am: 25. März 2010, 09:40:44 »
Stichwort Sattelfestigkeit: wie gut ist es um Deine in der Realität bestellt, Mel?

@all(oder besser: fast-all): wieso wird automatisch davon ausgegangen, dass Mel ein rein mentales Problem habe? Wenn man tatsächlich wacklig sitzt und sein Pferd so halbwegs schreckhaft von A nach B kriegt, ist die Angst schon berechtigt und der Instinkt lässt sich dann auch mit ausgeklügelten Methoden nicht wirklich übertölpeln. (Ich fände es auch irgendwie hinterfotzig sich selbst gegenüber, sich einzureden, dass etwas sicher sei, was gar nicht sicher ist.)

Also wäre erst mal gut zu wissen, ob das Problem rein mentaler Natur ist, oder ob vielleicht doch eine reale Gefährdung vorliegt?
Und ja, natürlich kann beim Reiten und mit Pferden immer was passieren. Aber es ist doch ein Unterschied, ob ich nur alle 100 Tage oder alle 10 Minuten in Lebensgefahr schwebe.


« Letzte Änderung: 25. März 2010, 10:14:57 von lindalotze »
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Celina
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #28 am: 25. März 2010, 09:46:43 »
Das ist, so finde ich, ein sehr wichtiger Punkt, Linda! Bei mir z.B. kommt ja auch beides zusammen. DURCH schlechtes Körpergefühl und -beherrschung BIN ich auch tatsächlich mehr gefährdet, als jemand der elastischer sitzen kann usw. Mir hat darum bisher immer der Unterricht am besten getan, der so Richtung "Reiten aus der Körpermitte" usw ging.

LG Almut
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Ehemaliges Mitglied 23
*

Re:Und die Angst ist immer mit dabei...
« Antwort #29 am: 25. März 2010, 10:02:43 »
ich denke auch - 'nicht böse sein - das die Lösung in Richtung Reitunterricht geht. Aber das ist ja auch geplant  :keks:
Man muss sich selber so sicher machen wie es geht. Ein Buckler bei einem Pferd ist nicht auszuschließen. Skessa buckelt zum Beispiel vor Freude los wenn sie über ne Wiese galoppieren darf. Sie hat da so viel Spaß dabei, dass ich es ihr nie nehmen würde. Den Buckler zu sitzen ist nicht so schwer, wenn man - wie gesagt wurde - locker bleibt und halt auch die nötige Sattelfestigkeit mit bringt. Das geht aber nur mit üben, üben, üben. Ich hab auch den Vorteil schon als Kind angefangen zu haben, da fällt einem vieles leichter. Weil dort die Angst ncoh ein Fremdwort ist. Ich habe bei Skessa auch Angst im Gelände, deshalb geh ich nur dann wenn ich wirklich große Lust hab und mein Bauchgefühl sagt, alles klar.
Zwing dich zu nichts, nimms nicht so schwer, ihr schafft das schon!!
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