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Clickertraining im Alltag => Reiten => Thema gestartet von: SaBo am 23. Juni 2015, 09:36:42

Titel: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: SaBo am 23. Juni 2015, 09:36:42
Nachdem bei mir im Blog das Thema Légèreté aufkam, aber sicherlich nicht alle in den Blogs lesen, möchte ich zu dem Thema "Klassisch Reiten" einen eigenen Thread aufmachen und hoffe auf einen netten Austausch über die Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Vor- und Nachteile.

Alles was ich zu dem Thema weiß ist folgendes: Es gibt unterschiedliche Reitweisen, die sich unterhalb der Kategorie "Klassisch" ansiedeln.

- Klassisch: HDV 12/Reitvorschrift, Steinbrecht "FN", Xeonophon ( <- mir ist aufgefallen, dass unglaublich viele den Begriff "englisch" nutzen, um diese Reitweise zu beschreiben. Ich weiß nicht woher das kommt, habe aber das Gefühl, dass das nicht ganz korrekt ist, oder?)

- Akademisch: Bent Branderup; "Akademische Reitkunst"

- Barock: Richard Hinrichs, Francois Robichon de la Guèrinière --> Spanische Hofreitschule Wien

- Légèreté: François Baucher -> Erste Manier: Mobilisation des Unterkiefers, Abbiegung des Pferdehalses; Zweite Manier: Nicht nur Maul alleine, sondern Gesamtzustand des Pferdes wird berücksichtigt / Philippe Karl, Nuno Oliveira

Das Thema "Klassik" ist ein unglaublich umfangreiches Thema. Im Prinzip ist die komplette Dressurreiterei klassisch und orientiert sich allesamt an den alten Reitmeistern wie Xenophon. Ich glaube, wesentliche Unterschiede kann man dann nur noch im Detail erkennen. Bspw. ist Légèreté nicht nur auf die hohe Hand zu reduzieren, da diese nur zu Korrektur-Zwecken z.B. beim Einrollen eingesetzt wird.
Auch ist Barock nicht nur reines Kostümreiten.

Was ich schade finde ist, dass viele heutzutage meinen, dass die klassische Reitweise, die viele fälschlicherweise als "englisch" (woher kommt nur dieser Begriff) bezeichnen und damit meinen, was der große Dachverband FN unter sich vereint, mit Rollkur, Dauertreiben und zuschnüren verbunden ist. Wenn man sich die HdV 12 durchliest bemerkt man allerdings, dass das Gegenteil der Fall ist und nur einzelne (zugegeben starke) Negativ-Beispiele dieses Bild prägen.

Meiner Meinung nach gibt es keine wirklich großen Unterschiede zwischen diesen Reitweisen bin aber gespannt, was ihr so zu erzählen habt. Nach welcher Reitweise ihr traininert, warum und mit welchem Ziel.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Ventura am 23. Juni 2015, 10:38:23
*Lesezeichen*
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: elli_dimi am 23. Juni 2015, 10:44:29
Also theoretisches Fachwissen habe ich dazu (noch) nicht wirklich.
Aber ich kann von meinen laienhaften Erfahrungen berichten  ;)

Wir waren anfangs immer klassisch, englisch oder wie man es auch nennen will unterwegs. Wie vermutlich eh fast jeder  ??? :lol:
Hier haben wir aber keinen guten bzw. sagen wir lieber keinen für uns passenden Reitlehrer gefunden, deshalb hatte ich dann übergangsweise bei einer Westerntrainerin Unterricht. Hier hat mir dann im Vergleich zur "normalen klassischen" Reitlehre schonmal besser gefallen, dass es nicht ein "vorwärts hetzen" des Pferdes war (ist es vermutlich auch nicht bei allen "FN"-Trainern, aber die die ich kannte schon), sondern viel über vernünftige Lektionen/Seitwärtsgänge etc. erarbeitet wurde.

Nachdem Donna dann letztes Jahr ihre Diagnose bekommen hat, dass sie vermutlich nicht mehr reitbar wird und ich aber irgendwas "sinnvolles" mit ihr lernen wollte bin ich über die Homepage meiner akademisch arbeitenden Trainerin gestolpert und mich hat einfach alles angesprochen - was sie schrieb, die Fotos etc. und ohne irgendeine Ahnung von der AR, habe ich einen Termin vereinbart. Wir haben seitdem viel Arbeit am Kappzaum gemacht und Donna hat sich sehr positiv entwickelt. Nicht zuletzt in ihrer Arbeitseinstellung! Dass sie zeitgleich auch clickert und Physiotherapeutin ist, ist sicherlich nicht die schlechteste Kombination für uns  :cheese:

Bisher habe ich wirklich noch nichts gefunden, dem ich kritisch gegenüber stehe (wird bestimmt irgendwann noch kommen, dann kann sie es mir entweder sinnig erklären oder es wird so nicht gemacht  :lol: ), aber viel was mir positiv auffällt (Donna ist deutlich wacher und beweglicher, der Rücken fängt langsam wieder an durchzuschwingen (vorher war sie ab einem bestimmten Punkt fest, davor war locker dahinter fest), Hinterhandaktivität wird gesteigert und sie kann sich langsam sogar biegen  :dops:). Bei uns wird es einfach aufgrund der gesundheitlichen Einschränkungen nie schulbuchmäßig aussehen, aber ich bekomme gut erklärt, wie ich ihren körperlichen Zustand halten und in kleinen Nuancen verbessern kann. Für mich momentan einfach am passendsten und ich kann mir gut vorstellen, Gjonna mit ihr zusammen auszubilden  :nick:

In die Légèreté habe ich nur mal bei einer Teststunde reinschnuppern dürfen. Das Pferd war schon recht gut darin ausgebildet, ist aber kein Selbstläufer. Mir gefiel persönlich schon die Einstellung nicht, dass man nur mit Gebiss vernünftig arbeiten kann (das ist aber vermutlich eh eine sehr subjektive Meinung - ich habe nicht generell was gegen Gebisse, aber gegen ein so extremes ablehnen ;) ). Dazu kam, dass es ein recht zügelorientiertes Reiten war, mit recht viel und hoher Hand. Ob das jetzt von RL und mir so richtig umgesetzt war, weiss ich nicht. Dazu kam, dass ich das Gefühl hatte, dass das Pferd unter mir nur daherlatscht und den Kopf halt ganz ok hinstellt. Da ich aber auch keine Fotos etc. habe, ist das mein reines Bauchgefühl. Ich habe aber auch schon gut gerittene Légèreté-Pferde gesehen, dafür aber auch ganz schlimme Reiter mit dauerhoher Hand (wobei man schlechte Reiter und RL vermutlich in jeder Reitweise findet).

Als Fazit: ich glaube man findet in jeder Reitweise positive und negative Eigenschaften und muss sich einfach für sich und das jeweilige Pferd den Trainer suchen, der passt. Das kann sich durchaus, meiner Erfahrung nach, nach einer gewissen Zeit ändern.

Ich dachte aber bisher auch immer, dass das Grundgerüst, also die Skala der Ausbildung, im Groben zumindest in allen Richtungen identisch ist bzw. sein sollte.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: SaBo am 23. Juni 2015, 11:04:08
Danke für deine Antwort. Ich kann mir vorstellen, dass tatsächlich schlechter Reitunterricht dazu führt, dass man sich anderweitig orientiert. So war das auch bei meiner Miteinstellerin, die mich auf die Idee der Légèreté brachte.

Ich für mich habe dann aber beschlossen (ohne die tatsächliche Theorie hinter den einzelnen Reitweisen zu kennen), dass es eigentlich ausschließlich an schlechten Reitlehrern liegt. Nur, dadurch dass es vermutlich deutlich mehr FN-lizenzierte RL als Akademiker, Légèretisten (ziemlich nervig dieses Wort mit den vielen Accents), Barocker gibt, ist natürlich die absolute Zahl an Nieten deutlich höher. Prozentual vermutlich nicht mal.
Dazu kommt, dass es auch unglaublich viele RL ohne Lizenz gibt. Das muss nicht mal etwas schlechtes sein, nur steigt dadurch die Zahl derer, die sich der klassischen Reitweise verschrieben haben und diese auch unterrichten um ein Vielfaches. Ich denke in den einzelnen - ich nenne sie mal - Unterkategorieren ist das nicht so extrem.
Ich habe selbst hier im Stall eine RL ausprobiert, von der viele geschwärmt haben. Sie unterrichtet "englisch" (wie ich diesen Begriff hasse) und der Unterricht war weder gut noch schlecht. Es war der klassische 08/15-Reitunterricht, den man in vielen Reitschulen sieht. Schritt, Trab, Galopp. Da wurde überhaupt kein Wert auf korrekte Übergänge, weicher Sitz, Schulterbalance o.ä. gelegt. Viele sind damit zufrieden. Die komplette Biomechanik zu kennen und danach zu reiten ist auch mühsam und anstrengend. Das wollen viele nicht - so ist zumindest mein Eindruck.

Und nur weil ich hier bislang niemanden gefunden habe, der so unterrichtet wie ich mir das vorstelle, habe ich die RL nach Légèreté in Betracht gezogen. Vorher hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet, weil ich dachte, dass sei einfach eine eigene Art mit hoher Hand.  :lol: Dass es nicht nur das ist, habe ich dann bemerkt, als ich beim Reitunterricht zugesehen habe.
Die Hohe Hand bedeutet letztendlich nur, dass man nicht auf die Lade, sondern auf den Maulwinkel einwirken will - was besser ist, mag ich nicht zu beurteilen. Sie sieht man v.a. aber auch nur zur Korrektur. Sprich, ein Pferd, was bereits fortgeschrittener ausgebildet ist, wird man wohl kaum noch mit hoher Hand geritten sehen. Ich behaupte sogar, dass man auf den ersten Blick überhaupt nicht erkennen kann, nach welcher Reitweise nun ein gut ausgebildetes Pferd geritten wird. Zumindest kein Laie, bzw. kein Durchschnittsreiter.

Was mir so gefällt ist, dass einfach viel Wert auf die Biomechanik gelegt wird. Da hat alles einen Sinn und Zweck. Nicht, dass es bei der Klassik (FN) anders wäre. Nur da spielen eben die vielen, vielen schwarzen Schafe eine Rolle - zumindest ist das meine Meinung.

So richtig eingelesen habe ich mich in die Thematik auch noch nicht, möchte ich aber demnächst mal tun. Die Vorstellung, mit meinem Fjord irgendwann mal mit Trab-Travers über den Platz zu schweben gefällt mir.  :cheese: Wie man dahin kommt, ist letztendlich wohl egal. Mir ist nur wichtig, dass es ohne Zwang und unter Berücksichtigung des Alters, des Charakters und der Motivation des Pferdes stattfindet.

Die ganze Geschichte der Reiterei, von Xenophon, über das Militär, bis hin nach Frankreich etc. finde ich total interessant und glaube - zumindest nach allem was ich bisher dazu lesen konnte - dass sich letztendlich alles irgendwie gegenseitig beeinflusst hat.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Muriel am 23. Juni 2015, 16:01:01
Wen das Thema wirklich interssiert dem kann ich die Lektüre von "Reitkunst im Wandel" von Silvia Loch empfehlen. Allerdings ist das glaub ich nur noch schwer erhältlich.

Der Begriff "englisch reiten" ist meines Wissens auf zweierlei gegründet:
Zum einen kam mit der aufstrebenden Rennpferdezucht der Vollblüter in eine weiträumige Verbreitung. Die Engländer entwickelten die Flachrennen, und damit auch das was wir heute "leichttraben" nennen. Es wurde damals "englisch traben" genannt.
Zum zweiten gab es immer verschiedene Schulen, die in Europa mehr oder weniger Einfluß auf die Reiterei nahmen. Frankreich hatte immer eine große Bedeutung, und als der Herzog von Newcastle wichtig wurde, gab es zwei deutlich getrennte Schulen in der Klassischen Reiterei, eben die französische und die englische.
Die französische wiederum teilte sich später auf in die klassische französische (Pluvinel, Guerinière etc) und Baucher, der das Prinzip "Balance vor Bewegung" entwickelte und damit äusserst erstaunliche Ergebnisse innerhalb kurzer Zeit entwickelte.
In Deutschland, Gustav Steinbrecht ("Reite Dein Pferd vorwärts und richte es gerade") war ein erbitterter Gegner von Baucher, was auch an der Zeit gelegen haben mag, da man "jenseits und dieseits des Rheins" einfach aus Prinzip Gegnerschaft entwickelte  :confused:
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Bettina am 23. Juni 2015, 17:51:17
Sehr spannend! So hätte mir Geschichteunterricht auch mal Spaß gemacht, aber über solche wichtigen Dinge spricht man da ja nicht. :kicher:

Und nur ein kleiner Beitrag zum Thema:
Englisch ist für mich (!) vor allem das, wofür die FN steht, wenn ich so drüber nachdenke. Eigentlich also irgendwie eine Teilmenge von "klassisch". :juck:
Wobei ich eigentlich nur dann englisch sage, wenn ich es von Western, spanisch oder sonstwas abgrenzen mag. Aber je mehr ich das behirne, desto mehr bekomme ich das Bedürfnis, das oben empfohlene Buch zu lesen. :lol:

Irgendwo oben stand es auch schon angedeutet: Ganz eigentlich gibt es ja nur 'gut' und 'schlecht' - und das dafür in diversen Facetten. :P
Wobei ich mich z.B. Mal durch 150 Seiten über Schulterherein gearbeitet hab in dem Légèreté-Buch von dem Herrn, dessen Name mir gerade nicht einfallen will (und ich kann am Handy grad net so gut nebenher kucken), war sehr überzeugt von der Argumentation (die stellenweise auch nicht unbedingt unpolemisch gegen das "andere klassische" SH nach FN auf 3 Spüren ging) und habe später dann ein Video von ihm gesehen. Und da war das Zielbild dann aber nicht zu 100% meins. Das war mir etwas zu wenig Spannungsbogen, ein zu "loser Rücken" irgendwie. Also, ein schöner Ritt, harmonisch, leicht, das schon. :nick: Aber "gefallen" tut mir da etwas mehr positive Spannung im Pferd besser. :)
Insofern fände ich es spannend, die Zielbilder mal zu vergleichen. :)
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: SaBo am 24. Juni 2015, 08:44:56
Heike, vielen Dank für den Buchtipp. Ich werde mal recherchieren. Vielleicht werden mir dann auch Zusammenhänge etwas klarer. Ich muss zugeben, so richtig den Durchblick, wer nun was "erfunden" hat, habe ich noch nicht.  :cheese:

Achso, dann ist englisch eigentlich auch korrekt? Mich stört immer ein bisschen dieser Allgemeinplatz. Es wird ganz oft zwischen Western und englisch unterschieden. Englisch meint damit alles, was keinen Westernsattel hat, egal ob man Dressur (Klassik, Französisch?), Springen oder "Vielseitigkeit" (wer macht das schon wirklich) reitet. Und das nervt.  :lol: Bestes Beispiel, als ich mich mit Miteinstellern über Sättel unterhalten habe, kam die Frage, ob ich einen Englisch-Sattel brauche. :juck: Also, äh, ja, einen Dressur-Sattel halt.  :cheese:

Was ich zu Baucher gelesen habe, ist, dass er seine erste Herangehensweise überarbeitet hat. Zunächst war ihm tatsächlich der Hals und das Maul wesentlich wichtiger, weswegen oft der Eindruck entsteht, die Légèreté´(zukünftig nur noch LGT) sei so handlastig. Später hat er es wohl etwas ganzheitlicher angepasst. Philippe Karl, übernimmt Teile daraus, aber längst auch nicht alles. Zumindest soweit ich es verstanden habe. :juck: Übrigens bin ich beim Lesen über die Vor- und Nachteile der LGT auf heftige Kritik gestoßen. Viele behahaupten, dass man bei der LGT die Aufrichtung künstlich herstellt, ohne darauf zu achten, ob das Pferd das muskulär überhaupt könne. Ich denke, hier spielt natürlich auch die Wahl der Trainer eine Rolle. Übrigens, bei aller Kritik gegen diese Reitweise, du und deine Pferde mit Trainerin wurden immer als Positiv-Beispiel genannt.  :cheese: :keks: Ich gehe davon aus, dass du in einem anderen Forum ebenfalls Muriel hießt?

@Bettina: Meinst Du Philippe Karl? Das Problem bei mir ist, dass ich mir nicht zutraue auf den ersten Blick zu erkennen, ob z.B. in diesem Fall der Spannungsbogen ausreichend ist, oder nicht. Daher lese ich viel über Kritik im Internet und bin danach genauso schlau wie vorher. Ist z.B. LGT (oder beliebig einzusetzen Akademisch, Barock) wirklich gymnastizierend und wertvoll?  :nixweiss:
LGT wird auch als Neoklassik bezeichnet, weil eben Philippe Karl sich nicht so ganz an Baucher orientiert und nur - ich sag mal - pseudomäßig klassich unterwegs sei.


Aber jetzt dann dennoch noch die Frage: Wo liegen denn nun konkret die Unterschiede? Im fehlenden Spannungsbogen? :kicher: Wohl nicht. Ich würde mich freuen, wenn hier jemand Licht ins Dunkel bringen könnte.

Klassik vs. Akademisch vs. Barock vs. Légèreté
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: elli_dimi am 24. Juni 2015, 09:14:05
Ich finde das spannend, denn dein Problem (zu erkennen, was jetzt wirklich gut ist und was eher nicht) habe ich leider auch. Eine Blickschulung bzw. theoretische Schulung worauf man achten sollte, finde ich deshalb auch sehr interessant  :nick:
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Bettina am 24. Juni 2015, 10:44:26
Das Problem mit dem erkennen habe ich grundsätzlich schon auch. Aber in dem Video war es mir aufgefallen, bzw war mein Eindruck einfach, dass das nicht 100 % "Meins" ist. :)

Philppe Karl war es nicht - Mensch, wie heißt der denn... Den kennt man auch... Ich such nachher mal. :)

Nachtrag: Dass das gut war, was der Herr da geritten ist,wollte ich übrigens garnicht in Abrede stellen. :neinnein: :)
Nur halt nicht mein "Lieblings-Gut". Oder so. ;)

Edit 2: Racinet wars. :)
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Muriel am 24. Juni 2015, 11:02:23
grmpf, nu hab ich gar keine Zeit hier richtig zu antworten und bin ab morgen für 10 Tage fast ohne INternet.  :grmpf:

Racinet ist auch "speziell"  :roll:  ich bin mir da noch gar nicht schlüssig, aber ich hab noch kein Pferd gesehen was mir gefällt in der Ausbildungsweise. Allerdings möchte ich da unbedingt mal bei einem Kurs zuschauen, denn wenn man nur kurze Videoausschnitte sieht oder Fotos, kann man sich kein rechtes Bild machen und eben nicht hinterfragen.

Zitat
du und deine Pferde mit Trainerin wurden immer als Positiv-Beispiel genannt.  :cheese: :keks: Ich gehe davon aus, dass du in einem anderen Forum ebenfalls Muriel hießt?
Oh, ich als Positivbeispiel in der weiten Welt? Kannst Du mir verraten wo das sein soll? (PN) ich kann es mir zwar denken, aber....

Bei der LGT gibt es gewaltige Unterschiede in der Ausführung. Wenn man ohne Gefühl herangeht und nur versucht die Technik umzusetzen, kann das ziemlich unschön werden. Gut, das gilt für jede Reitweise  :cheese: aber viele werden wirklich zu sehr handfixiert. Ich habe mal eine Zeitlang mehrere LGT-Lehrer in Kursen besucht, weil es ja immer "eigener Hintergrund + LGT" ist und es kaum jemanden gibt, der das "rein" ausführt.
Ph.K. hat im Gegensatz zu Baucher wesentlich mehr das Vorwärts betont. Allerdings muss ich sagen dass das was man aktuell von ihm sieht (ich hab irgendwo ein Video von einer Messe gesehen, PK + Schüler), da hat mir kein einziges Pferd gefallen.

Stichwort Zielbild, genau. Was gefällt mir, was möchte ich erreichen? Das kann auch sehr in die Irre führen, vor allem wenn man Leichtigkeit verkehrt versteht, weil es so viel einfacher ist, das Pferd "leicht" am Zügel und am Bein zu bekommen, ohne dass es wirklich balanciert und mit aktiver Hinterhand und Rücken geht.
Und der Rücken ist das was mir bei den meisten fehlt, ganz unabhängig von der Reitweise, weil oft einfach die Basis zu kurz kommt.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Okkie 09 am 24. Juni 2015, 20:55:11
Sarah, was ist mit den alten Arbeitsreitweisen?
Ich denke da zB an den Californischen Westernstil, präsentiert zB von Jeff Sanders...

Ist ja durchaus auch eine klassische Reitweise - oder???

Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: SaBo am 25. Juni 2015, 09:07:38
Hm :juck: Gute Frage.  :cheese: Ich bin da ja auch nicht wirklich ein Experte. Ich habe für mich die klassischen Reitweisen immer als "Dressur" definiert, aber möglich, dass es gar nicht so ist.

@Bettina: Racinet kenn ich vom Namen zwar her, kann ihn aber überhaupt nicht zuordnen. Hat er sich auch LGT auf die Fahne geschrieben oder welche Reitweise "vertritt" er?

@Heike: Da hast du allerdings Recht. Die Basis fehlt ganz häufig. Ich denke halt vor allem, dass viele Reiter einfach zu ungeduldig sind und möglichst schnell spektakuläre Lektionen reiten wollen. Dabei aber die Grundlagen völlig vergessen. Ist halt auch mühsam und nicht einfach. Aber korrekt ausgeführt, sollte doch jede Reitweise diese Basis als Grundlage haben, oder?
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Muriel am 25. Juni 2015, 13:37:08
das ist für mich eben der Unterschied in dem, was als Basis so erarbeitet werden soll.
Bei der akademischen RW ist das eben etwas anderes als bei der LGT, und wieder was anderes bei den klassisch-barocken RW.
Hier sind wir wieder beim Zielbild...
in der klassisch-barocken Arbeit zb gehört das Schulterherein sehr früh in die Arbeit. Bei der FN fangen manche Reiter damit erst an, wenn es in den prüfungen gezeigt werden soll, also ab M  :roll:

Ich hab mal gedacht ich fall vom Glauben ab, als ich einen Lehrfilm mit einem Dressurausbilder gesehen habe, wo ein M-Dressurpferd, das unglaublich auf der Vorhand ging, kommentiert wurde dass jetzt das SH dran sei, um ihn langsam von seiner Vorlastigkeit wegzubekommen. Ein M-Dressurpferd!!!!! :gaa:
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Okkie 09 am 25. Juni 2015, 14:29:44
Ja, die Verbindung klassisch zu Dressur hab ich auch im Hinterkopf;  daher meine Nachfrage, denn die kalifornische Reitweise ist so gar nicht in einen Topf zu werfen mit der Westernreitweise, die wir so landläufig kennen.

Jeff Sanders beschrieb das letztens so:
Während die Cowboys schnell ein Pferd brauchten, weil sie ihre Arbeit erleichterten und auch die "Ausbildung" schnell gehen musste, hatten die kalifornischen Vaqueros Muße und keinen Arbeits- und Zeitdruck, haben ihre Pferde mit viel mehr Zeit und Köpfchen ausgebildet. Ihnen war beim Ausbilden, Reiten und im Leben der Stil sehr wichtig.

Ich habe bei seinem Seminar so viel Dressur gesehen, ganz locker ausgeführt, erst trocken auf dem Platz, danach (seeeeeehr tierfreundlich, alles im langsamen Schritt) an den Rindern im großen Roundpen angewandt: Renvers, Travers, Schulterherein etc.
Das war für mich eine echte Erleuchtung, und plötzlich ergaben die Dressurlektionen einen Sinn für mich. Falls es jemanden interessiert, hier ein Video:  https://www.youtube.com/watch?v=LjuOfVTnbiY (https://www.youtube.com/watch?v=LjuOfVTnbiY)
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Barbaris am 25. Juni 2015, 23:02:10
Interessant: Ein Spitzbärtchen wie der Herr Akademikus, ein Mann im Westernsattel, der aber trotzdem sitzen kann und dann noch eine Garrocha  :D Schön!

Ich schreib hier bloss rein, damit ich weiss, wenn was Neues geschrieben wurde, bin nicht so der Theoretiker  ;) Nehme seit langer Zeit klassisch-barocken Unterricht, und bin zufrieden damit. Aber vielleicht weniger wegen der Richtung, sondern weil meine Reitlehrerin so gut und gnadenlos ist und ich weil ich bei ihr lerne, ZU SPÜREN. Bin relativ talentfrei, und trotzdem macht mir Reiten erst Spass, wenn die Kommunikation zwischen dem Pferd und mir so fein geworden ist, dass es sich wie Gedanken lesen anfühlt.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Okkie 09 am 26. Juni 2015, 00:15:18
Ja, haha, als ich Jeff Sanders das erste Mal sah, hab ich auch gedacht ääääääh.... Bent Branderup, was machst du denn da...!
Witzig, aber beide haben eben Stil  ;)
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: SaBo am 09. März 2021, 20:31:49
Ich möchte das Thema mal wieder aufgreifen, wobei es auch vermutlich zu jedem anderen Reit-Thema gepasst hätte.

Vielleicht sind hier ein paar Menschen, die mir helfen, meine gefühlt völlige Ahnungslosigkeit aufzulösen. Ich schreibe hier in diesem Thread, weil ich jetzt jahrelang Reitunterricht in Légèreté hatte und aufgrund des Stallwechsels auch in Kontakt mit - ich sag mal - "FN-Reiterei" kam.

Vorweg möchte ich betonen, dass mehr oder weniger das einzige Ziel bei meiner Reiterei ist, dass mein Pony Spaß dran hat, die Gelenke geschont werden und er gesund wird und bleibt. Dass ich ihm nicht schade und er vielleicht sogar körperlich davon profitiert.

Aber ich bin ein wenig verzweifelt, weil ich das Gefühl habe, dass ich schlicht zu doof bin, dieses Ziel zu erreichen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Kann mir jemand erklären, wie das mehr oder weniger zu erreichen ist? :tuete: Mir ist klar, dass das nicht so ohne weiteres geht. Aber: Soweit ich das korrekte Reiten verstanden habe, geht es doch rein physiologisch darum:

Damit ein Pferd einen Reiter im Rücken tragen kann, sind folgende Punkte ideal:
- Das Pferdebecken kippt ab, so dass die Hinterhand mehr Last aufnimmt. Ich Vergleiche das ein wenig mit Kniebeugen beim Menschen. Also die Hinterhand soll "unter den Schwerpunkt" treten.
- Die Bauchmuskulatur arbeitet dabei aktiv mit. Die Bauchmuskeln sind die Gegenspieler zum Rückenmuskel und müssen daher auch gestärkt werden. Und, das eine geht mit dem anderen einher: Wenn das Becken abkippt und die Hinterhand mehr untertritt, dann muss zwangsläufig auch der Bauch mitarbeiten
- Als Folge dieser Elemente spannt das Pferd das Nackenband "an", es soll natürlich nicht verspannt sein, aber von hinten bis nach vorne soll eine Grundspannung gehen
- Die Folge davon Wiederrum ist das gerundete Genick mit einer Nasenlinie die fast senkrecht verläuft. Das Genick (Atlas- und noch ein Wirbel) sind dabei der höchste Punkt

Soweit so gut. Hab ich hier einen Fehler oder fehlt etwas elementares?

Und jetzt zum Wie. Wie gesagt, ich hatte jahrelang Légèreté-Unterricht. Da hieß es "Bein ohne Hand, Hand ohne Bein". Was das konkret bedeutet, hab ich erst jetzt erfahren, nachdem ich beim "FN-Reiten" quasi Dauertreiben sollte.

Ganz konkret am Trab: Ich sollte bei jedem Einsitzen mit beiden Beinen treiben. Als würde ich in die Hocke gehen, die Waden leicht nach oben ziehen. Auf dem Zirkel dabei das innere Bein stärker - aber generell immer.

Beim Légèreté hab ich quasi gar nie getrieben. Ich weiß gar nicht. War das falsch? :juck: Da hieß es zwar auch, dass er schwungvoll laufen soll, aber das ging meist von alleine. Da hab ich noch mehr den Fokus darauf gelegt, das Genick zu runden. Hier sollte ich also die äußere Hand stehen lassen und mit der inneren Hand Impulse nach oben geben. So lange (klassische negative Verstärkung), bis der Kopf in der richtigen Position ist.

Beim Légèreté haben wir sehr früh mit Seitengängen angefangen. Schulterherein auf der gebogenen Linie zum Lockern, SH auf der geraden Linie zum Kräftigen (letzteres war in unserem Stadium noch nicht so relevant). Travers und Traversale kamen auch schon dazu. Ich bin daher davon ausgegangen - und das klingt in meinen Ohren auch irgendwie logisch - dass das Übungen sind, die eben die entsprechenden Muskelgruppen aktivieren und mit mehr Übung, kommt mehr Kraft, kommt korrektes Gehen. Ich stell mir das ein bisschen wie Kraftsport beim Menschen vor.
Bspw. bei Kniebeugen mit Langhantel kann man korrekt auch vielleicht erst eine ausführen. Aber man muss es trotzdem machen um die entsprechende Muskulatur überhaupt anzusprechen und irgendwann gehen mehr Wiederholungen und ein höheres Gewicht.

Beim "FN-Reiten" war jetzt das Ziel ebenfalls, dass mein Pferd "an den Zügel ran tritt". Das wie gesagt mit Trab auf dem Zirkel. Dabei auch die äußere Hand stehen lassen und mit der inneren Hand "abspielen". Bis er nachgibt.
Das Dauertreiben ist hier gefühlt das Non-Plus-Ultra, weil man dem Pferd ja eben sagen muss, dass es den Bauch anspannen soll und damit den Rücken heben muss.



***

Es tut mir leid, falls ich hier schrecklich verwirrend geschrieben habe. Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen. Sei es durch Tipps für YouTube, Bücher o.ä. oder mit theoretischem Fachwissen. Ich bin einfach völlig ratlos und hab überhaupt keine Ahnung, wie ich weitermachen soll.

Ich weiß, das hat mit Clickertraining nicht viel zu tun. Wenn ich könnte, würde ich Reiten auch gern rein positiv. Aber ich trau mich da nicht ran. Wie ihr seht, scheitert es bei mir ja schon an den Grundlagen :shy:

Manchmal denke ich, dass ich das Reiten einfach komplett lassen soll. Aber ich hab wirklich den ehrlichen Eindruck, dass es meinem Pony Spaß macht. Und ich hab auch das Gefühl, ein korrekt gerittenes Pferd sieht "schöner" aus. Also hat eine schöne Muskulatur und einen korrekten Rücken. Außerdem hab ich auch den Eindruck, dass sportliche Pferde länger gesund bleiben... also das Reiten ganz sein zu lassen, fühlt sich auch nicht richtig an.

Ich weiß, hier reiten gar nicht so viele. Aber ich finde das schöne hier am Forum, dass jeder nur das Beste für sein Pferd will und außerdem haben hier alle so viel Ahnung und Erfahrung. Daher wage ich diese Frage einfach mal und hoffe, ihr zerreißt mich nicht :tuete:
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: okapi am 09. März 2021, 21:15:03
Liebe Sarah,
erstmal finde ich, dass das überhaupt nicht verwirrend ist  :) . Und deine Zweifel sind total nachvollziehbar. Das ist ja auch etwas positives, dass du dir so viele Gedanken machst, weil du das Beste für dein Pferd möchtest, damit es lange gesund bleibt. Das ist doch erstmal eine tolle Einstellung.

Grundsätzlich finde ich, man kann nach jeder Reitweise gut oder schlecht reiten ;) . Vieles steht und fällt eben mit gutem Unterricht, egal wonach irgendwer reitet. Vieles wird ja auch einfach so weitergegeben, weil man das schon immer so gemacht hat, weil man es selbst so gelernt und nie infrage gestellt hat. Was du beschreibst, ist eigentlich nicht "das FN-Reiten", was es aufgrund unterschiedlicher Auslegung vermutlich in dem Sinne ohnehin nicht gibt. Da ist dauertreiben und vorne abspielen genauso wenig gewünscht wie anderswo und Seitengänge kann man auch zeitig in die Ausbildung nehmen, denn - wie du schon sagst - die Lektion kommt ja nicht fertig raus, sondern muss mit Zeit und Kraftaufbau entwickelt werden. Wichtig ist, dass man das Ganze - wie bei deinem Beispiel mit der Langhantel - im besten Falle korrekt ausführt, sonst mache ich mit einer Lektion mehr kaputt als ich anderswo wieder aufbauen kann. Das fängt aber auch schon beim Zirkel an  ;) . Und das ist leider nicht so einfach, denn häufig lernen ja Pferd und Reiter*in gemeinsam. Fehler zu machen, lässt sich nicht vermeiden, aber auch damit und daraus lernt man. Es ist wirklich Gold wert, wenn einen jemandem richtig dabei begleitet.

Außerdem habe ich häufig den Eindruck, dass es im Unterricht sehr viel darum geht, das Pferd zu korrigieren und in diese und jene Position zu bekommen, aber weniger den Reiter bzw. die Reiterin. Jetzt komm ich wieder mit der Wanless-Methode  :cheese: . Aber dabei geht es reitweisenunabhängig darum, an Sitz und Einwirkung zu arbeiten und das ist eigentlich für alle Reitweisen gleich ;) . So viele Sachen haben sich gelöst, weil ich dann einfach mal ordentlich auf dem Pferd saß.

Zum Thema Biomechanik kann ich diese drei Bücher empfehlen: Buch 1 (https://www.buch7.de/produkt/einmal-ueberbaut-immer-ueberbaut-barbara-welter-boelle/1035510273?ean=9783275021512) - Buch 2 (https://www.buch7.de/produkt/gutes-training-schuetzt-das-pferd-barbara-welter-boelle/1026747698?ean=9783840410697) - Buch 3 (https://www.buch7.de/produkt/das-pferd-in-positiver-spannung-stefan-stammer/1024995916?ean=9783885427872)






Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Buschpony am 10. März 2021, 07:16:58
Zum Abkippen des Beckens habe ich noch eine Anmerkung: das ist nur in geringen Maßen sinnvoll. Es geht ja im Verlaufe der Ausbildung darum, daß die HH tragfähig wird und eine zumindest geringfügige Versammlung erreicht wird. Dafür braucht das Pferd Hankenbeugung, also Beugung der Hüft-, Knie- und Sprunggelenke. Wird das Becken abgekippt (damit öffnet sich der Lumbo-sakrale Übergang), können sich diese Gelenke nicht mehr richtig beugen. Ein Hochhüpfen der Kruppe in versammelnden Lektionen ist z.B. die Folge - sieht man z.B. ganz viel bei nicht reell gerittenen Piaffen.
Maren Diehl beschreibt das sehr schön in ihrer LSG-These. http://www.die-pferde-sind-nicht-das-problem.de/gebrauchshaltungskonferenz.htm (ist der link ok? Sonst einfach löschen)

Zitat
man kann nach jeder Reitweise gut oder schlecht reiten
:uschreib: Ich ergänze mal mit: man kann in jeder Reitweise gut oder schlecht unterrichten...

Beste Grüße,
Dörte.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Kess am 10. März 2021, 07:30:17
Zum Thema Dauertreiben: Das habe ich leider ebenfalls so gelernt. Als Kind in einer FN-Reitschule. So richtig aufgehört habe ich erst damit, als ich ein eigenes Pferd hatte. Zum einen habe ich den Sinn darin nie so recht verstanden, zum anderen denke ich mir, dass es vielleicht für das Pferd ziemlich nervig ist und es im Zweifel gegen das Treiben abstumpft, weil ich es ja eh ständig mache.  :nixweiss:
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: SaBo am 10. März 2021, 08:34:59
Liebe Inga,

vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort. Du hattest mir das mit der Wanless-Methode ja schonmal gesagt. Entschuldige, dass ich darauf nicht mehr eingegangen bin :tuete: Ich habe damals das Internet danach befragt. Mir schien es erst "nur" eine Sitzschulungsmethode zu sein. Ähnlich wie Eckart Meyners... und da ich dann auch niemanden gefunden habe, der hier in der Nähe unterrichten würde, hab ich relativ bald wieder aufgehört, mich damit zu beschäftigen. Das war wohl ein Fehler. Ich schau mir das gerne nochmal im Detail an. Gestern hab ich ein YouTube-Video dazu angeschaut, da ging es eben auch um den korrekten Sitz im Schritt.


Danke Dörte auch für den Hinweis mit dem Becken. Vielleicht hab ich mich da auch falsch ausgedrückt. Das mit der Hankenbeugung kenne ich auch, das stimmt. Ich hab das wohl gleichgesetzt. Danke für den Link, das werde ich mir im Detail auch mal anschauen.

Und klar, dass es in jeder Reitweise gute und schlechte Reiter und Reitlehrer gibt, das weiß ich leider auch.  :confused:

Zunächst fand ich die Anmerkungen meiner SB - die mir in diesem Fall den "FN-Unterricht" (Auch wenn das so natürlich nicht korrekt ist) zunächst sinnvoll. Sie bestätigte meine Zweifel, die ich in Bezug auf Légèreté hatte. Nämlich, dass man da nur den Kopf schön hinstellt, dass der schöne Kopf aber wenig mit dem restlichen Körper zu tun hatte.

Als wir dann aber ins Detail gingen und sie mir das mit dem Dauertreiben gesagt hat, hab ich innerlich schon wieder aufgehört. Mein Pony kennt das zum Glück gar nicht und ich will das auch auf keinen Fall. Wie Kess sagt: Das stumpft ab und nervt sowohl das Pferd, als auch mich.

Aber ich bin eben aufgrund meiner fehlenden Erfahrung daran hängen geblieben: Sie meinte, das Dauertreiben sei nötig, damit das Pferd den Bauch "hebt". Und da hab ich mich dann eben gefragt, ob das
a) überhaupt das Ziel sei und
b) wie ich das bisher erreicht habe (oder eben auch nicht)

Ich bin echt ein wenig ratlos... irgendwie scheint es hier in der Umgebung auch einfach wenige gute Reitlehrer zu geben. Außerdem muss ich jetzt meiner SB schonend beibringen, dass ich bei ihr bitte keinen Unterricht mehr möchte :shy:

Aber vielen Dank für eure Antworten. Gerne auch mehr  :dops: Vielleicht hilft es ja nicht nur mir, sondern auch anderen. Am Ende hat ja jeder das Ziel, seinem Pferd gesundheitlich was gutes zu tun.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Muriel am 10. März 2021, 08:56:52

Zunächst fand ich die Anmerkungen meiner SB - die mir in diesem Fall den "FN-Unterricht" (Auch wenn das so natürlich nicht korrekt ist) zunächst sinnvoll. Sie bestätigte meine Zweifel, die ich in Bezug auf Légèreté hatte. Nämlich, dass man da nur den Kopf schön hinstellt, dass der schöne Kopf aber wenig mit dem restlichen Körper zu tun hatte.

Das sehe ich anders  :cheese:  Die Grundidee beim "Hinstellen" des Kopfes ist nämlich, dass das Pferd lernt, seinen Hals, die Halsbasis zu heben und zu tragen und damit die falsche Rotation des Rumpfes lernt zu stabilisieren, damit gerade in der Vorhand wird und damit die Kraft der Hinterhand korrekt durch den Körper gehen kann, um dann eine zielgerichtete Versammlung aufzubauen.

Aaaaber das ist eben ein wenig diffizil. Mit Mirko habe ich das damals mal probiert, es sind nur kleine Unterschiede, ob man dem Pferd hilft, den Hals richtig zu platzieren und sich korrekt zu heben, oder ob man ihm beibringt, den Unterhals durchzudrücken und den Kopf verkehrt zu heben, was dann auch keinerlei positive Auswirkung hat.
Ich habe damals auch Faverot de Kerbrech gelesen (Schüler von Baucher) was mir geholfen hat, ein Verständnis von der Sache zu bekommen, und mir erstmalig eine echte Dehnungshaltung zu erarbeiten, die eben das Heben des Brustkorbs beinhaltet und nicht einfach ein hängenlassen auf der Vorhand.

Das Nackenband sehe ich hier in untergeordneter Bedeutung, weil es das Pferd in eine falsche Spannung bringt. Die Ansprache der Bauchmuskulatur ist jedoch durchaus wichtig.

Es gibt ein kleines, unscheinbares Büchlein, dessen Titel mir gerade nicht einfällt, wo ich die Grundlagen der Bahnfiguren usw total einleuchtend erklärt fand. Ich schau nochmal nach, wenn ich wieder zu Hause bin. Das hatte mir damals sehr geholfen, das warum und wie zu verstehen von den FN-Grundlagen.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: hyxc am 10. März 2021, 12:48:15
Anja Beran (https://youtu.be/BKYYEuETvlc) hat vor kurzem was über den Hals auf Youtube gepostet. Ist mir eingefallen, als du das thematisiert hast.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: SaBo am 11. März 2021, 09:25:07
Vielen Dank Katja. Anja Beran sagt mir auf jeden Fall auch zu. Ich werde das Video gern anschauen.

Heike, du hast Recht. So hab ich es quasi auch gelernt. Ich konnte mir nur nicht vorstellen, wie ich das so fein hinbekommen sollte. Und dann kommen bei mir immer wieder Zweifel auf, ob ich überhaupt kognitiv und körperlich in der Lage bin, mein Pferd gesund zu reiten. :shy:

Ich hoffe, ich kann hier solche Fragen stellen, auch wenn hier sehr viel Verständnisschwierigkeiten offenbart werden. Ich habe bspw. einen Artikel in Feine Hilfen von Anja Beran zum Thema Paraden gelesen.
Beim Légèreté spricht man meines Wissens ja gar nicht von Paraden. Ich konnte mein Pferd zwar durchparieren, das funktionierte oft auch nur auf ein Ausatmen (wobei ich zugeben muss, teilweise war das einfach "konditioniert" und nicht die Folge von korrekter, körperlicher Hilfe, die durchs Ausatmen automatisch passiert  :lol: ) Die Schwierigkeit bestand darin, dass das Pferd nicht einfach die Beine in den Boden rammt, sondern sich hinten setzt.

So, laut dem Artikel von Anja Beran erreicht man das, in dem man mit dem Schenkel die Hinterhand "engagiert". Mittels Zügelhilfe aber daran hindert, dass das Pferd einfach schneller wird und anschließend mit dem Becken einen kurzen Moment gegen die Bewegung sitzt.

Ich habe - wenn ich meine Reiterei so Revue passieren lasse - das Problem, dass "Treiben" eben oft nicht dazu führt, dass die Hinterhand aktiviert wird. Bzw. Gegenfrage: Wäre es so leicht, einfach "nur" mit dem Bein die Hinterhand zu aktivieren, Last aufzunehmen und unter den Schwerpunkt zu treten, dann gäbe es doch nicht so viele Pferde, die auf der Vorhand laufen :juck: Sind die einfach alle abgestumpft? Da gehört doch sicher mehr dazu...

Wenn man jetzt sagt: Übergänge bspw. fördern das Pferd, hinten Last aufzunehmen, dann sind da ja aber nur die korrekten Übergänge wie oben beschrieben gemeint. Wenn es aber vielleicht daran schon scheitert... was denn dann?
Mir ist irgendwie klar, dass das nur ein Reitlehrer vor Ort richtig korrigieren kann.

Vielleicht ist es grad auch einfach die Erkenntnis, dass 6 Jahre Reitunterricht mir offenbar so gut wie nichts genützt haben. In der Theorie enorm. Aber an der praktischen Umsetzung scheitert es trotzdem.

Mein Plan ist es jetzt aber, mich mal mit den Sitzkorrekturen von Mary Wanless zu beschäftigen, Bücher von Anja Beran, Philippe Karl und die von Inga empfohlenen zu lesen und mich mittels Kamera selbst korrigieren.
Vielleicht war meine bisherige Reitlehrerin gar nicht so schlecht... aber vielleicht hat es einfach bei mir in der Umsetzung gefehlt. :tuete:

Naja. Jedenfalls muss ich immernoch meiner SB sagen, dass ich ihre Art zu reiten nicht übernehmen will. Easy.  :lol:
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Kess am 11. März 2021, 09:56:48
Das bringt dich zwar nicht inhaltlich weiter, aber: Vielen Dank, dass du deine Gedanken hier teilst. Die meisten davon habe ich selber, allerdings ohne sie jemals so direkt formuliert zu haben. Das hilft mir, mich mit dem Thema Reiten auch noch einmal zu beschäftigen. Also Danke!  :keks:
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: SaBo am 11. März 2021, 15:45:53
Vielen Dank, dass du deine Gedanken hier teilst. 

Sehr gerne  :cheese: Das ist ja u.a. auch Sinn und Zweck eines Forums, dass man Anregung bekommt.

Was mir heute noch aufgefallen ist, warum ich so eine Blockade habe: Anlehnung. Anlehnung heißt für mich banal gesagt, das Pferd tritt an die Hand/ ans Gebiss. Das, was beim Légèreté das "Genick runden" ist,  und beim FN-Reiten "Durchs Genick gehen". Mal ganz vereinfacht, oder? :juck:

Ich habe in einem anderen Forum jetzt gelesen, dass das Pferd den Kopf giraffenmäßig nach oben nimmt und die Frage, was man dagegen tun kann. Die naheliegende Erklärung ist: Dem Pferd fehlt die Balance und die Kraft, sich selbst zu tragen. Dann kommt der Rat "an der Halshaltung zuletzt zu denken, erstmal muss alles andere in Ordnung kommen". Ja, so dachte ich dann irgendwie auch. Aber in der Praxis wirkt es oft ganz anders. Da wird eben doch viel am Kopf "manipuliert".

Vielleicht lässt sich das mit meinem Beispiel oder meinem Problem nicht ganz vergleichen. Aber ich habe aktuell das Thema, dass ich mein Pferd nicht von der Vorhand wegbekomme. Mangels Fähigkeiten. Und mir kann es aktuell auch niemand so erklären, dass es sich für mich schlüssig anhört.
Wie gesagt: Meine Légèreté-Reitlehrerin sagt: Bei einer hohen Kopf-Hals-Position hebt sich quasi automatisch das Brustbein, sofern das Genick gerundet ist. Zum Runden halte den äußeren Zügel und gebe mit dem inneren Zügel "vibrierende Impulse" nach oben.
Die neue SB sagt: treibe permanent mit den Beinen, um den Bauch zu heben, dass die Hinterhand untertreten soll. Halte mit dem äußeren Zügel und "spiele mit dem inneren Zügel" ab.

Das klingt so gleich und doch so unterschiedlich. :juck:

Und ich glaube, das ist auch der Punkt, über den ich noch nie kam. Also naja. Doch. Ich hab ja mit meinem Pony schon Seitengänge geritten etc. und die auch scheinbar korrekt - laut meiner Reitlehrerin... aber ich weiß auch nicht. Trotzdem fehlt meinem Pony der Trapezmuskel und trotzdem läuft er überwiegend auf der Vorhand.

Gut. Zugegeben. Nach 3 Monaten quasi gar nicht geritten und davor sicherlich 2 Monate mit kaum bis garkeinem Unterricht...

Was mir tatsächlich so ein bisschen fehlt, ist ein Leitfaden.

Aber ich hab jetzt zumindest mal ein paar Bücher bestellt. U.a. auch zwei über die Mary-Wanless-Methode.  :dops: Jetzt muss ich sie nur noch lesen, gell?  :cheese:

Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Muriel am 12. März 2021, 13:31:04
Zitat
Wie gesagt: Meine Légèreté-Reitlehrerin sagt: Bei einer hohen Kopf-Hals-Position hebt sich quasi automatisch das Brustbein, sofern das Genick gerundet ist. Zum Runden halte den äußeren Zügel und gebe mit dem inneren Zügel "vibrierende Impulse" nach oben.

Der Knackpunkt bei dem Satz ist "Quasi automatisch". Wenn ich Dir sage, geh mit den Händen auf den Boden und bring Deine Füße nach oben", wird das auch "quasi automatisch" ein perfekter Handstand. In der Realität wirst du vermutlich den ein oder anderen (oder auch 100) Versuche brauchen, bis Du einen frei gestandenen Handstand für sagen wir mal, 2 Sekunden, hin bekommst.  :baehvogel:  (frei gewähltes Beispiel, das für mich exemplarisch wäre. Will dir keine absolute Unsportlichkeit unterstellen und gehe nur von mir aus)

Das "Heben des Brustkorbs" ist eine gymnastische Anforderung und eine Kraftübung. Schon alleine das Heben ohne Reiter drauf ist für viele Pferde eine anspruchsvolle Übung, die nach und nach bei guter Übung kommen kann. Mit Reiter drauf gleicht es zunächst dem berühmten Baron Münchhausen, der sich selbst am Schopf aus dem Sumpf zog. Oder so.
Wenn ich also das Genick runde, und dem Pferd sage "hebe dich!" und das Pferd dazu in der richtigen Haltung ist (wie ich weiter oben geschrieben habe, kann es auch komplett in die falsche Richtung gehen), dann ist es ein kurzer Moment, in dem das Pferd evtl die Halteschlinge des Rumpfes zwischen den Vorderbeinen anspannen kann. Wenn man also die Idee von "nach oben" bekommen kann, lobt man sofort, lässt den Hals los und reitet wieder am etwas längeren Zügel, damit sich das Pferd ausruhen kann.
Sehr viele von diesem Momenten ergeben dann möglicherweise eine verbesserte Rumpfhaltung. Aber das kann man nie isoliert betrachten. Die Halteschlinge alleine kann den Rumpf nicht tragen, dazu braucht es die Gesamtheit der Bauchmuskulatur und eine vernünftige Kraftübertragung über die Hinterhand /Lende in den Rücken. Alles drei zusammen ergibt dann ein leichteres Pferd, was balancierter wird und irgendwann versammlungsbereiter.
Bauchmuskulatur und Lende/Rücken werden durch die Seitengänge angesprochen - aber auch hier muss es richtig gemacht sein, damit es nutzbringend ist auf Dauer. Zuviel Seitwärts, Zuviel Abstellung, zuviel oder zuwenig Vorwärts, und das Pferd bewegt nur die Beine dekorativ, aber es hat keinen Effekt.
Generell gilt, je weniger man möchte, desto richtiger wird es.

Zitat
Die neue SB sagt: treibe permanent mit den Beinen, um den Bauch zu heben, dass die Hinterhand untertreten soll. Halte mit dem äußeren Zügel und "spiele mit dem inneren Zügel" ab.
Ja, der Gedanke ist ähnlich. Das Prinzip ist aber hierbei ebenfalls: Bringe das Pferd in eine Form, und dann wird es mit der Zeit lernen, darin geschickter und kräftiger zu werden. Und weil es das noch nicht kann, muss man die Bauchmuskulatur permanent ansprechen, damit es das irgendwie hinbekommt. Kann man machen, aber ist halt auf Dauer nicht so förderlich, weil das Pferd es nicht selbst lernt.
Richtig (aus klassischer Sicht) ist aber, dass die Form (Pferd in "Beizäumungshaltung") sich durch die richtige Balance, Geschicklichkeit und Kraft ergibt und nicht hergestellt werden muss durch "Abspielen" (gräßliches Wort   :confused:  )
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: AbbeyWood am 12. März 2021, 15:13:33
Es ist halt wirklich schwer das in "Schubladen" zu stecken  :confused:
Ich kann garnicht sagen nach welcher Reitweise ich reite - ich kenne mich da viel zu wenig aus.

"Dauertreiben und innen abspielen" ist für kurze Zeit bei manchen Pferden sicher sinnvoll - aber allgemein halte ich inzwischen nichts mehr von diesem endlosen Runden traben bis das Genick nachgibt. Wenn das Pferd nicht vernünftig antraben oder traben kann, dann hat das eine Ursache. Vielleicht hilft bei manchen wirklich 10min Traben - ich hab aber eher das Gefühl, dass die Pferde müde werden und die Qualität der Bewegung eher abnimmt.

Wichtig ist mir, dass das ganze Pferd betrachtet wird. "Wenn der Kopf hoch ist, ist auch der Brustkorb angehoben" ist genauso stark vereinfacht wie "wenn die Hinterhufe untertreten ist der Rücken gewölbt"... Das kann sein, aber nur wenn das Pferd das auch so gelernt hat.


Zum Problem:
Wenn das Pferd auf der Vorhand hängt, ist es meiner Meinung nach hilfreich den Schritt zu versammeln. Zu Beginn an der Hand wird der Schritt verlangsamt.. richtiger Zeitlupen- Schritt mit hohem Kopf (wobei eher "normaler Kopf" = Nase auf Brusthöhe). Und da Training am effektivsten ist, wenn Belastung und Pausen sich abwechseln, wird das aufglöst, indem das Pferd sein Tempo gehen kann und den Hals strecken wohin auch immer. Das ganze wechselt dann mit Schulterherein, rückwärts, anhalten evtl antraben, wobei jede Anfrage aus dem Zeitlupenschritt gestellt wird.
Bei Abbey  war es so, dass sie dadurch riesig wurde. Sie ist 10cm gewachsen und die ganze Ausstrahlung hat sich verändert. So ist es auch mit Apollo. Der beginnt zu brummeln wenn man die Zügel aufnimmt und fühlt sich richtig großartig. und DAS ist für mich das Ziel. Das Pferd soll psychisch und körperlich profitieren.

Als Lesetipp: Gymnastizierende Arbeit an der Hand von Oliver Hilberger.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: SaBo am 16. März 2021, 08:23:02
Liebe Heike,

danke für deine ausführliche Erklärung. Im Prinzip sagst du, was ich ohnehin schon gedacht habe. Nur eben physiologisch erklärt.  :cheese: Da komme ich doch dann immer wieder an den Punkt, dass Reiten so unglaublich anspruchsvoll ist, dass ich mich frage, ob ich das je lerne. Im Prinzip bräuchte man einen Reitlehrer, der das genau richtig erklärt und ein Pferd, das fein ausgebildet ist und bei dem man fühlen lernen kann. Wenn man beides nicht hat, wird es schwer...  :tuete:

@Abbeywood: Das was du beschreibst, hab ich auf einer Facebookseite von einer Konstanze Kopta gesehen. Ich hab das noch nie live gesehen und außer dieser Gruppe/Seite noch keinerlei Berührungspunkte damit gehabt. So ein Zeitlupenschritt würde ich mir erstmal gar nicht zutrauen, weil ich befürchte, dass ich genau das Gegenteil von dem erreichen würde, was du beschreibst. Aber das liegt natürlich auch an meinem "Unvermögen".

Und genau das was du im ersten Satz schreibst - dass es stark vereinfacht ist - stimmt natürlich auch. Aber was ich mich dann doch immer wieder frage: Warum gibt es so wenige Menschen, die das wirklich detailliert beschreiben können?
Meine Reitlehrerin nach Légèreté hat das teilweise schon auch gemacht: Wie es sich anfühlt, wenn das Hinterbein auftritt, wo man es spürt und was man dort spürt und dann konnte ich die Augen zumachen und schauen, ob ich das  gleiche fühle.

Und ich brauche es genau so für jede Aktivität. Meine Reitlehrerin konnte das teilweise auch gut. Keine Frage, da hat sie sich schon sehr viel Mühe gegeben. Ich konnte es wohl nur nicht gut umsetzen und bin ins quetschen gekommen. Auch wenn sie das dann wieder bemerkt hat... :juck:
Ich denke, sie hat mich da manchmal ein bisschen überfordert, wobei sie da auch immer wieder sagte "Mut zur Lücke". Aber bei mir hat es oft dazu geführt, dass ich quasi aufgehört hab zu reiten und wenn sie etwas gesagt hat, die Bewegung entsprechend übertrieben ausgeführt hatte.


***

Aber ich wollte mich auf jeden Fall bei Inga noch für den Tipp mit Mary Wanless bedanken.  :keks: Ich höre da den Podcast von Verena Jennewein und habe eines der Bücher angefangen und da ist es genauso, wie ich es mir wünsche. Mache das - fühle das.  :dops:

Und mein aktuelles Fazit ist: Der Grundgedanke des Légèretés finde ich nicht verkehrt. Ich dachte eine zeitlang, dass so was wie Schulterherein, Travers, Traversale viel zu viel für mich ist und dass ich doch erstmal an den Basics arbeiten muss. Da hab ich dann die Skala der Ausbildung vor Augen gehabt. Soweit ich das verstanden habe, sind dort diese Seitengänge eher versammelnd gemeint und kommen erst am Ende. Da hatte ich deswegen einen Knoten im Kopf. Dass aber dann die Légèreté damit die Hankenbeugung erreichen will und damit das Gewicht auf die Hinterhand leuchtet mir ein.

Ich weiß jetzt noch nicht, wie ich weitermache. Ich werde aber meinen Sitz und die Hilfengebung an die "Erklärungen" von Mary Wanless anpassen und mich selbst mit Videos korrigieren und wenn ich das Gefühl habe, hier verbessere ich mich, dann kann ich evtl. wieder Unterricht bei meiner alten Reitlehrerin nehmen. Mal schauen.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: Muriel am 16. März 2021, 21:20:43
Liebe Heike,

danke für deine ausführliche Erklärung. Im Prinzip sagst du, was ich ohnehin schon gedacht habe. Nur eben physiologisch erklärt.  :cheese: Da komme ich doch dann immer wieder an den Punkt, dass Reiten so unglaublich anspruchsvoll ist, dass ich mich frage, ob ich das je lerne. Im Prinzip bräuchte man einen Reitlehrer, der das genau richtig erklärt und ein Pferd, das fein ausgebildet ist und bei dem man fühlen lernen kann. Wenn man beides nicht hat, wird es schwer...  :tuete:


Auch ich bin nicht allwissend zur Welt gekommen (und bin eh da noch weit entfernt davon  :lol: ) Wenn man sich "einfach" stets bemüht, für sein Pferd das Beste und Richtige zu wollen, dann ist das auch ok so. Mehr erwartet niemand. Und Du machst Dir ja viele Gedanken und willst lernen - das dauert halt. Ich habe auch lange und immer wieder und auch immer wieder neu gesucht, von wem ich lernen möchte und kann - auch da waren Irrwege dabei und Sackgassen, und dann habe ich Mirko um Verzeihung gebeten, und versucht einen besseren Weg für uns zu finden. :nixweiss:

Und ja, wenn man mit diesem Anspruch dran geht, dürfte überhaupt niemand ein Pferd haben, aber wir haben sie nunmal  :cheese: also dürfen wir auch von ihnen lernen.
Titel: Re: Klassische Reitweisen - Gemeinsamkeiten, Unterschiede
Beitrag von: AbbeyWood am 16. März 2021, 22:55:22
Und was befürchtest du, was passiert wenn du es einfach mal probierst? :juck:
Das Pferd sagt dir meistens ja ob das cool oder komplett dämlich ist. Und wenn du nicht täglich für 2h komplett falsche Dinge machst geht da auch kein Pferd kaputt :juck:

Natürlich ist ein guter Reitlehrer besser, ich würde da einfach alle aus der Gegend mal kommen lassen und ausprobieren. Aber bevor man garnichts macht und nicht weiterkommt, würde ich einfach verschiedenstes ausprobieren. Mit Hausverstand, nicht übertrieben und mit Gefühl fürs Pferd stirbt niemand, aber man lernt unheimlich viel  :nick:
Und wenn es nur ist, was nicht klappt  :cheese:

aber das ist vermutlich schon ziemlich OT  :confused: