Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren.

Benutzername: Passwort:

Aktivstall

  • 39 Antworten
  • 16128 Gelesen

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Rici
*

Re: Aktivstall
« Antwort #30 am: 08. November 2013, 21:00:46 »
Auch wenn der Thread schon etwas älter ist, aber vielleicht interessiert jemand meine Erfahrung.
Ich stand mit meiner Stute auch in einem Aktivstall und ich kann sagen, ich bin nach knapp 7 Monaten geflüchtet, wie soviele andere.

Die Anlage sieht toll aus, sowhl für die Pferde, als auch für die Menschen, aber nur vom sehen können Pferde nicht leben und auch nicht glücklich sein.
Es war eine große Herde von knapp 35 Pferden, es gibt 2 große Liegehallen für die Pferde, 3 Strohraufen, einen separaten Heubereich, eine Kraftfutterstation und Paddocks angrenzend für Kranke Pferde. Für die Arbeit gibt es eine Halle, einen Platz und einen Longierzirkel, wobei ich den in den ganzen Monaten nicht gefunden habe  :roll:
Am Anfang ging es meiner Stute auch sehr gut, sie hatte viel Platz, hat viele neue Kontakte geknüpft und hatte immer Zugang zum Heu, doch das änderte sich schlagartig, nachdem sie die Technik der Tore verstanden hat. Da wurde sie bereits im Heu eingeschränkt und hatte im Winter lediglich 3 mal am Tag die Gelegenheit in den Heubereich zu kommen, was viel zu wenig ist, denn die Pferde wissen nicht Punkt um, wie spät es ist und nutzen ihre volle Zeit aus, danach kommt die andere Gruppe Pferde, für die dann die Heutore aufgehen und scheuchen die fressenden Pferde raus.
Von den 3 Heuraufen waren meist nur eine bis anderthalb gefüllt und das für 20 Pferde, die gleichzeitig die Berechtigung hatten zum Heu zu kommen, das ist viel zu wenig.
Die Strohraufen waren ganze einmal gefüllt, sprich viele Futterpausen und viel zu lange.
Ich halte sowieso nichts davon Pferde im Rauhfutter einzuschränken weil es  unnatürlich ist. Ich habe dann also Heuhäcksel zugekauft, weil Heu lagern konnte ich nicht, aber damit sie nicht soviele Pausen hat. Bin oft 2mal am Tag hingefahren um zu gucken ob es meinem Pferd auch gut geht und dass sie genug zu Essen hatte und eine Strecke war 35km, sprich 140km am Tag!
Reden oder Fragen wann es wieder Heu oder Stroh gibt hat nicht geholfen.
Daraufhin wechselten viele den Stall, ich wollte dem Stall aber noch eine Chance geben und habe noch weiter gewartet, doch es wurden Pferde aufgenommen, die absolut nicht kompatibel waren mit sovielen Pferden, die nur Stress hatten und dementsprechend aggressiv anderen Pferden gegenüber waren. Hinten beschlagene Pferde, die absolute Treter waren, meine Stute hatte des öfteren heftige Verletztungen davon und da hats mir gereicht.
Die Stallbesitzerin ist ziemlich unfreundlich gewesen, und auch nachdem wir versucht haben mit 10 Mann mit den Stallbesitzern zu sprechen um nach Lösungen zu finden, wurden wir nur abgewiesen.

Ich wollte meinem Pferd das Paradies bieten und habe an ihrem Verhalten und an ihrem Ausdruck gemerkt, dass sie immer unglücklicher wird, was ja auch klar war. Mit mir zusammen haben 6 Leute die Kündigung abgegeben.

Und teuer war der Stall auch, 328€ plus 2 mal misten die Woche, aber die Stallbesitzer interessiert das nicht, die Warteliste ist ja lang genug. Mittlerweile stehen vielleicht noch 2 oder3 Leute in dem Stall die ich noch kenne und ich bin Mitte 2011 gewechselt. Selbst die Leute die nach mir kamen sind zum großen Teil nichtmehr da.

Jetzt haben sie sich erweitert, 2 weitere Ställe angebaut, aber die EInstellung bleibt die gleiche und solange die Wartelisten voll sind und immer wieder welche ihr Glück versuchen, wird sich daran auch nichts ändern.
Die Preise wurden auch erhöht und die Leistung nahm ab, das geht auf Kosten der Pferde und das ist nicht ok.

Nunja mittlerweile habe ich meinen eigenen Bauernhof mit meiner Partnerin mit unseren anerkannten LAG Stall, unseren Pferden geht es wunderbar, nächstes Jahr verändern wir ein bisschen die Struktur und erweitern den Paddock Trail  :nick:

Ich möchte nicht grundsätzlich gegen Aktivställe sprechen, doch sie müssen wirklich gut geplant sein und gerade bei großen Herden muss es einfach stimmen zwischen den Pferden und GENÜGEND Platz zur Verfügung stehen damit sich die Pferde bei Nicht Verstehen großräumig aus dem Weg gehen können.
  • Gespeichert

  • Törtchen forever.
  • *****
  • Mitglied
  • 3629 Beiträge
Re: Aktivstall
« Antwort #31 am: 08. November 2013, 21:24:02 »
Hallo Rici, das liest sich ja gar nicht schön!
Du wohnst nicht zufällig im südlichen NRW?  :rotw:
Dort suche ich nämlich gerade wieder vermehrt nach einer Bleibe für mein Pferd.
“In the middle of difficulty lies opportunity”
― Albert Einstein
  • Gespeichert

Rici
*

Re: Aktivstall
« Antwort #32 am: 08. November 2013, 22:03:37 »
Ich wohne in Heiligenhaus, das liegt bei Mettmann, Wuppertal.
Ich bin nicht so bewandert was südlich, westlich und so angeht  :cheese:
  • Gespeichert

  • Törtchen forever.
  • *****
  • Mitglied
  • 3629 Beiträge
Re: Aktivstall
« Antwort #33 am: 08. November 2013, 22:05:39 »
Ich wohne in Heiligenhaus, das liegt bei Mettmann, Wuppertal.
Ich bin nicht so bewandert was südlich, westlich und so angeht  :cheese:

Nicht ganz so südlich wie ich  :-[
Schade! Ich bin nahe Bonn zu finden.  Also ganz im Süden  ;)
“In the middle of difficulty lies opportunity”
― Albert Einstein
  • Gespeichert

Rici
*

Re: Aktivstall
« Antwort #34 am: 08. November 2013, 22:09:02 »
Ok! Ich wünsche dir aber viel Glück einen ganz tollen Stall zu finden  :)
  • Gespeichert

  • ****
  • Mitglied
  • 964 Beiträge
    • RPlus
Re: Aktivstall
« Antwort #35 am: 11. November 2013, 18:38:01 »
Vieles ist ja schon gesagt worden und es ist auch meine Erfahrung, dass die unterschiedlichen Konzepte nicht zu jedem Pferd und jeder herdenkonstellation passen und dass es auch nicht für jedes Pferd das Richtige ist. Aber ich habe das Glück, dass einer meiner Haupt-Kunden einen wirklich genialen Aktivstall gebaut hat und ich so dort ein und ausgehe und die tolle Anlage genießen kann: http://aktivstalltrittau.de/ Wenn man es gut organisiert und das entsprechende Know-How hat ist es eine tolle Sache für die Pferde.
Hier gibt es auch ein Video dazu (da gab es allerdings die Halle etc. noch nicht): http://aktivstalltrittau.de/video.php
LG,
Marlitt
  • Gespeichert

  • *****
  • Mitglied
  • 5165 Beiträge
    • www.spassmitpferd.bplaced.net
Re: Aktivstall
« Antwort #36 am: 11. November 2013, 21:26:28 »
wow, das sieht ja super aus  :o
hat`s dort sandboden oder ist das alles befestigt? genial genial!  :willwill:
www.spassmitpferd.bplaced.net


A horse without spots is like the night without stars!
  • Gespeichert

  • ****
  • Mitglied
  • 964 Beiträge
    • RPlus
Re: Aktivstall
« Antwort #37 am: 11. November 2013, 21:29:08 »
Der Boden ist drainagiert, darüber ist feinster Sand aus Dubai, oder so  :cheese:

Aber der Naturboden ist auch Sand.
  • Gespeichert

Ehemaliges Mitglied 956
*

Re: Aktivstall
« Antwort #38 am: 25. Oktober 2015, 10:30:38 »
ich glaube auch der Aktivstall steht und fällt mit den Stallbesitzern.. Es gibt auch Aktivställe die haben nur im Sommer einen Weidezugang, das ist bei uns zB nicht so, worüber ich auch sehr froh bin. Bei tiefen Schnee trotzdem über die Koppel rennen zu können - dann gibt es halt anstatt Gras Heu aus den Heuraufen die dann auf den Koppeln stehen.
Ich finde außerdem auch dass es meistens zu wenige Heustationen für die Anzahl der Pferde sind! Die Probleme mit Parken und Kreiseln finde ich überhaupt nicht schön! Und einen Heuraum für die schlankeren Pferde fände ich auch sehr schön.
Mein Pferd steht mit 17 anderen Pferden in einem Aktivstall. Die Herdengröße finde ich eigentlich gut und alle verstehen sich. Ich finde es ist da auch wieder die Aufgabe der Stallbesitzer, vorab zu schauen wer in die Herde passt und wer nur Unruhe in die Herde bringen würde. Bei uns wird da sehr drauf geachtet.. Oft liest man von Herden + 35 Pferde, da finde ich ist meistens das Problem, dass die Anlage für so eine große Herde doch zu klein ist, vor allem im Winter, wenn es dann nicht auf die Koppel geht.
  • Gespeichert

  • *****
  • Mitglied
  • 3207 Beiträge
Re: Aktivstall
« Antwort #39 am: 16. November 2016, 19:15:06 »
Frodur stand ja auch 1 Jahr lang in einem Aktivstall, leider sind wir damit nicht zu 100% glücklich geworden.

Unser Stall war aufgebaut wie folgt:

1 Liegehalle mit einem hängenden Raumtrenner in der Mitte, als Bodenbelag Sand
An die Liegehalle anschließend 2 vollvergitterte Notboxen
Vor der Liegehalle, durch ein Metalltor abgetrennt, und an die Boxen anschließend ein überdachter Putzplatz

Größtenteils gepflasterter Paddock, teilweise Sand, teilweise tiefer Sand
Innenliegend noch ein weiterer Paddock, durch einen Zaun abgetrennt, mit Sand

Balltränke

Raufutterautomaten: Einzelfutterautomaten, in die man vorwärts hinein und rückwärts (!) wieder hinaus gehen musste, OHNE Nachlaufsperre, nach vorne hin mit eng stehenden Metallstäben zum Heu / zur Heulage hin abgegrenzt, sodass nur die Nase hindurch passt (bis zum Jochbein)

Kraftfutterautomat: Einzelfutterautomat ohne Nachlaufsperre, vorwärts rein, vorwärts raus

Zugang zur Weide wurde manuell über ein Tor gereget, alle Pferde hatten 5 Stunden tägl. Weidegang, die die gar keine Weide durften, wurden in der Zeit in das innenliegende Paddock gesperrt mit einer Portion Heu und Wasser


Frodur hat das Bedienen der Futterautomaten schnell gelernt. Er kam ganz gut mit den anderen Pferden zurecht, fand schnell neue Freunde und schien sich wohl zu fühlen. Nach und nach fielen mir aber immer mehr Probleme auf, die schließlich zu unserem Auszug (zusammen mit einer Stallkollegin und ihrem Wallach - Frodurs Freund) führten:

- Zu wenig Futterautomaten: Wir hatten 8 Raufutterautomaten für im Schnitt 16 Pferde. Die meiste Zeit des Tages (vor Allem im Winter) wurde Schlange gestanden vor einem Automat. Viele der ranghöheren Pferde haben auch im Automaten gedöst, bis die Klappe von Neuem wieder aufging, und somit "ihren" Automat für andere Pferde blockiert.

- Fehlende Nachlaufsperre: Ich sah immer öfters, wie Frodur und auch andere Pferde von anstehenden Pferden bedrängt und gebissen wurde, bis er aus dem Automaten "floh"

- Keine durchgehende Kontrolle durch den Menschen: Der Computer zieht dem Pferd bei geöffneter Klappe die Fresszeit ab - egal ob es wirklich isst oder nicht. Frodurs Kumpelpferd E. stand oft nervös im Ständer bei offener Klappe, aber er aß nicht, weil er von hinten zu sehr bedrängt wurde. Die Zeit zog ihm der Computer trotzdem ab. E. war sehr dünn, als wir auszogen.

- Zu hohe Fluktuationsrate: Es kam / ging so gut wie jeden Monat ein Pferd, die Herde war quasi permanent neu in Aufruhr

- Zu viele Pferde auf zu engem Raum: Dadurch entstand ein enormes Stresspotential. Noch verstärkt durch zu wenig Raufutterautomaten.

- Probleme mit der Futteraufnahme im Automaten: Durch die Begrenzung durch die Metallstäbe konnten die Pferde die Nase nur bis zum Jochbein durch die Stäbe stecken. Oft war es so, dass das Raufutter nicht gut nachgerutscht war, und das Pferd bei geöffneter Klappe vor dem Heu stand...und nicht rankam! Frodur hatte im Winter beidseitig blutige Stellen am Jochbein, vermutlich von mehreren Versuchen, trotz Metallstabbegrenzung irgendwie an das Heu zu kommen. Allgemein wurde teilweise einfach nicht nachgelegt, dann stand das Pferd bei offener Klappe (und die Zeit wird ihm als Fresszeit abgezogen!) vor einem leeren Fressplatz.

- Verlorene Halsbänder: Die Chips waren in Halsriemen eingebaut. Diesen hat das Pferd 24h getragen, er durfte also auf keinen Fall zu fest sitzen - aber auch nicht zu locker! Ein paar Mal habe ich es erlebt, dass ein Pferd sein Halsband verloren hat und somit keinen Zugang mehr zum Futter hatte. Bei einem Pferd hat man das damals erst nach ca. 12 Stunden (oder länger) bemerkt.

- Auch Sand als Bodenbelag muss ausgetauscht werden, ist aber leider zu selten passiert. Es gab eine "Haupt-Pipistelle", die war so durchtränkt, dass sie richtig sabschig war. Dummerweise war sie direkt am Eingang der Liegehallen, sprich die Pferde mussten dort durch.


Aber was mich wirklich zur Weißglut getrieben und dazu gebracht hat, kochend vor Wut mit einer Gerte in der Hand hinter meinem im Futterautomaten essenden Pferd zu stehen und "ihm den Rücken frei zu halten", war folgende Situation, die sich leider gegen Ende immer öfters abspielte:

Ein Hafi, ein Kumpel von ihm, bekam seiner Meinung nach zu wenig Heuminuten. Er war aber nicht doof und fand irgendwann heraus, dass er, wenn er ein fressendes Pferd aus dem Automaten scheucht, noch ca. 10 - 30 Sekunden fressen kann bevor der Computer den Pferdewechsel registriert und die Klappe schließt.
Diese Automaten waren so programmiert, dass sie, wenn ein Pferd gerade eine Portion gegessen hatte, für eben dieses Pferd nicht sofort wieder die Klappe öffneten sondern eine Zwangspause von XY Minuten (je nach Gesamtfresszeit) einhielten. Bei Pferden mit wenig Fresszeit (Hafi) war diese Pause sehr lang. Bei Pferden mit viel Fresszeit (Frodur hatte quasi ad lib) war sie beinahe nicht existent.

Was hat sich also der bemerkenswert schlaue (und hungrige) Hafi überlegt: Er manövriert Frodur in einen Automaten, wartet, bis die Klappe offen ist, beißt und bedrängelt Frodur dann so lange, bis dieser wieder heraus kommt, huscht selber schnell hinein, nutzt die 10-30 Sekunden Fresszeit bevor sich die Klappe aufgrund des Pferdewechsels wieder schließt. Dann wandert er wieder hinaus, manövriert Frodur wieder als Türöffner hinein, wartet bis die Klappe auf ist, beißt und drängelt bis Frodur heraus kommt...und so weiter und so fort. Ich kann es immer noch kaum glauben. Vor allem, dass die beiden trotz dieser Aktionen noch miteinander befreundet waren.

Alles in allem wurde mir das Stresslevel für Frodur zu hoch. (Das war auch bei vielen anderen der Grund, weshalb sie auszogen. Inzwischen, 4 Jahre später, steht kaum noch einer von der damaligen "Besatzung" dort.) Ich habe daraus gelernt:

- Es steht und fällt mit den Stallbesitzern und deren Interesse und Bemühungen
- Nie wieder Einzel-Raufutterautomaten (vor allem nicht ohne Nachlaufsperre)
- Nie wieder so viele Pferde auf so engem Raum
- Eine hohe Fluktuationsrate sorgt für viel Unruhe und Stress


Für mich wäre der Stall inzwischen ideal: In 10 Minuten mit dem Rad von meiner Arbeit aus zu erreichen, viel Luxus für den Menschen, Vollpension. Ich kann mich trotzdem nicht dazu durchringen, dort noch einmal für Frodur anzufragen. Ich war noch mehrmals zu Besuch dort, und all die oben genannten Punkte haben sich nicht wirklich verbessert :/

« Letzte Änderung: 16. November 2016, 19:16:43 von Avaris »
  • Gespeichert