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Kurlandkurs 2011

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Kurlandkurs 2011
« am: 30. August 2011, 22:56:56 »
So, hier werde ich wahrscheinlich recht zeitnah berichten....
Franzi, Doris, Alex und ich sitzen hier, haben gerade noch ein Abendessen gehabt und sacken jetzt so langsam zusammen.

Bisher war es spannend, mein Auto kam um halb drei aus der Werkstatt, wir haben die Ponies eingepackt (Verladen hat eigentlich nicht wirklich Zeit gebraucht, Mirko ist einfach ohne zu stoppen eingestiegen, und Jack hat nur gewartet dass ich aus dem Weg gehe damit er auch rein kann.
Die Strassen waren frei, wir sind einfach durchgerollt. Hier angekommen um 18 Uhr, Ponies auf die Wiese gestellt (beide waren ganz entspannt), Sachen aus dem Auto räumen und dann wieder retour fahren nach Frankfurt, wo ich 10 Minuten vor der geplanten Ankunftszeit ankam. Alexandra und Doris brauchten dann noch etwas bis sie ihr Gepäck hatten, und dann nach freudiger Begrüßung sind wir dann wieder zum Auto, auf verschlungenen Wegen aus dem Parkhaus heraus, bis wieder zum Hof, Sachen einräumen und dann Abendessen.

Morgen haben wir einfach Zeit zum Quatschen und gucken, was Mirko und Jack so tun.  :dops: :dops:
Und morgen im Lauf des Nachmittags kommen die anderen an, und am Abend geht es dann los.  :cheer: :cheer:
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #1 am: 30. August 2011, 22:59:04 »
Schön, dass Ihr schon alle heil angekommen seid und die Ponies auch schon etwas "angekommen" sind.

Sag' Grüße an die anderen :winke:. Ich freue mich auch morgen! :dops:
Viele Grüße,
Esther
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #2 am: 30. August 2011, 23:05:30 »
Ich wünsche dann auch viel Spaß und möchte euch - sicher unnötigerweise - bitte noch den exzessiven Gebrauch des :foto: nahelegen.... :cheese:
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #3 am: 31. August 2011, 23:19:29 »
Ich hoffe das morgen der Platz auch soweit abgetrocknet ist, dass wir draussen arbeiten können, dann gibt es sicher auch Fotos.

Bericht von heute:
Tag 0 oder so....

Wir frühstücken gemütlich, danach wässere ich die staubige Halle (ist sehr meditativ) während draussen Pferde ankommen und ein Filmteam den größten Teil des Tages damit verbringt Hufschuhe und Hufbearbeitung zu filmen.
So langsam kommen wir dann doch in Gang, Mirko und Jack werden geputzt, Mirko gesattelt und dann gehen wir in die Halle, ich mit Mirko zuerst.
Alexandra kommt zum Gucken, und wir beginnen ein wenig mit Bodenarbeit, Führtechnik (Stricktechnik) und Mattenarbeit.
Dann kommt Franzi mit Jack, der sich draussen erschreckt hat und irgendwie neben sich steht. Er ist sehr unsicher, und das wiederum verunsichert Mirko, und der ist meist nun damit beschäftigt, Jack anzudrohen, wenn sie sich näher kommen, der wiederum zurückdroht. :nixweiss:

Franzi arbeitet mit Jack vorwiegend am Kopfsenken und am Pylonenzirkel, damit er einfach wieder zur Ruhe findet.
Dann bekommt Jack Pause, wird am Rand angebunden (in der Halle gibt es Anbindehaken) und bekommt Heu.

Inzwischen bin ich aufgestiegen und zeige mit Mirko das was wir so im Schritt arbeiten. Mirko ist recht reaktiv, und gut motiviert. Er lässt sich supergut dirigieren und wir reiten schöne Übergänge von einer Hand zur anderen. Er lässt sich richtig schön in der Schulter verschieben, neigt aber noch dazu dabei über die rechte Schulter wegzudriften.
Dazu bekommen wir nun ein paar Hinweise, wie wir das angehen sollen, und wir versuchen das umzusetzen.
Nun möchte ich noch antraben zeigen, und wir schwanken ein wenig zwischen "ich will zuviel" und ein paar "smoothen" Übergängen. Rechts rum geht es schon richtig fein, aber links rum zieht jetzt noch die Matte.  So fummeln wir uns ein wenig zurecht, aber dann merke ich dass die Konzentration flöten geht und wir galoppen noch eine Runde zum Schluss, bei der Mirko auch über den einseitigen Zügel schön ansprechbar bleibt.

Ich hüpfe runter, belohne, ziehe ihn aus und nun machen wir noch ein bisschen Funzeug, also Angaloppieren, Kompliment und Hinlegen. Aus dem Hinlegen kann ich ihn wieder mit dem vorgestreckten Vorderbein einfangen und es gibt ein :click: - Dauerfeuer, bis Mirko aufsteht und fertig hat. :cheer:

Dann Jack noch einmal losgemacht und kurz beide zusammen geholt, mit dem Focus dass wir positiv enden - ich möchte nicht mit diesem gegenseitigen Angiften rausgehen.
Schliesslich sind wir ganz fertig, beide Ponies gehen auf die Koppel und sind komplett friedlich.  :cheer:

Im Lauf des Nachmittags kommen nun die anderen Teilnehmer an, alle freuen sich über das Wiedersehen.
Franzi holt nochmal Jack von der Koppel und geht mit ihm in die Halle, nun ist er deutlich entspannter und bemüht sich außerordentlich. Viel bekomme ich davon nicht mit, aber es sieht sehr gut aus.

Abends dann Willkommensrunde und die "Hallo ich bin der und der "- Runde, unterbrochen vom Abendessen und allgemeinen Orgakram. Anschliessend weiter mit der Vorstellungsrunde, die immer wieder tiefgründige "Warum wofür wieso woher" Diskussionen und Erläuterungen beinhaltet.
Schliesslich beschliessen wir den Abend, morgen früh gehts um acht Uhr los.
Bin sehr gespannt, es kamen sehr vielschichtige Wünsche auf für den Kurs.  :dops: :dops:

Mein heutiges Highlight:
Ich bekam "zwischendurch" ein sehr sehr großes Lob von Alexandra für unsere Rope-Handlings-Technik.  :rotw: :rotw: :rotw:
Ich war sogar kurzzeitig sprachlos ("You could just say "Thank you")  :cheer:
Aber natürlich hab ich mich sehr doll gefreut :freufreu: :freufreu:
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #4 am: 01. September 2011, 00:28:06 »
Eine letzte Kontrollrunde bei den Pferden. Draussen ist alles ruhig, alle anderen sind schon im Bett. Der Sternenhimmel ist fantastisch. Vollkommene Stille, unterbrochen nur von dem zufriedenen Kauen und Schnaufen der Pferde. Keins ist auch nur im mindesten beunruhigt, als ich vorbei gehe.
"ach, du auch noch hier? Gute Nacht".

Gute Nacht.  :cheer:
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #5 am: 01. September 2011, 23:06:31 »
Tag 1

Der Wecker macht komische Geräusche und ich stelle fest das die Nacht zu kurz war. Aber meine Ponies warten auf ihr Frühstück und so krabble ich frohgemut raus und schaue in einen herrlichen Morgen, der Nebel hängt in den Tälern und die Sonne scheint schon in einer herrlichen Intensität.
Ich werde schon freudigst erwartet von den Ponies.
Anschliessend gibt es auch für uns Frühstück, und um 9 starten wir mit dem Programm. Zum ersten Mal gibt es am ersten Tag keine Theorie, sondern wir besprechen nur kurz den Ablauf und dann geht es gleich los mit dem ersten Pferd: Jack mit Franzi.
Jack war gestern noch nicht wirklich entspant und Franzi hat mit ihm zwei Einheiten vorwiegend Kopfsenken gearbeitet. Heute bekamen sie einen Pylonenzirkel und eine Matte in der Mitte.
Dann sollten sie daran arbeiten das Kopfsenken auf Signal zu bringen und mit dem Kopfsenken wiederum die nächste Übung bestärken, und zwar "Grown Ups", also Höflichkeit mit Kopf geradeaus. Gute Sequenzen werden mit dem Gehen auf die Matte belohnt.
Franzi hatte einiges zu tun das auseinanderzusortieren, aber es wurde immer besser und Jack wurde auch immer ruhiger in den nicht aktiven Sequenzen dazwischen
Schliesslich konnte sie dazu übergehen, in den Beginn von "Why would you leave me" überzugehen, und da war er sehr soft und liess sich sehr gut in der Schulter verschieben.  Hier noch ein paar Minuten Arbeit und dann waren beide fertig mit der Arbeit.

Mirko stand derweil mit mir in der Ecke und wurde von mir erst für die Pose bestärkt, dann versuchte ich Kopfsenken einzufangen und ruhiges Stehen bestärken. Erst bot er alles mögliche an, wurde dann immer ruhiger und stand schliesslich richtig ruhig und entspannt neben mir (ich filmte gleichzeitig die Einheit von Jack).
Als die beiden schliesslich fertig waren, holte ich ihn ans Handtarget und er sprang aus dem Stand in den Galopp mit einer unglaublichen Energie. :cheer: Also gab es noch eine Einheit Galopp zu mir her und neben mir, ein bisschen Steigen bot er auch an, dann war auch das wieder vorbei und wir verliessen ruhigen Schrittes den Platz und beide gingen für ein paar Stunden auf die Weidepaddocks.

Während die Einheit noch einmal besprochen werden, kommt das nächste Pferd auf den Platz. Dieses Pferd ist das zweite Mal dabei, im letzten Jahr haben sie mit der Arbeit von Alexandra angefangen, aber aus Zeitmangeln im letzten Jahr nur wenig gearbeitet. Führtechnik ist fein, daraus soll nun der Beginn der Seitengänge entwickelt werden, also das Führen ins "Why would you leave me" (Führen in Stellung am losen Strick)
Bis das alles aussortiert wird dauert es eine Weile. Alexandra übernimmt eine Zeit das Pferd, so dass beide eine Vorstellung davon bekommen wie es aussehen kann, und zum Schluss bekommen sie einige schöne Momente hin.

Als nächstes ein Muli, auch zum zweiten Mal dabei. Sie zeigen zuerst den STand der Langzügelarbeit, vom Losgehen bis zu den Seitengängen. Dann die Frage, wie es mit den Seitengängen am Strick aussieht, und flugs landen sie in der selben Lektion wie das Pferd vorher. Das Muli tut sich sehr schwer, im Genick loszulassen - mir kommt das sehr bekannt vor, Mirko hat sich früher auch so verwunden und verdreht - und Alexandra erarbeitet mit ihm das er in die erste Stellung findet, wo er nur im Genick nachgibt ohne sich zu verkanten.

Nun ist es kurz vor Mittag, und wir setzen uns nochmal in den Seminarraum um eine Videosequenz zu sehen, die verdeutlich wie ein "Give" aussieht - wie wenig das also ist, wonach man zunächst aus ist. Immer wieder taucht das Thema "Microshaping" auf, also das Erkennen und Bestärken kleinster Bewegungsideen.

Nach der Mittagspause holen wir die Ponies von der Weide und freudig stehen sie im Schatten und widmen sich dem Heu.
Das nächste Pferd ist zum dritten Mal dabei, und es ist schön zu sehen wie sie von Mal zu Mal immens ruhiger geworden ist. Die Stute wird im Butterflyzirkel vom Boden aus gearbeitet, zunächst zeigt die Besitzerin dass sie viel über rückwärts gearbeitet haben. Dann auch Schulterherein, aber das Pferd verwirft sich recht stark.
Alexandra schlägt vor ein "Neck-Rope" zu probieren. Der Zügel wird quasi vorm Halsansatz auf den Hals gelegt und untendrunter gemeinsam in einer Hand geführt. Also quasi ein Halsring, der ein Ende hat das in der Hand gehalten wird. Es geht zunächst um Vorwärts, dann um Rückwärts, dann um Steuerung und schliesslich schaffen sie es auch damit wieder ins Schulterherein, diesmal sehr viel balancierter. Über das Neckrope wird die Schulter geführt, der Kopf bleibt frei und das Pferd (was ja schon ganz fein gearbeitet ist) kann sich ausbalancieren.

Nun ist Mirko als letzter dran. Wir gehen in die Halle, und nach einigen Runden Führen fängt Mirko an unruhig zu werden und nach Jack zu rufen, der prompt antwortet - er steht ja gerade auf der anderen Seite der Wand. Ich beschäftige Mirko mit sehr schnellen Anfragen nach vorwärts und rückwärts und einem Dauerfeuer von Clicks, und er wird wieder ruhiger.
Wir wandern um den noch liegenden Butterflyzirkel und fragen ein wenig Stellung und dann ein bisschen 3Flip3 (ohne das zweite "3") ab. Dann zäume ich ihn und steige auf.
Mirko ist erst noch mal am Kreischen, lässt sich aber dann wieder beruhigen und bleibt dann ganz konzentriert bei mir.
Unser Ziel ist 3Flip3, also "Nachgeben in die Biegung (3 Anfragen), Untertreten und dann die Schulter verschieben (3 Tritte)".
Wir beginnen das Nachgeben zu erarbeiten, dann müssen wir gleich wieder pausieren und Alexandra kommt und beklebt meine Zügel mit farbigem Klebeband. Im Abstand von etwa 10 cm gibt es erst grün, dann blau, dann rot, dann wieder grün. Auf der anderen Seite das selbe.
Das erste Grün ist das erste Nachgeben ("Good" ), das zweite  - blau - das zweite Nachgeben ("better"), das dritte - rot -  noch mehr Nachgeben ("best") und das zweite Grün ist die Anfrage für die Hüfte ("bestest" ;-) )

Das hilft mir klarer zu sein in meiner Anfrage, und Mirko wird erst rechter Hand sehr weich und antwortet sehr soft auf die Anfrage bis zum Hüfteunterschieben (Untertreten), dann links, wo es ihm natürlich wie immer sehr viel schwerer fällt, aber es ist Welten besser als letztes Jahr. Er lässt sich problemlos steuern und wir schaffen es wirklich auch links bis zum Hüftflip, ohne dass er sich umdreht oder auf die linke Schulter fällt.
Für gute Hip-Flips geht es auf die Matte, anschliessend handwechsel. Mirko wird immer konzentrierter und es klappt immer besser.
Schliesslich bekomme ich linker Hand ein wirklich schön balanciertes Ergebnis und wir hören auf.

Alles verlässt nun die Halle, und Mirko räumt noch auf und apportiert mir nach und nach alle Pylonen, immer mit einem Angalopp verbunden, den er aber tatsächlich am Pylon unterbricht, um ihn mir zu bringen.

Schliesslich ist er doch ganz fertig und wir gehen dann auch.

Nun gibt es noch weitere Menschenübungen zur Stricktechnik und ich stelle fest, dass ich müde bin, setzte mich in einen Schaukelstuhl und dämmere in einen etwas längeren Schlaf *hust*

Nach dem Abendessen gibt es noch eine sehr nette Übung für Schauspieler, die viel Spaß macht, und anschliessend bekommen die Ponies, die nochmal auf der Weide waren, ein Nachtessen.

Mit Bilder gucken und quatschen vergeht nun der restliche Abend.
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #6 am: 02. September 2011, 01:17:33 »
*allesgelesenhab* :schwitz2:
Das klingt ja wieder nach viel Input! :dops: Hast du schon viele Fotos gemacht? :cheese:

Was ist das Spiel für Schauspieler? Und kannst du bei Gelegenheit jemanden das 3Flip3 mit dem bunten Zügel filmen lassen? Das würd ich gern mal sehen. :bittebitte:

Viel Spaß wünsch ich weiterhin! :freu:

Mein heutiges Highlight:
Ich bekam "zwischendurch" ein sehr sehr großes Lob von Alexandra für unsere Rope-Handlings-Technik.  :rotw: :rotw: :rotw:
Ich war sogar kurzzeitig sprachlos ("You could just say "Thank you")  :cheer:
Aber natürlich hab ich mich sehr doll gefreut :freufreu: :freufreu:
:freu: :five: :dops: :wohoo: :cookiesbig: *zur10cmgrößerenHeikehochkuckt*  :cheer:
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #7 am: 02. September 2011, 09:43:41 »
danke für`s berichten  :click:
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #8 am: 02. September 2011, 09:50:39 »
Vielen Dank für den Bericht - wäre auch gerne dabei gewesen, es ist mir halt doch einfach etwas zu weit. Aber hört sich wieder super an. Und die Idee mit den bunten Zügeln finde ich für ganz viele Dinge total anschaulich.
Viel Spaß weiterhin.
LG,
Marlitt
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #9 am: 02. September 2011, 22:10:37 »
Tag 2

Es ist Nacht in Deutschland. Ein abgeschiedener Hof am Waldrand....ein dunkler Innenhof.... seltsame Gestalten, die paarweise langsam in Kreisen über den Hof wandern.... sie murmeln leise... sind mit Seilen aneinandergebunden....

Tanztreff der Blinden? Vereinigung der heimlichen Seilfetischisten?

Nein, hier arbeiten unermüdlich die fleissigen Kursteilnehmer des diesjährigen Kurlandkurses, die mal wieder kein Ende finden können....
Aber wie begann es heute?

Nach dem Frühstück treffen wir uns im Seminarraum. Ich antworte als erstes auf die Frage nach Rückmeldungen vom gestrigen Tag über meine Erkenntnisse der Zügelhandhabung beim Reiten. Das zieht noch ein paar Fragen anderer Teilnehmer nach sich, denn es sind ja nur wenige von uns, die das Single-Rein-Riding (oder "Riding on a Triangle", wie Alexandra es nennt) praktizieren und Alexandra erklärt kurz die Herkunft dieser Arbeit, die Grundzüge und ihre Erfahrungen damit.

Dann ist es halb zwölf   :augenreib: und wir gehen auf den Hof, um uns zu bewegen, das Hirn zu lüften und ein paar praktische Übungen dazu zu machen. (ich glaub die nächste Frage wird dann morgen beantwortet  :cheese: )
Anschliessend hole ich Mirko und wir reiten, ein wenig als Demo, ein wenig zum Lernen und Fortführen unsere Lektion von gestern: Der Weg vom 3Flip3 zum HipShoulderShoulder.
Wie gestern bekommt Mirko Karotten als Clickerfutter, da ich austesten will, ob seine erneut entzündeten Augen mit dem Futter zusammenhängen.
Aber Karotten - dafür arbeitet der Herr wirklich nur bedingt. Nach einiger Zeit hält er es nicht mal mehr für nötig nach dem Click anzuhalten geschweige denn den Kopf zu drehen, um seine Karottenstückchen abzuholen.
Also bekommen wir von jemandem Leckerlies angeboten (Banane-Vanille) - ein Probestückchen, und Mirko lässt die Spenderin nicht mehr aus den Augen und verfolgt sie anschliessend bis zu ihrem Stuhl, wo er auffordernd direkt vor ihr stehenbleibt und den Kopf in den Schoß steckt.   :lol: :lol:

Keine Sorge Pony, ich hab auch davon.... Nun überschlägt er sich wieder vor Motivation, die Dinger scheinen mächtig gut zu schmecken. In unserem Fall heißt das dass er sich jetzt komplett verbiegt, über die Schulter davonwalzt und äugt ob er nicht dafür jetzt eins dieser sehr leckeren Dinger ergattern kann.  :lol: Also stehe ich vor der Herausforderung, meine Anforderung wieder schrittweise zu steigern und zu bestärken (nur ein bisschen nachgeben in die Stellung, ein bisschen mehr in die Biegung, noch ein wenig mehr....) damit er sich wieder eher meinem Programm anschliesst.
Nach einer Weile ist er davon überzeugt, das es nun tatsächlich genügend von den Dingern gibt und wird wieder etwas ruhiger.

Er fühlt sich sehr leicht und fein und weich an und als wir ein paar schöne Sequenzen haben, beenden wir das Ganze für heute und Mirko hat fertig.

Nun gehen alle auf den Hof und Alexandra erklärt noch einmal die Seiltechnik, es gibt einige Körperbalanceübungen und dann gibt es Mittagessen.

Nach dem Essen geht es mit den anderen Pferden weiter.
Zuerst das andere Connemara, heute auch unter dem Sattel. Sie zeigt was sie im letzten Jahr erarbeitet haben, und es ist toll zu sehen, wie ruhig die Stute inzwischen geworden ist. Ein wenig muss noch am Zügel-Handling geändert werden, also steigt sie nach einigen Minuten ab und es gibt eine Bodeneinheit, während die Stute Pause hat. Dann geht es wieder weiter und sie arbeiten in Folge am HipShoulderShoulder, zuerst ebenfalls aus dem Hip-Flip , dann aus der Geraden.

Anschliessend ist das Muli dran. Gestern hat sich ja herausgestellt dass es ihm schwerfällt, im Unterkiefer nachzugeben. Dieses Nachgeben ist nicht das PK'sche Nachgeben sondern beinhaltet ein Weich- und Hohlwerden in der Ganasche, ohne Kauen.  Das geht heute schon sehr gut (Alexandra hat begonnnen) und anschliessend führte die Besitzerin das weiter fort, um ein Gefühl für den "Give" zu bekommen.
Die Einheit ist nicht lang, aber intensiv.

Anschliessend das nächste Pferd, was heute weiter am Why-Would-You-Leave me arbeitet, also das Finden in die Stellung in der richtigen Position.
Auch hier sind heute schon große Fortschritte zu sehen, und es macht Spaß, wenn das Wort "Matte" ertönt (sie arbeiten am Pylonenzirkel mit einer Matte in der Mitte) und das Pferd freudig dorthin trabt und sehr konkret die Hufe aufsetzt und auf seinen :keks?:
Zum Schluss findet das Pferd wunderbar und weich in die Stellung bei einem ganz aktiven balancierten Schritt - fertig für heute.

Ganz zum Schluss ist heute Jack dran. Wieder am Pylonenzirkel, geht es wieder um Kopfsenken und Grown Ups, was ziemlich fliessend übergeht in balanciertes Antreten, Fragen in die Stellung, Bestärken dass er seine Balance von der inneren auf die äussere Schulter verlagert (im Stehen). Jack ist superkonzentriert, obwohl draussen die anderen Pferde auf die Koppel gehen, andere Geräusche sind sowieso nicht weiter irritierend. Franzi macht ein superexaktes Training mit ihm und erntet auch viel Lob für ihr Timing und ihre Entscheidungen - Alexandra hat nicht viel zu kommentieren und freut sich nur am zuschauen.

Anschliessend geht es in eine Pause, und dann Abendessen, und dann gleich noch in die schon oben erwähnten Seilübungen...

Endlich finden alle zum Schluss, und weil der Abend so herrlich warm und ruhig ist, sitzen wir alle im Hof. In kleinen Grüppchen wird gequatscht, manche sitzen am Computer  :cheese: .... einfach sehr nett und ruhig zum Abschluss.
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #10 am: 03. September 2011, 23:27:31 »
Tag 3

Heute bin ich platt. Irgendwie. Es war auch viiiiiel zu warm. Und Mirko merkt man langsam an, dass ihn dieses stete Trennen und hin und her und keinen richtigen Auslauf haben anstrengt. Sie sind zwar immer wieder einige Stunden auf dem Wiesenpaddock, aber das taugt nicht wirklich zum Laufen und so bewegen sie sich da auch nur Schrittweise. Immerhin besser als nix, aber heute hat Mirko trotzdem angelaufene Beine.

Wir starten am Vormittag erst mal mit den anfallenden Fragen. Es geht über einige verschiedene Themen, im Gedächtnis bleibt mir hauptsächlich die "Degrees of Freedom", was zwar ein allgemeiner wissenschaftlicher Begriff ist, aber hier geht es um die Entscheidungsmöglichkeit, die wir unseren Pferden lassen. Wieviel dürfen sie entscheiden? Können wir es zulassen wenn sie schon beim Targettraining das Interesse verlieren und auf die andere Seite gehen um zu sagen, dass sie das jetzt so nicht wollen? Können wir akzeptieren, wenn unser Pferd, das sonst immer an die Aufstieghlfe kommt, einen Tag nicht kommt - und kann es nicht sein, dass es uns damit etwas mitteilen möchte? Wo kann ich meinem Pferd im eingegrenzten Alltag überhaupt Entscheidungen zugestehen?

Anschliessend geht es auf den Reitplatz, Jack ist als erster an der Reihe. Begonnen wird wieder mit dem Pylonenzirkel und Kopfsenken und Grown Ups (Höflichkeit). Weiter kommt das Element "flotter Schritt" mit dazu. Schliesslich entwickelt sich die Einheit zu einer "Schulpferdeschulung". Jack soll ja mal irgendwann auch als Lehrpferd zum Einsatz kommen, also wurde unter anderem daran gearbeitet, dass der Focus des Menschen beim Grown Ups zb nicht ausschliesslich auf dem Pferd liegt, sondern eben mal woanders hingeht, der Mensch sich unterhält, und das Pferd trotzdem ordentlich konzentriert stillsteht. Dann wieder daran, dass nicht alles nur "fein fein" gearbeitet wird, sondern auch mal etwas grober und das Pferd trotzdem noch gut gelaunt und tolerant bleibt. Und schliesslich kommt die Übung "1001 Dinge, die der Mensch tun kann, während das Pferd auf der Matte steht", was nebenbei die Dauer vom Stehen verlängert und einfach eine nette allgemeine Übung für ein Jungpferd ist.
zb an verschiedenen Positionen stehen, den Rücken abstreichen, den Bauch kratzen, die Hufe heben,  um das Pferd herumgehen usw usw.

Dann war Jack fertig, es war eine sehr lange Session (fast 1 Stunde), wobei sie unterbrochen war in vier Einheiten und jeweils ca 5 Minuten Heupause dazwischen waren (Heubottich am Rand). Jack wurde entlassen, erkundete den Platz, wälzte sich und sauste schliesslich in wildem Galopp über den Platz, weil er sich "erschreckt" hatte - ein Anlass, ein Anlass!!! :wohoo:  :lol:
Wir sammelten ihn wieder ein und er ging zu den anderen Pferden, von Mirko schon sehnlichst erwartet.

Als nächstes kam das Muli wieder an die Reihe, wieder mit dem "Give" und der Akzeptanz dieser Anfrage. Das Muli hat keine hohe Toleranz gegenüber "versteh ich nicht" und wird gleich grantig. Es war also eine Gratwanderung, zu bekommen was man wollte, und ihn trotzdem immer in positiver Stimmung zu halten.  Aber es gelang ganz gut und er wurde deutlich von Tag zu Tag besser und weicher und runder im Hals.

Dann dachte ich es wäre Mittagspause und beschloss, dass Mirko etwas "Quality-Time" brauchte. Wir gingen in die Halle, da war es schattig und wespenfrei. Hier wie überall dieses Jahr eine echte Plage, die Dinger sind total distanzlos und nervig und ich habe auch prompt heute noch einen Stich in den Finger kassiert.  :grmpf:
Heute morgen beim Frühstück hatte ich mich mit Alexandra noch über ein Antrittssignal unterhalten, weil Mirko gerade mal wieder äusserst zäh in der Reaktion auf das Bein ist.
Nun wollte ich die pause nutzen um schon mal ein wenig dran zu arbeiten. Ich bin jeweils gut zwei Meter vor Mirko gestanden und habe gewartet dass er sich zu mir bewegt - geht er los, gibt es :click: und :keks: So haben wir uns langsam vorgearbeitet. ich habe bewusst kein Antrittssignal gegeben, weil ich ihn eben nicht locken oder treiben wollte, sondern das Losgehen aus eigenem Antrieb bestärken.
So langsam kam er dann in Schwung und es kam auch das eine oder andere Galoppi. Das bauten wir ein wenig aus *hust* und es wurde recht wild *nochmal hust* aber er hatte Spaß.  :cheese: :cheese: und das war ja die Hauptsache.
Schliesslich nahm ich ihn an den Strick, wo er jetzt sehr reaktiv und flott und bewegungsbereit war, und fragte nach Trab und im Trab über den Strick nach ein wenig Sich-Aufnehmen und Schulterherein. Er war zwar flott, aber eher dynamisch als rennend, und es sah schon mächtig gut aus :love:
Da wir noch ein Podest zum Ausprobieren hatten, nutzten wir das auch, wobei Mirko viel zu übereifrig war um die Füsse richtig zu platzieren. Da brauchten wir einige Versuche bis er dann soweit ruhig war, dass er es mit allen vier Hufen schaffte oben zu stehen.
Das war insgesamt sehr fein und mit einem sehr viel besseren Gefühl brachte ich ihn wieder in den Unterstand und ging Mittagessen.

Nach dem Mittagessen ging es weiter mit "Rope-Handling" und ganz vielen Feinheiten, Partnerübungen, Strickannäherung (jaaaa man kann auch das Anfassen des Stricks und die Annäherung der Hand an den Haken noch mal in mindestens fünf Schritte zerlegen  :cheese: ) und so verbrachten wir den Nachmittag weitgehend damit auf dem Reitplatz, bis es wieder kühl genug war, um noch mit den restlichen Pferden weiterzuarbeiten.

Als nächstes war die Connemarastute dran, und sie übten das "Neck-Rope" - die Steuerung mit dem um den Hals gelegten offenen Seil.
Definitiv sehr interssant, ich spar mir jetzt die Beschreibung bis ich das mal selbst ausprobiert habe. Am Ende kamen sehr schön balancierte Schulterherein-Sequenzen bei heraus und alle beide waren ganz happy.

Dann war Mirko dran, und ich hatte eigentlich keinen Plan was ich tun wollte. Alexandra schlug vor, weiter am Reiten und dem Weg ins Hip-Shoulder-Shoulder zu arbeiten. Also gut.
Ich begann am Boden mit ihm noch einmal mit der Übung vom Mittag, bestärktes Antreten ohne Signal. Mirko war zwar hochmotiviert und schlug einen wirklich flotten, energiegeladenen Schritt an, war aber auch recht schnappig und biss mich einmal richtig.   :grmpf:
Das verhagelte mir gleich die gute Laune und es war eine ziemliche Herausforderung, gelassen zu bleiben und den Ärger wieder abzulegen.
Deshalb arbeitete ich erstmal eine ganze Zeit vom Boden aus (Antreten, übertreten, Vorwärts-Rückwärts-Übergänge) usw, bis ich dann schliesslich doch aufstieg.
Von Oben war vom energetischen Schritt nichts mehr zu sehen und so bestärkte ich auch vom Sattel aus das Antreten, was uns dann doch direkt in das Thema führte: Anreit-Signal.
Und das war kompliziert, frustrierend, langwierig (ich hab es alles auf Video: "its like watching Gras growing" ) und vor allem war ich ja immer noch nicht wirklich entspannt und ärgerte mich über mich selbst, dass ich es nicht auf die Reihe brachte, auch nur zweimal hintereinander die selben Hilfen in gleicher Reihenfolge zu geben.
ich sollte nach dem Prinzip "altes Signal - neues Signal" arbeiten. bekannt, aber unwirksam: Beine anlegen. Dazufügen: Gerte. Und außerdem: Zügel einseitig herunterstreichen bis zum Kontaktpunkt.
Es dauerte ziemlich lange, wir hatten einen enormen Leckerlieverbrauch, und ich glaub ich in der ganzen Stunde kaum fünf Schritte am Stück geritten.
Für gute Sequenzen durfte Mirko auf die Matte, was ihn dazu verführte, jedesmal kleinste Kurven zu drehen und über die Schulter wieder in Richtung Matte zu driften, wenn wir uns mal ein oder zwei Schritte fortbewegt hatten.
mit der Zeit wurde das Antreten aber immer prompter, und es bewegte sich vor allem alles in Richtung "versammeltes balanciertes Antreten", jedenfalls fühlte es sich immer besser an.
Als das so weit war, sollte ich dann fliessend übergehen in 3Flip3 und erstmal überlegen wo ich gerade war in der Übung. Dann haben wir das wirklich in fast Zeitlupe geritten, weil wir ja kaum mehr als einen oder zwei Schritte geritten sind bevor der nächste Click kam. Es war schon herausfordernd, alles im Kopf zu behalten.
Zwischendurch bin ich dann, nach ein paar guten Schritten, auch abgesprungen und habe mit Mirko einige Runden vom Boden aus im Trab und Galopp gearbeitet, um ihn zu aktivieren, mich zu belohnen (ich mag sowas ja am liebsten  :cheer: ) und seinen Rücken vor allem zu entlasten.
Dann bin ich wieder aufgestiegen und der folgende Antritt war sehr viel energischer als vorher.

Als wir dann irgendwann einen Abschluss machten, war ich im Kopf echt platt, aber nicht mehr schlecht gelaunt und konnte mich schon fast an der Einheit freuen. Alexandra hat mich da echt durchgetragen mit ihren Schritt-für-Schritt-Anweisungen - ich hätte heute alleine dazu nicht den Nerv gehabt.

Am Schluss ging ich noch mit Mirko (naggisch) einige Runden durch die Halle, und schlug ihm vor sich hinzulegen und zu wälzen, was er nur einseitig machte. Er wollte sich gerne noch ein paar Leckerlies verdienen, aber meine Taschen waren leer.
So haben wir einfach so einen Abschluss gefunden und die Ponies durften noch bis weit in die Dunkelheit auf die Wiese.

Nach dem Abendessen noch mal Videos gucken, Auge schulen, Bewegung wahrnehmen - ich war nicht mehr in der Lage und hab derweil geduscht.  :cheer:

Jetzt nerven mich gerade die ganzen Insekten kollossal  :waah2: :panik: und deshalb geh ich jetzt ins Bett.
Gute Nacht!
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #11 am: 03. September 2011, 23:43:02 »
Es geht über einige verschiedene Themen, im Gedächtnis bleibt mir hauptsächlich die "Degrees of Freedom", was zwar ein allgemeiner wissenschaftlicher Begriff ist, aber hier geht es um die Entscheidungsmöglichkeit, die wir unseren Pferden lassen. Wieviel dürfen sie entscheiden? Können wir es zulassen wenn sie schon beim Targettraining das Interesse verlieren und auf die andere Seite gehen um zu sagen, dass sie das jetzt so nicht wollen? Können wir akzeptieren, wenn unser Pferd, das sonst immer an die Aufstieghlfe kommt, einen Tag nicht kommt - und kann es nicht sein, dass es uns damit etwas mitteilen möchte? Wo kann ich meinem Pferd im eingegrenzten Alltag überhaupt Entscheidungen zugestehen?
das klingt ja wahnsinnig interessant :jaso:  :willwill:

Wirklich wieder ein toller Bericht!
deine Mirko-Mittagspausen-Runde klingt auch sehr toll :nick:
und schön, dass ihr in der späteren Session trotz Schnapperei und schlechter Laune noch so einen versöhnlichen Abschluss hattet  :cheer:
Liebe Grüße von Melli RB-Pony Hvatur und Hund Simba.
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #12 am: 04. September 2011, 11:14:54 »
Was ist das Spiel für Schauspieler?

*auchwissenmag*

Es geht über einige verschiedene Themen, im Gedächtnis bleibt mir hauptsächlich die "Degrees of Freedom", was zwar ein allgemeiner wissenschaftlicher Begriff ist, aber hier geht es um die Entscheidungsmöglichkeit, die wir unseren Pferden lassen. Wieviel dürfen sie entscheiden? Können wir es zulassen wenn sie schon beim Targettraining das Interesse verlieren und auf die andere Seite gehen um zu sagen, dass sie das jetzt so nicht wollen? Können wir akzeptieren, wenn unser Pferd, das sonst immer an die Aufstieghlfe kommt, einen Tag nicht kommt - und kann es nicht sein, dass es uns damit etwas mitteilen möchte? Wo kann ich meinem Pferd im eingegrenzten Alltag überhaupt Entscheidungen zugestehen?

was war die konklusio des ganzen?
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #13 am: 04. September 2011, 23:43:54 »
Tag 4
Alles hat ein Ende.... schon ist es wieder vorbei :heul:  aber das gute an vier Tagen Kurs ist, dass man dann wirklich froh ist wieder nach Hause zu fahren.

Heute war es alles nochmal sehr fein.  :cheer: Das Wetter war fein, nicht zu warm und wir konnten trotz einem kräftigen Regenguss in der Nacht auf den Reitplatz gehen und im Baumschatten sitzen. Netterweise war es anfangs aber bewölkt und es gab gute Bedingungen zum filmen/fotografieren.
Gleich in der Früh hatte ich mit den Ponies noch einen Spaziergang gemacht und sie dann statt Frühstück auf die Weide gebracht, was sie entschieden gut fanden.
Da die anderen heute fahren wollten, waren sie auch zuerst dran.
Begonnen wurde mit dem Muli, und heute arbeitete die Besitzerin weiter an den Gives. Nur ein kleine Bewegung, aber im Gegensatz zum ersten Tag, wo es ihm soo schwer fiel, konnte er heute leicht in die Stellung finden und sich im Genick entspannen.
Zwischendrin gab es einige Male eine lustige Zwischeneinlage:
Englischstunde fürs Muli: Farbdiskriminierung mit einem roten und einem blauen Markierteller.
Angesagt wurde die Farbe: "RED" oder "BLUE" und die Aktion "Touch" und dann hielt Alexandra wahlweise den roten oder blauen Markierteller hin.
Muli hatte eine Trefferquote von 100 % und es sah so aus als hätten die zwei nachts heimlich geübt. Sehr faszinierend.  :cheer:
Schliesslich kam auch das Muli zu einem sachten Übergang zu den Seitengängen und es sah sehr schön und fliessend aus.

Das zweite Pferd: selbes Thema, nur ein wenig weiter. Hier waren die Gives schon sehr schön weich und balanciert, so ging es weiter in Richtung "3Flip3", also 3x Nachgeben im Unterkiefer/Nacken, dann Hüfte anfragen.
War auch sehr fein und schön zu sehen (bei den eingeschobenen Matten-Belohnungspausen) wie sehr sich die Balance des Pferdes über die vier Tage verbessert hat. Die ganze Silhouette hatte sich positiv verändert.

Anschliessend war Jack dran. Ich musste kurz Kaninchen gucken und muss mich bis morgen noch erwehren, ein drittes zu nehmen  :lol: (unsere beiden sind ja hier vom Hof ) aber ich mach mal noch Bilder.
So verpasste ich den Einstieg, aber es ging heute wieder darum, in die bereits bestehenden Verhalten, die sich gegenseitig bestärken (Kopfsenken, Grown Ups, Matte, 101 Dinge die ein Mensch tun kann während das Pferd auf der Matte steht, dann auch die Gives) noch einen weiteren Schritt einzufügen: Hip-Flip (also Untertreten, der "Give of the hip") und, falls Jack aus der Balance kam (was heute nur noch sehr selten vorkam) die komplette Balancekorrektur über HipShoulderShoulder, also das Herumschwenken und Rückwärts. Auch das ständige "ich bin schon mal losgegangen" nach dem Click trat heute kaum noch auf.
Insgesamt war Jack eigentlich der Strahlemann des Kurses.  :cheer: :cheer: :cheer:
Er war superkonzentriert, kam auch nach den Heupausen wieder freudig zur "Arbeit", hat alles super gemacht, war super höflich - Herz was will man mehr? :love: :love:
Und ging es am ersten Tag darum, ihn über KOpfsenken  überhaupt ansprechbar zu machen bzw zu beruhigen damit er sich zur Arbeit im fremden Umfeld konzentrieren konnte, war er am letzten Tag bei den gleichen Themen wie die "Großen" und hatte zudem noch mehr Elemente in seiner Session, die alle wunderbar miteinander abwechselten und sich gegenseitig ergänzten.
sehr fein.  :cheer: :cheer:

Dann Feedbackrunde, unterbrochen vom Mittagessen. Anschliessend ein wenig Orgakram, manche reisten schon ab, andere begannen aufzuräumen und die Autos zu packen.
Schliesslich eine weitere Runde "Rope  Handling", diesmal zum Thema "Neck-Rope".
Ich gestehe dass ich mich aus diesem Thema komplett herausgehalten habe, einfach weil es mir zuviel war, mich noch auf ein komplett neues Thema einzustellen. Das ist eine tolle Arbeit und irgendwann werde ich damit sicher ein wenig experimentieren, aber diesmal hatte ich da keinen Kopf für.
Anschliessend wurde die Connemarastute mit dem Neck-Rope vom Boden aus gearbeitet, was sehr fein anzusehen war. Die Stute wurde immer aufmerksamer, liess sich ziemlich leicht führen und floss so dahin, im Laufe der Einheit auch ins Schulterherein, was nun wesentlich balancierter und schöner aussah als die Variante am Zügel (gebisslos), die sie am ersten Tag gezeigt hatten.
Fotos gibts davon keine, wir mussten wegen Regen in die Halle gehen und da war es dann zu dunkel.

anschliessend kam Mirko dran, letzte Session vom Kurs, und wir sind wieder geritten.
Begonnen habe ich mit Aufwärmen vom Boden im Schritt, führen, antreten bestärken, und ein wenig Seitengang. Das hat er ganz fein gemacht.
Ich hatte mir zwei Matten in die Halle gelegt, zum einen weil ich zwei Orte haben wollte um seine Aufmerksamkeit hinzulenken, und um den "Sog" der einen Matte abzuschwächen.
Bin schliesslich aufgestiegen und schon das allerste Antreten in den Schritt war um Welten besser als zuvor. :freu: :freu:
Nichtsdestotrotz gab es gleich einen :click: , aber schon nach kurzer Zeit konnte ich flüssigen Schritt reiten, der auch größtenteils recht energisch war. Jegliches "mehr" habe ich gleich bestärkt.
Aber da waren ja diese zwei Matten.  :lol: also kam gleich das nächste Thema : Steuerung  aufs Tapet.
Nun ist ja so, dass wir in den letzten ca 16 Jahren durchaus steuern konnten. Aaber nicht so gut in den letzten 10 Jahren nach dem Sehnenriss, und langsam wieder anfangend seit letzter Woche, wo nun doch sehr vieles geklärt scheint. Und nicht so arg in der Technik, und dann liegen ja noch diese Maaaatten.... Also eierte Mirko los, zog zur Matte, und ich musste nun versuchen, dass er am langen Zügel losgehen sollte, und danach auch geradeaus reiten, bzw über den Zügel das korrigieren. War ein wenig knifflig, aber irgendwann konnten wir am langen Zügel geradeaus losreiten ohne in irgendeine Richtung zu fallen (vorzugsweise links herum). Sobald das funktionierte, sollte ich wieder mit dem bereits bekannten 3Flip3 anfangen - also mit der Lektion der ersten zwei Tage. Diesmal hatten wir mehr Bewegungsfluss, und das Vorwärts war auch einigermassen geklärt, und ich hatte mehr Möglichkeiten bekommen ihn zu korrigieren, wenn er sich verdrehte und über die Schulter verbogen nach aussen davonschwamm. Also gab es auch hier ein besser balanciertes Ergebnis.
Dann sollte ich die Hüfte dazunehmen. An diesem Punkt verabschiedete sich mein Verständnis der Sache und ich brauchte eine erneute längere Erklärung, was wir hier eigentlich machen.  :lol:
Alexandra erklärte geduldig das Woher und Warum und wohin , ich ritt derweil geradeaus und schliesslich arbeiteten wir weiter, 3x Nachgeben, Hüfte anfragen, Hüfte unterschieben, Schulterherein. Fein.  :cheer: :cheer:
Nachdem wir das dann sogar auf der linken Hand hinbekamen bin ich nach vier Schritten runtergehüpft, habe Mirko wildes Galoppieren ans Handtarget und auf die Matte angeboten und dann gab es einen Jackpot und ich hatte fertig.
(Alexandras Kommentar dazu: "This horse knows clearly that his human likes his work"  :lol: )
Mirko nicht.  :lol: und so spielten wir noch eine ganze Weile herum (ich sattelte ihn zwischendurch ab), ein bisschen wild, dann wieder Kopfsenken, ein wenig spanischen Schritt, dann hinlegen, und aus dem Hinlegen stand er diesmal sehr langsam auf, was ihm den Rest der Futtertasche eintrug.

so waren wir nun alle zufrieden und gesättigt an Erlebnissen.
Die Ponies gingen noch bis zum Dunkelwerden auf die Koppel, und wir sassen noch beieinander, dann noch weiterer Orgakram.

Jetzt ist es draussen ruhig geworden, so wie es aussieht bin ich mal wieder die Letzte :watch: .
Morgen früh Frühstück, dann geht es zum Flughafen, und am Nachmittag Heimfahrt mit den Ponies. Die werden dann erstmal ein paar Tage frei bekommen - sie haben sich wirklich wacker geschlagen.

Mein persönliches Fazit vom Kurs:

Ich muss noch viiel kleinschrittiger und konsequenter werden :umfall: und ich habe jede Menge neue Ideen dazu bekommen, Verhalten noch weiter herunterzubrechen, so dass der Trainingsablauf für die Pferde noch viel verständlicher wird. So gehen sie von einem Erfolgserlebnis zum anderen und sind immer in einer "WinWin"-Situation.
zb beim Reiten: Auch wenn ich Mirko korrigieren musste, hatte das nicht den "Ruch" einer Korrektur, sondern ich habe eine Reaktion angefragt und die richtige Antwort belohnt. Trotzdem er nicht zu der heißgeliebten Matte gehen durfte von Zeit zu Zeit (immer wenn er dahingezogen hat), blieb er die ganze Zeit richtig gut gelaunt.
Die Frustration, die sich beim Training gerne einstellt, ist meist ganz alleine Sache des Menschen, weil er seine Ziele zu hoch steckt und sie nicht erreicht. Das Pferd weiss aber unsere Ziele nicht, und solange es für jeden Schritt bestärkt wird, ist es immer zufrieden.
Schleicht sich also Unzufriedenheit ein, müssen wir innehalten, unser Training betrachten und schauen wo wir kleinschrittiger werden können, um es dem Pferd besser verständlich zu machen.

Es war ein toller Kurs mit einer schönen Kursgemeinschaft. :umarm2: Und es sieht nicht so aus, als ob einer der diesjährigen Kursteilnehmer den nächstjährigen Kurs verpassen möchte.... :dops: :dops: :dops:

Nunja, nun müssen wir erstmal planen. Nach dem Kurs ist vor dem Kurs.  :cheer: :cheer: :cheer:

« Letzte Änderung: 04. September 2011, 23:52:44 von Muriel »
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re:Kurlandkurs 2011
« Antwort #14 am: 04. September 2011, 23:51:11 »
Mein persönliches Fazit vom Kurs:

Ich muss noch viiel kleinschrittiger und konsequenter werden :umfall: und ich habe jede Menge neue Ideen dazu bekommen, Verhalten noch weiter herunterzubrechen, so dass der Trainingsablauf für die Pferde noch viel verständlicher wird. So gehen sie von einem Erfolgserlebnis zum anderen und sind immer in einer "WinWin"-Situation.
Die Frustration, die sich beim Training gerne einstellt, ist meist ganz alleine Sache des Menschen, weil er seine Ziele zu hoch steckt und sie nicht erreicht. Das Pferd weiss aber unsere Ziele nicht, und solange es für jeden Schritt bestärkt wird, ist es immer zufrieden.
Schleicht sich also Unzufriedenheit ein, müssen wir innehalten, unser Training betrachten und schauen wo wir kleinschrittiger werden können, um es dem Pferd besser verständlich zu machen.
ein wirklich tolles Fazit :thup:
Liebe Grüße von Melli RB-Pony Hvatur und Hund Simba.
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